Bergischer HC Wenn das Fingerspitzengefühl fehlt

Solingen · Mit einem gellenden Pfeifkonzert wurde das Schiedsrichtergespann nach der 24:25-Niederlage des Bergischen HC gegen den SC Magdeburg verabschiedet. Trugen Andreas und Marcus Pritschow tatsächlich die Hauptverantwortung ?

 Während Geschäftsführer Jörg Föste (im Hintergrund) seine Gedanken für sich behält, steht Sebastian Hinze die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Der Trainer des Bergischen HC haderte mit diversen Entscheidungen.

Während Geschäftsführer Jörg Föste (im Hintergrund) seine Gedanken für sich behält, steht Sebastian Hinze die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Der Trainer des Bergischen HC haderte mit diversen Entscheidungen.

Foto: Stephan Köhlen

Das Spiel rief Emotionen hervor, wie sie selbst bei dramatischen Handballduellen selten vorzufinden sind. Björgvin Gustavsson konnte es mehrfach nicht glauben, was Andreas und Marcus Pritschow in der Wuppertaler Unihalle pfiffen. Der Torhüter schlug die Arme über dem Kopf zusammen und unterstützte das Publikum, das die Schiedsrichter gnadenlos auspfiff. Sogar Hallenhefte flogen aus dem Zuschauerraum auf das Feld. Es war das traurige Ende einer sehenswerten Bundesliga-Partie.

Die Schiedsrichter-Diskussion wird nicht zum ersten Mal geführt. Gerade im Handball sind die Entscheidungen oft knapp, ja sogar manchmal nicht eindeutig. Pritschow / Pritschow leiteten eine strenge Partie. Die Pfiffe waren während der gesamten Begegnung hart und konsequent. Als es in der ersten Halbzeit zum ersten Aufreger kam, verwiesen sie Alexander Oelze und Viktor Szilágyi wegen Meckerns vom Feld. Auslöser war ein vermeintliches Stürmerfoul von Bartosz Jurecki, bei dem die Unparteiischen dem Magdeburger Kreisläufer aber einen Siebenmeter zusprachen.

Ob der auslösende Pfiff richtig war, ist letztlich irrelevant. Entscheidend ist, ob es nötig ist, gleich zwei BHC-Spieler vom Feld zu stellen - wohl wissend, dass dies ein erheblicher Nachteil ist, der eine enge Partie oft entscheidet. Schiedsrichter wollen oft nichts davon hören, aber es geht um Fingerspitzengefühl. Ein wenig mehr Selbstreflexion wäre wünschenswert, wenn Oelze und Szilágyi ihren Frust in Worte und Gesten packen. Die Zwillingsbrüder hätten ruhig darauf kommen dürfen, dass ihr erster Pfiff vielleicht nicht der richtige war und auf weitere Sanktionen verzichten können. Es hätte einen souveräneren Eindruck gemacht.

Die Schlussphase brachte dann das Fass zum überlaufen. Nachdem Kristian Nippes ein klarer Siebenmeter-Pfiff verwehrt worden war, flog Max Weiß wegen Meckerns runter - drei Minuten vor dem Schlusspfiff beim Spielstand von 24:24. Ungeschickter geht es nicht. Und das betrifft hier beide Seiten. Erstens hätte das erfahrene Schiedsrichtergespann die Situation nun besser lösen können und eben nicht den Fehler der ersten Halbzeit wiederholen müssen. Zweitens aber hätten die Spieler des Bergischen HC während der Partie lernen müssen. Sie wussten, dass die Unparteiischen dazu tendieren, schnell eine Zeitstrafe für Undiszipliniertheiten zu verteilen. Warum also beißen sie nicht auf die Zähne? Bei allem verständlichen Frust muss auch das klar sein. Und natürlich, dass die Pritschow-Brüder gewiss nicht absichtlich den BHC benachteiligt haben. Das wäre dann wirklich zu verurteilen.

(trd)
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