Lokalsport Der BHC benötigt nun alle Kräfte

Solingen · Nach der 24:31-Niederlage gegen Magdeburg gibt es Buhrufe. Das ärgert Torwart Gustavsson. Der Klub will Ruhe halten. Gestern meldete der BHC, dass Maximilian Hermann und Moritz Preuss den Verein zum Saisonende verlassen werden.

 Groß war die Enttäuschung über die Niederlage gegen Magdeburg nicht nur bei Arnor Gunnarsson.

Groß war die Enttäuschung über die Niederlage gegen Magdeburg nicht nur bei Arnor Gunnarsson.

Foto: Imago

Nach dem Abpfiff gab es die unschönsten Szenen einer insgesamt fairen Partie der Handball-Bundesliga: Pfiffe und Buhrufe von den Rängen der Klingenhalle gegen die Hausherren vom Bergischen HC, die ihre Partie mit 24:31 (12:15) gegen den SC Magdeburg verloren hatten. Die Spieler zeigten dennoch Moral, kamen trotz der sichtbaren Enttäuschung über die sechste Liga-Pleite in Serie im Mittelkreis zusammen und applaudierten in die Runde. Danach gingen die Köpfe allerdings wieder nach unten. Die Krise des BHC hält an, die Mannschaft ist erkennbar verunsichert.

Ob Pfiffe und Buhrufe der eigenen Fans da hilfreich sind? Torwart Björgvin Gustavsson, einer der Publikumslieblinge und mit elf Paraden als einziger BHC-Akteur überzeugend, hatte eine klare Antwort darauf: "Die wenigen, die uns ausgepfiffen haben, bitte ich, beim nächsten Mal zu Hause zu bleiben. Dann sollen besser nur die kommen, die voll hinter uns stehen. Wir brauchen alle Kräfte." Der Isländer war stinksauer. Er wollte nichts davon wissen, dass seine Vorderleute ihn vor allem am Ende fast schon im Stich gelassen hatten, weil sie mit leichten Fehlern im Angriff Magdeburg offenste Chancen ermöglicht hatten, sondern appellierte an den Zusammenhalt: "Es ist eine schwierige Phase, aber so eine Phase haben wir bis jetzt jedes Jahr gehabt, und wir haben sie immer überstanden. Wir brauchen jetzt Mentalität, von allen, auch von den Fans. Wir brauchen alle Kräfte."

Dass die Anhänger des BHC nach sechs Niederlagen in Serie mit dem vorletzten Tabellenplatz unzufrieden sind, ist verständlich, doch ist Unruhe selten ein guter Ratgeber. Daran erinnerte auch Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert und sagte an die Adresse derjenigen, die über die Zukunft von BHC-Coach Sebastian Hinze zu entscheiden haben: "Ich hoffe, dass man hier die Ruhe behält. Der Bergische HC hat einen sehr, sehr guten Trainer, den ich nicht nur menschlich sehr schätze. Ich mache mir keine Sorgen, dass er, wenn die Verletzten wieder da sind, auch die nötigen Punkte holt."

Einer derjenigen, der als Sportlicher Leiter Hinzes Arbeit bewerten muss, saß drei Plätze neben Wiegert - und Viktor Szilágyi sagte: "Wir werden die Ruhe bewahren, aber Gas geben und der Mannschaft alles Erdenkliche ermöglichen, dass sie aus dem Sumpf herauskommt."

Das zeigte sich während des gesamten Spiels. Nichts ging leicht von der Hand, es gab "zu viele Ballverluste" und "zu viele technische Fehler", wie die Rückraumspieler Fabian Gutbrod und Maximilian Hermann selbstkritisch richtig einordneten. Auch die Entscheidung im Spiel entsprang einem Moment, der eigentlich positiv für den BHC hätte sein müssen: Beim Stand von 20:22 in der 48. Minute kamen die Hausherren in eine doppelte Überzahl - was folgte, war der "Genickbruch", wie Wiegert es treffend nannte. Denn da kassierten die Hausherren "ein blödes Tor von rechtsaußen", wie Hinze fand. Hintergrund: Wiegert hatte bei dieser Vier-gegen-Sechs-Unterzahl seinen Keeper Jannick Green zunächst im Kasten gelassen, holte ihn mitten im eigenen Angriff aber vom Feld, auf das er Daniel Pettersson schickte - und dessen Einordnung auf rechtsaußen übersah der BHC komplett, der Linkshänder wurde freigespielt und traf zum 23:20 für den SCM. Uros Vilovski, der zuvor nur durch Fehlgriffe am Kreis aufgefallen war, erzielte zwar noch das 21:23, doch dann zog Magdeburg durch unplatzierte und unvorbereitete Abschlüsse des BHC binnen sechs Minuten auf 28:21 weg - das war es dann für die Gastgeber.

Und so war Wiegert, der zuvor gegen Hannover die höchste Bundesliga-Pleite seines Klubs (22:37) erlebt hatte, "sehr, sehr froh", denn: "Ich durfte hier noch nicht gewinnen. Das einzige Mal, als der SCM das geschafft hat, war ich nicht dabei. Umso glücklicher bin ich heute, gerade in unserer Situation." Der Magdeburger Coach fand auch: "Ich glaube, das Ergebnis täuscht zum Schluss. Bis zur 50. Minute war es ein knappes Spiel, das in beide Richtungen gehen kann." Dann kam der erwähnte "Genickbruch" für den BHC.

Dessen Trainer war natürlich "sehr enttäuscht". Hinzes Analyse: "Wir kommen gut ins Spiel, mussten aber die Abwehr stabilisieren und das Tempo von Magdeburg in den Griff bekommen. Als wir das geschafft haben, kommt leider eine Phase, wo wir unvorbereitete Abschlüsse und technische Fehler haben. Da haben wir uns vor der Halbzeit wieder rausgezogen, und danach machen wir auch da weiter, mit einer guten Abwehr und guten Abschlüssen. Aber dann kommt der Knackpunkt mit dem Sechs gegen Vier. Da haben wir angefangen nachzudenken und das verlassen, was wir vorhatten." Szilágyi: "Wir haben uns leider nicht belohnt für den Aufwand und ein bisschen den Glauben verloren. Das ist der Gesamtsituation geschuldet. Wir müssen uns schnell wieder belohnen."

Gestern meldete der Verein, dass Maximilian Hermann und Moritz Preuss ihre auslaufenden Verträge nicht verlängern und den BHC zum Saisonende verlassen werden. Einen neuen Verein scheint das Duo bereits gefunden zu haben. Nach Informationen der Morgenpost wechseln beide zum VfL Gummersbach.

(ame)
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