Baseball Das dramatischste Spiel der Vereinsgeschichte

Solingen · Auch wenn die Alligators-Baseballer das zweite Finalspiel mit 0:9 verloren haben, wird der 2:1-Sieg im ersten unvergessen bleiben.

 Tanner Leighton war Held des ersten Spiels, im zweiten aber auch machtlos.

Tanner Leighton war Held des ersten Spiels, im zweiten aber auch machtlos.

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Die Solingen Alligators und die Heidenheim Heideköpfe befinden sich im zwölften Durchgang des ersten Finalspiels um die Deutsche Meisterschaft. Tanner Leighton geht an den Schlag - knapp fünf Stunden, nachdem die Partie begonnen hat. Eigentlich müsste das Baseball-Duell des Nord- gegen den Südmeisters längst vorbei sein, doch es steht 1:1 und ein Sieger muss gefunden werden. "Ich habe gewartet, bis mir der Pitcher einen Curve-Ball wirft", wird Leighton später sagen. "Ich habe den ganzen Tag schlecht gegen die langsamen Würfen ausgesehen. Das wussten sie."

 Im Nieselregen begann das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Wayne Ough hat die Chance zur Führung gleich im ersten Durchgang. Der Australier spurtet an der dritten Base vorbei und versucht die Home-Plate zu erreichen. Er wird es nicht schaffen und von den Heidenheimern ausgeworfen.

Im Nieselregen begann das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Wayne Ough hat die Chance zur Führung gleich im ersten Durchgang. Der Australier spurtet an der dritten Base vorbei und versucht die Home-Plate zu erreichen. Er wird es nicht schaffen und von den Heidenheimern ausgeworfen.

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Der US-Amerikaner dreht den Spieß um. Die ersten beiden schnellen Würfe von Heideköpfe-Pitcher Johannes Krumm, lässt er passieren. Beim dritten Wurf bekommt Tanner Leighton den langsamen, in einem Bogen, einer Kurve, fliegenden Ball - und erwischt ihn voll. Die Kugel donnert vom Schläger unaufhaltsam aus dem Baseballpark am Weyersberg hinaus über den Begrenzungszaun im Außenfeld. Und die Stimmung kocht über. Der Homerun zum 2:1-Sieg entlädt Emotionen, wie sie sogar bei den Zuschauern am Weyersberg noch nie da gewesen sind. Tanner Leighton deutet auf seine Eltern, während er die Bases umrundet und von der Mannschaft frenetisch in Empfang genommen wird. Die waren extra aus den USA angereist, um ihren Sohn spielen zu sehen, mussten aber gestern wieder abreisen. "Das war ein ganz nettes Abschiedsgeschenk", freut sich Leighton.

Doch das erste Finalspiel wird nicht nur aufgrund des so genannten Walk-Off-Homeruns in Erinnerung bleiben. Die gesamte Partie hatte alles, was ein Baseballspiel ausmacht. Es begann mit dem Werfer-Duell zwischen Harry Glynne auf Solinger und Luke Sommer auf Heidenheimer Seite. Beide schenkten sich nichts. Im fünften Durchgang gingen die Heideköpfe durch einen Treffer von Sascha Lutz in Führung. Der war es auch, der wenig später Daniel Sanchez einen Homerun gestohlen hat, indem er die Kugel am Außenfeldzaun noch heruntergepflückt hat.

Trotzdem kamen die Alligators zurück. Markus Stryczek legte vor mit einem mächtigen Schlag und erlief dabei gleich die zweite Base. Es folgte eine etwa 90-minütige Regenunterbrechung. Erst dann schlug Moritz Buttgereit seinen Mitspieler zum 1:1 nach Hause. Für die Alligators stand inzwischen André Hughes auf dem Mound. Der Solinger zeigte seine ganze Klasse. Fünf Durchgänge hielt der Pitcher die Heidenheimer kurz und erhielt dazu sagenhafte Unterstützung der Felddefensive. Ein Hechtsprung von Dustin Hughes an der dritten Base, ein weiterer von Wayne Ough an der zweiten, und unglaubliche Rettungstaten von Tanner Leighton und Moritz Buttgereit im Outfield sorgten für mächtig Frust beim Gegner.

Unter dem Hochdruck der drohenden Niederlage wirkten alle Spieler des Alligators-Kaders voll auf der Höhe. Bereits im zehnten und elften Abschnitt hatten die Solinger gute Chancen zum Sieg, doch der entscheidende Treffer fehlte. So musste André Hughes immer wieder für einen weiteren Abschnitt auf den Wurfhügel. "André ist einer der mentalstärksten Menschen, die mir je über den Weg gelaufen sind. Das hat er heute wieder einmal bewiesen", betont Trainer Norman Eberhardt. Bereits Mitte des zwölften Innings zeigte Hughes Emotionen und jubelte kurz, als er den dritten Schlagmann der Heideköpfe ausgemacht hat. Dann kam Tanner Leighton, und der Rest ist Geschichte.

(RP)
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