Lokalsport BHC entzaubert Erlangen nach der Pause

Solingen · Angeführt von Arnor Gunnarsson und Viktor Szilágyi gibt es im letzten Spiel des Jahres einen verdienten 32:27-Heimsieg.

In der Halbzeit der Bundesliga-Handballpartie zwischen dem Bergischen HC und dem HC Erlangen wurde es emotional: Ann-Kathrin nahm unter Tränen den Heiratsantrag ihres Carsten an, die Fans in der Wuppertaler Unihalle applaudierten gerührt. Kurz davor hatte sie noch ein Spieler von den Sitzen gerissen: Arnor Gunnarsson hatte mit seinem Treffer aus der nahezu unmöglich erscheinenden Distanz von fast 20 Metern den Ball mit Ertönen der Schlusssirene im Erlanger Tor untergebracht und so den 13:13-Halbzeitstand besorgt. Am Ende gewann der BHC die umkämpfte Partie mit 32:27.

Der Tag hatte durchwachsen für die "Löwen" angefangen: Zwar kamen in Alexander Oelze, Moritz Preuss und Milos Dragas die drei zuletzt angeschlagenen Akteure zurück, doch in Fabian Gutbrod fiel ein wurfgewaltiger Halblinker mit einer Zerrung im Hüftbeuger aus. So musste Oelze direkt wieder über die komplette Distanz im Angriff ran, obwohl ihm die Zerrung im rechten Ellbogen noch anzumerken war. Der gerade erst von einer Grippe genesene gelernte Halblinke Dragas blieb ganz draußen.

Die offensive 5:1-Deckung der Gäste dürfte allerdings auch nicht die Abwehrformation sein, gegen die der etwas hüftsteife Serbe zu großer Form hätte auflaufen können. Die Hausherren versuchten diese mit schnellem Parallelspiel und Übergängen von den Außenpositionen zu knacken, zudem suchten sie vor allem in der Anfangsphase immer wieder Max Weiß am Kreis, was zunächst gut funktionierte. Auf der Gegenseite biss sich Erlangen lange die Zähne an der aggressiven 6:0-Deckung der Bergischen aus, erst nach rund vier Minuten gelang den Gästen das erste Tor. Und da sich hinter der Abwehr Torwart Björgvin Gustavsson mehr und mehr steigerte, hätte die Partie schon früh entschieden sein können - war sie aber nicht.

Das lag daran, dass sich die Hausherren im dritten Spiel binnen sechs Tagen immer mal wieder Auszeiten nahmen, so etwa kurz vor der Pause, als sie ihren 12:10-Vorsprung nicht ausbauten: Zunächst verkürzte Martin Stranovsky bei angezeigtem Zeitspiel, das die schwachen Schiedsrichter Philipp Dinges und Daniel Kirsch einmal mehr viel zu lange laufen ließen, dann traf nach einem Fehlwurf und einem Fehlpass des ansonsten starken Viktor Szilágyi zweimal Ole Rahmel für die Gäste. Gunnarsson besorgte aber wie erwähnt noch den Ausgleich.

Und dieser Stimmungsmacher sorgte mit dafür, dass die "Löwen" die Partie letztlich ungefährdet zu ihren Gunsten entschieden. Zwar gingen die Gäste nach einem Fehlwurf und einem Fehlpass von Oelze nach Wiederbeginn mit zwei Toren in Führung, aber der 30-Jährige machte diese beiden Patzer auch mit wieder wett, als er nach zwei Treffern von Kristian Nippes selbst zum 16:15 traf. Das war die Initialzündung, mit der sich die Bergischen erstmals in diesem Spiel absetzen konnten, das 23:18 durch Christian Hoße in der 45. Minute bedeutete die Vorentscheidung.

BHC-Trainer Sebastian Hinze war erleichtert, dass das letzte Spiel des Jahres, noch dazu gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, gewonnen worden war: "Das war schon schwer mit nur einem Training gegen eine Abwehr, gegen die wir länger nicht gespielt haben. Und dann noch ohne zu wissen, wer auflaufen kann. Da muss ich Ali Oelze ein großes Lob machen, der gesagt hat, seine Verletzung ist ihm scheißegal, er spielt. Ohne ihn hätten wir das heute nicht so lösen können." Lob gab es auch von Erlangens Trainer Frank Bergemann: "Der Bergische HC hat uns vorgemacht, mit welcher Leidenschaft und Inbrunst man um Punkte kämpfen muss." Hinze ergänzte: "Das war sicher das Entscheidende - dieses Mehr an Leidenschaft. Wir haben in dieser Saison zu Hause Außerordentliches geleistet. Ein Dank ans Publikum." Und das hatte ja nicht nur einen Sieg, sondern auch einen Heiratsantrag zu sehen bekommen - was für ein Abschluss des Spieljahres 2014.

(ame)
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