Eine Medaille ist das Ziel

2008 Morgen fliegt Jochen Wollmert nach Peking, um dort zum fünften Mal bei paralympischen Spielen zu starten. Einstellen kann sich der Tischtennis-Spieler auf eine rappelvolle Halle.

Auf gepackten Koffern sitzt Jochen Wollmert noch nicht. Zwar hat der 43-Jährige bereits eine große Tasche aufgegeben, die sich jetzt auf dem Weg nach Peking befindet. Aber von Aufbruchstimmung, geschweige denn Nervosität, ist im Haus des Wuppertaler Tischtennisspielers noch keine Spur. „Wir haben allein 24 Kilo an Kleidung und noch einmal vier weitere Kilo an Ausrüstung. Da kommt einiges zusammen“, sagt Wollmert. Am Freitag geht sein Flieger nach Peking. Für den zweifachen Familienvater sind die kommenden Paralympischen Spiele die fünften seiner Laufbahn. „Und es ist immer wieder etwas Besonderes, man freut sich darauf. Sonst würde ich das ganz sicher auch nicht machen“, erklärt Wollmert, der seit 2004 für den Behindertensport (BS) Solingen aktiv ist.

Trotz seines Handicaps (Versteifungen an Hand- und Sprunggelenken) trainiert Jochen Wollmert regelmäßig mit nichtbehinderten Sportlern und nimmt auch an Wettkämpfen in der Verbandsliga teil. Seit Juli vergangenen Jahres bereitet er sich intensiv auf die Paralympics in China vor. Erstmals schnupperte der Wuppertaler 1992 in Barcelona paralympische Luft – und brachte direkt zwei Bronze-Medaillen mit nach Hause. „Eine Medaille ist auch in Peking mein Ziel, aber es wird schwer. Die Chinesen sind sehr gut, aber auch die Spanier und Ukrainer sind stark im Kommen“, macht Wollmert deutlich. 16 Spieler nehmen in der Einzel-Konkurrenz teil, 13 Mannschaften gehen bei den Team-Wettbewerben an den Start. Mit leeren Händen kam Jochen Wollmert im Übrigen von keinen Paralympics nach Hause: Seit 1996 in Atlanta sammelte er fleißig Silber und auch Gold. Und das sowohl in den Einzel-, als auch in den Mannschaftswettbewerben.

Gewachsenes Interesse

Das öffentliche Interesse an den Paralympischen Spielen hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. „Aus Barcelona berichtete damals noch das Gesundheitsmagazin Praxis. Aus Atlanta wurde sehr wenig berichtet. Erst seit Sydney wurde es dann langsam mehr“, erinnert sich der dreifache Weltmeister. Rund 100 Stunden Berichterstattung wird es von den Pekinger Spielen geben. „Das Interesse der Leute an den Paralympics war schon immer da, aber es wurde nur sehr wenig angeboten“, wundert sich Wollmert.

Die Paralympischen Spiele sind mit dem heimischen Ligabetrieb und selbst internationalen Wettkämpfen nicht zu vergleichen. „Bei einer Europameisterschaft trifft man beispielsweise nur auf Tischtennisspieler. Bei den Paralympics gibt es 20 verschiedene Sportarten. Man lernt dort viele interessante Menschen kennen“, freut sich Wollmert auf die Spiele. Während sich in hiesigen Hallen kaum Publikum verirrt, kann sich Wollmert im tischtennisverrückten China auf rappelvolle Hallen mit bis zu 8000 Zuschauern einstellen.

Sein erstes Match bestreitet er am 7.September. Um zehn Uhr Ortszeit beginnt sein erstes Gruppenspiel im Einzelwettbewerb. Bis zum 17. September kämpfen die Sportler um paralympische Medaillen. „Inzwischen muss man feststellen, dass wir uns schon sehr nahe am Leistungssport bewegen. Zumindest vom Niveau her“, erklärt der amtierende Deutsche Meister Jochen Wollmert.

(RP)
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