Handball Der veränderte Selmanovic

Beim Bergischen HC ausgemustert hat sich Elvir Selmanovic beim TV Emsdetten zum Führungsspieler entwickelt. Am Samstag trifft der Serbe in der Relegation zur Handball-Bundesliga auf seine Ex-Teamkollegen.

Sein letztes offizielles Spiel beim Bergischen HC hat Elvir Selmanovic hinter einer Glasscheibe verfolgt. In der altehrwürdigen Sporthalle am Elsäßer Platz in Wiesbaden saß der eigentlich so lebensfrohe Serbe mit norddeutschen Wurzeln mit starrem Blick da und sah wie seine Teamkollegen gegen die SG Wallau die minimale Chance auf die Teilnahme an der Erstliga-Relegation verspielten und als Verlierer das Feld verließen.

Der Stachel des Frusts saß tief. Weniger wegen des ausgebliebenen Erfolgs der Mannschaft. Weniger wegen der Verletzungen, die den 31-Jährigen bereits Ende der Hinrunde der Saison 2008/09 in die Rolle des Zuschauers gezwungen haben. Nach seiner Operation am Knie kehrte er zurück und verletzte sich dann am Sprunggelenk. Elvir Selmanovic hatte gehofft, im Vergleich zu den Spielzeiten zuvor noch besser sein zu können. Stattdessen wurden ihm auf seiner Position im linken Rückraum erst Kenneth Klev an die Seite und später Joey Duin als Ersatz vor die Nase gesetzt. Der Verlierer in dem Konkurrenzkampf unter dem damaligen Trainer Raimo Wilde war Elvir Selmanovic. Er wurde ausgemustert.

Ausgerechnet jener Elvir Selmanovic ist am Samstag in der Sporthalle Berg Fidel und eine Woche später in der Wuppertaler Bayerhalle der Spieler, der dem Bergischen HC in den ersten beiden Begegnungen der Erstliga-Relegation am meisten gefährlich werden könnte. Jener Elvir Selmanovic, der erst am Tag des Trainingsauftakts als Neuzugang des TV Emsdetten präsentiert wurde, obwohl hier ausreichend Rückraumspieler unter Vertrag gestanden hatten. Er selbst hatte die Initiative ergriffen, nachdem er zu seiner Lebensgefährtin nach Versmold gezogen war und dort eine Ausbildung als Zahntechniker begonnen hatte.

Wie gut und erfolgreich er Handball spielen kann, wenn er sich wohl fühlt und man ihn das machen lässt, was er kann, hat Selmanovic in seinen ersten Spielzeiten bei den Löwen und vor allem in der aktuellen Saison beim TV Emsdetten gezeigt. 132 Feldtore und 29 Siebenmeter steuerte der in Kappeln geborene Serbe zum zweiten Platz der Emsländer im Zweitliga-Norden bei. An wie vielen Toren er mit seinen cleveren, oftmals unerwarteten Anspielen beteiligt war, ist kaum zu zählen. Wie am letzten Spieltag beim 32:31-Auswärtserfolg gegen die HSG Nordhorn gehörte Selmanovic nahezu jede Woche zu den besten Akteuren der Emsländer. Nicht zuletzt, weil er hart an sich gearbeitet hat. Auf der einen Seite hat der Vollblut-Handballer ein paar Kilogramm abgespeckt, um sie auf der anderen Seite an Muskeln wieder zuzulegen.

In der Rückrunde war der veränderte Elvir Selmanovic häufig zu Gast bei BHC-Heimspielen in Wuppertal und Solingen, wo er immer noch viele Freundschaften pflegt. Darauf wird er in den beiden Relegationsspielen keine Rücksicht nehmen können. Denn auch Emsdetten will in die Erste Liga.

(RP)
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