Bergischer Hc Zufriedenheit bleibt ein bergisches Fremdwort

Solingen · Gegen Frisch Auf Göppingen spielt der BHC zum dritten Mal in Serie 29:29 – zum ersten Mal feiert der Aufsteiger das Remis wie einen Sieg.

 Momir Rnic hat es nicht geschafft, den Direkten Freiwurf nach Spielende an der Mauer des Bergischen HC vorbeizubringen. Richard Wöss, Max Weiß, Stank Sabljic, Michael Hegemann, Kristian Nippes und Christian Hoße (v.l.) sowie Keeper Björgvin Gustavsson feiern ausgelassen den gesicherten Punkt.

Momir Rnic hat es nicht geschafft, den Direkten Freiwurf nach Spielende an der Mauer des Bergischen HC vorbeizubringen. Richard Wöss, Max Weiß, Stank Sabljic, Michael Hegemann, Kristian Nippes und Christian Hoße (v.l.) sowie Keeper Björgvin Gustavsson feiern ausgelassen den gesicherten Punkt.

Foto: Radtke

Der glasige Blick von Björgvin Gustavsson verrät viel über die Intensität dieses Erstliga-Spiels. Der Isländer schaut auf die aufs Spielfeld stürmenden Zuschauer und scheint trotzdem nichts von alledem mitzubekommen. "So eine emotionale Leistung von beiden Mannschaften habe ich selten erlebt", lässt sich der Schlussmann entlocken, der von der ersten bis zur letzten Minute hochkonzentriert zwischen den Pfosten des Bergischen HC agiert hatte. "Und die Stimmung in der Halle war echt geil." Sie habe motiviert, alles zu geben.

Mehr als 50 Minuten lang war es erstaunlich ruhig gewesen in der EWS-Arena. Was damit begründet war, dass der Aufsteiger mit seinen lang vorgetragenen Angriffen den Gegner und damit auch die rund 4400 Frisch Auf-Anhänger geschickt zermürbte. "In den letzten Spielen hatten wir immer für zehn Minuten unsere Linie verloren, hier haben wir 60 Minuten lang unseren Plan eingehalten", konnte Sebastian Hinze nach dem dritten 29:29-Remis in Serie zufrieden bilanzieren. Der Löwen-Coach freute sich, dass "die Jungs gesehen haben: Es funktioniert auch in Göppingen".

Mit einem Angriff allerdings trieb es der Aufsteiger in der entscheidenden Phase auf die Spitze. Die Schiedsrichter hatten beim Stand von 27:27 längst den Arm zum drohenden Zeitspiel gehoben, als Viktor Szilágyi, Kristian Nippes und Emil Berggren nacheinander versuchten, zum Wurf anzusetzen. Jedes Mal war ein Abwehrspieler von Frisch Auf Göppingen zur Stelle, um den Abschluss mit einem Griff in den Wurfarm zu verhindern. Jeder Foulpfiff heizte die Stimmung unter den heimischen Fans an, bis mit der Parade von Keeper Primoz Prost gegen Viktor Szilágyi schlussendlich der Pegel erreicht war, für den die "Hölle Süd" ihren Namen verdient. Es sprach vieles gegen den Bergischen HC, als Tim Kneule sogleich das 28:27 nachlegte (55.) und der zuvor so treffsichere Emil Berggren zwei Mal in Schlussmann Primoz Prost seinen Meister fand.

Sebastian Hinze hatte in der ersten Halbzeit der Killer-Instinkt gefehlt. Trainerkollege Velimir Petkovic wählte das gleiche Wort, als er die entscheidenden Szenen kurz vor Schluss analysierte. "Man hat gesehen, was passiert, wenn eine Mannschaft einen guten Lauf hat. Dann geht alles rein." Sein Team hingegen habe es verpasst, die Big Points zu machen. Tim Kneule, neben Michael Kraus der große Aktivposten bei den Schwaben, vergab ebenso die Chance, auf 29:27 zu erhöhen, wie kurz darauf Momir Rnic. Björgvin Gustavsson parierte und schickte Christian Hoße auf den Weg zum 28:28 (59.).

Mit dem Selbstvertrauen, in der Abwehr jetzt schon zum wiederholten Mal den letzten Angriff schadlos überstanden zu haben, wehrten sich die Bergischen nach Viktor Szilágyis 29:29 40 Sekunden lang geschickt gegen die mögliche Niederlage. Die Göppinger wirkten ratlos, weswegen Velimir Petkovic elf Sekunden vor Ende zur Auszeit bat. Manuel Späth mit einem Leibchen für den Einsatz als siebter Feldspieler auszustatten, blieb nur ein Täuschungsversuch. Michael Kraus sollte es richten. Der Akteur also, der mit sieben Treffern in Halbzeit zwei, kaum zu stoppen gewesen war. Nun aber gelang es Christian Hoße, den Nationalspieler auf Außen abzudrängen – auf ähnliche Art und Weise, wie Hoße selbst zuletzt bei GWD Minden und gegen HBW Balingen-Weilstetten am finalen Wurf gehindert worden war. "In den letzten zehn Sekunden geht es nur darum, ein Foul zu machen. Egal, ob man eine Zeitstrafe aufgebrummt bekommt", sagte Hoße.

Als der Ball von Momir Rnic beim Direkten Freiwurf in der Mauer hängenblieb, brach kollektiver Jubel aus. Das dritte 29:29 nacheinander fühlte sich zum ersten Mal an wie ein Erfolgserlebnis. "Es war ein Punktgewinn", urteilte Christian Hoße, um sogleich selbstkritisch zu ergänzen: "Aus der ersten Hälfte hätten wir jedoch mehr mitnehmen müssen." Zufriedenheit bleibt ein bergisches Fremdwort.

(RP)
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