Sportlerwahl Das neue Zeitfenster

Solingen · Die dreifache "Sportlerin der Saison" Jessica Mager blickt auf ein Jahr voller Veränderungen zurück. Sogar ans Aufhören hat die Sportschützin gedacht.

 Als Sportschützin des Luftgewehr-Bundesligisten Post SV Düsseldorf gehört Jessica Mager zum "Stockheim-Team Rio", in dem Sportler im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 gefördert werden.

Als Sportschützin des Luftgewehr-Bundesligisten Post SV Düsseldorf gehört Jessica Mager zum "Stockheim-Team Rio", in dem Sportler im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 gefördert werden.

Foto: Harald Gehring

Eine Medaille bei den Olympischen Spielen hätte Jessica Mager ins Grübeln gebracht. "Ich weiß nicht, ob ich wirklich aufgehört hätte. Ich habe jedenfalls intensiv darüber nachgedacht, mich vom Leistungssport zu verabschieden, wenn in London Gold, Silber oder Bronze herausgesprungen wäre." Ein Jahr danach ist die 25-Jährige froh, ihr Luftgewehr nicht beiseitegelegt zu haben. "Mit würde etwas fehlen, wenn ich nicht häufiger mit den ganzen Leuten aus dem Nationalkader unterwegs wäre."

Dabei hat die Solingerin vier Wochen ganz auf das Sportschießen verzichtet und erfahren, dass sie es nicht vermisst hat. Zwei Wochen nach den Olympischen Spielen hatten noch die Deutschen Meisterschaften angestanden, wo sie sich hinter Sonja Pfeilschifter den Vize-Titel gesichert hatte. "Auf der Heimfahrt habe ich realisiert, wie plötzlich der ganze Druck von mir abgefallen war und ich wusste: Ich habe jetzt frei." Nach dem Tief hat sich Jessica Mager irgendwann doch gefreut weiterzumachen. Weil sie aber wusste, "das Pensum halte ich nicht noch einmal vier Jahre durch", ist Jessica Mager mit ihrem Trainer einen befreienden Kompromiss eingegangen. Der Verzicht auf die Kleinkaliber-Disziplin und die volle Konzentration auf das Luftgewehr haben ihr ein völlig neues Zeitfenster geöffnet. So wurden die Trainingsstunden halbiert, und auf Wettkämpfen ist die Groß- und Außenhandelskauffrau nur noch drei und nicht mehr fünf Tage unterwegs. "Ich habe jetzt wieder mehr Zeit für meine Familie und meine Freunde."

Die dreifache Gewinnerin bei der Sportlerwahl unserer Zeitung hat im Jahr eins nach Olympia international zwar keinen Podestplatz erreicht, sich aber fast jedes Mal als beste Deutsche behauptet. "Es war ein verdammt schwieriges Jahr für alle, weil uns das neue Reglement zu vielen Veränderungen gezwungen hat" – von der Kleidung über das Gewehr bis hin zum Wettkampf selbst. Während andere Athleten ihre alten Jacken und Hosen nur haben umändern lassen, hat sich Jessica Mager gleich neu und damit regelkonform eingekleidet. "Irgendwann passt sich die Kleidung dem Körper an. Bis das aber passiert, kostet es viel Kraft, gegen das starre Material anzugehen."

Trotzdem stand die souveräne Qualifikation für die Europameisterschaften, bei der sie nach neuem Modus auf Platz vier landete. "Auf der einen Seite war ich zufrieden mit dem Ergebnis, auf der anderen Seite aber auch traurig, weil ein vierter Rang immer blöd ist." Zuletzt beim Weltcup in Grenada (Spanien) war die Solingerin mit einem deutlich besseren Ergebnis als bei der EM auf Platz 20 weit davon entfernt, das Finale der besten Acht zu erreichen. "Man merkt halt, dass sich alle an das neue Regelwerk und ihre Klamotten gewöhnt haben."

(RP)
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