Boule Boule-Spieler sind echte Virtuosen

Solingen · Der Boule Club der Klingenstadt hat Nachwuchssorgen. Um mehr Solinger für den Sport mit den Kugeln zu begeistern, veranstaltete der Verein am Wochenende auf den Bahnen im Freibad Ittertal einen Aktionstag.

 Auf ihrem Aktionstag im Freibad Ittertal stellten die Mitglieder des Boule Club Solingen allen interessierten Besuchern ihren Sport vor. Hier spielen (v.l.) Gitta Ruhrberg, Axel Weuffen, Christine Ansorge und Stane Kavcic eine Runde.

Auf ihrem Aktionstag im Freibad Ittertal stellten die Mitglieder des Boule Club Solingen allen interessierten Besuchern ihren Sport vor. Hier spielen (v.l.) Gitta Ruhrberg, Axel Weuffen, Christine Ansorge und Stane Kavcic eine Runde.

Foto: Stephan Köhlen

Mit Leichtigkeit lässt Wolfgang Ansorge die Metallkugel über die Fingerkuppen abrollen. Das Spielgerät beschreibt im Flug eine kleine Kurve und landet Millimeter neben der Zielkugel. Bei meinem Besuch des "Aktionstages Boule" im Ittertal wird mir schnell klar, dass ich es mit echten Virtuosen zu tun habe.

"Schon mal gespielt?" fragt Ansorge, Vorsitzender des veranstaltenden Boule Club Solingen 1992 beiläufig. "Ein bisschen Boccia im Urlaub", antworte ich und frage direkt nach der Abgrenzung von "Boule" zu "Pétanque." "Wer in der Freizeit spielt, boult, Wettkampfspieler spielen Petanque", erklärt Ansorge. Der 53-Jährige nahm bereits an einer deutschen Meisterschaft in Konstanz teil. Bei provenzalischer Sommerhitze bringt er gemeinsam mit seinen Vereinskollegen jedem interessierten Besucher den französischen Nationalsport näher.

"Wir spielen gemeinsam", sagt Wolfgang Ansorge und macht mich schnell mit der Konkurrenz bekannt. "Beim Boule duzt man sich", erklärt Willi, der die Sportart seit 15 Jahren betreibt. Er tritt mit seinem Kollegen Raymond gegen Wolfgang und mich an. Der Vereinsvorsitzende überreicht mir zu Beginn des Spiels einen blauen Stofflappen. Der ist jedoch nicht als Schnupftuch vorgesehen, um mich im Falle einer bitteren Niederlage zu trösten, sondern um die Kugeln nach dem Wurf von Staubresten zu säubern.

Wolfgang wirft das "Schweinchen", wie die kleine hölzerne Zielkugel genannt wird, etwa sechs Meter weit. Da muss ich nun so nah wie möglich herankommen. Erwartungsgemäß geht mein erster Wurf gleich gründlich daneben. "Der Schwung muss mehr aus dem Arm kommen", rät Willi. Tatsächlich gelangen meine Kugeln zumindest ab und an in die Nähe der "Sau", wie die Mitspieler liebevoll sagen. Besonders profitiere ich aber von der Fertigkeit meines Kollegen, die unseren Punktestand auf elf zu eins nach oben schraubt. 13 Punkte würden den Sieg bedeuten. Inzwischen ist Besucherin Erika ins gegnerische Team gerückt, während Raymond sich um andere Gäste kümmert. Plötzlich wird es wieder eng. Vor allem Willi wirft seine ganze Erfahrung in die Waagschale. Seine Spezialität an diesem Nachmittag heißt "Schießen": Mit zermürbender Präzision entfernt er unsere mühsam platzierten Kugeln wieder aus dem Umkreis des Schweinchens. "Muss das sein?", fragt Wolfgang mit gespielter Gereiztheit. "Jawoll!", antwortet Willi verschmitzt. Bei großen Turnieren dauerten solche Spiele manchmal eineinhalb bis zwei Stunden, erzählt Wolfgang. Wir sind nach etwa einer Stunde am Ende — und haben trotz unserer zwischenzeitig hohen Führung noch mit elf zu 13 verloren.

Als Trostpreis darf ich mein Staubtuch und ein kleines Schweinchen mit nach Hause nehmen — und gelobe, im nächsten Urlaub ein wenig zu üben.

(ied)
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