Bergischer Hc Taktische Herausforderung à la Brack

Solingen · Bei der Vorbereitung auf die heutige Erstliga-Partie gegen HBW Balingen-Weilstetten beschäftigte sich Sebastian Hinze mehr mit dem Gegner als üblich. Die Handballer des Bergischen HC werden häufig in Unterzahl verteidigen müssen.

Ein Mal in dieser Saison hatte sich die Gelegenheit geboten, einen Ball ins verwaiste Tor zu platzieren. Emil Berggren hat jedoch gar nicht erst ausgeholt, als beim VfL Gummersbach Keeper Borko Ristovski sein Gehäuse verlassen hatte, um sich in den Angriff einzuschalten. Der Schwede in Diensten des Bergischen HC hatte schlichtweg nicht damit gerechnet.

Heute wird jeder Spieler des Handball-Erstligisten wissen, dass die Wahrscheinlichkeit extrem hoch ist, dass Nikolas Katsigiannis oder Matthias Puhle nicht zwischen den Pfosten des HBW Balingen-Weilstetten stehen werden. Während fast alle Trainer auf das taktische Mittel des siebten Feldspielers lediglich in der Schlussphase zurückgreifen, um ein enges Resultat zu eigenen Gunsten zu drehen, praktiziert Dr. Rolf Brack diese Variante gerne auch mal 60 Minuten lang.

Für Sebastian Hinze bedeutete die Vorbereitung auf das heutige Heimspiel gegen die Schwaben deswegen eine Abwechslung im Trainingsalltag. "Ob es Spaß gemacht hat, weiß ich, wenn wir die Partie gewonnen haben", sagt der Trainer des Bergischen HC und lacht. Zum ersten Mal in dieser Saison musste Hinze von seinem Prinzip abrücken, sich in erster Linie auf die eigene Mannschaft zu konzentrieren. Stattdessen spielten Maßnahmen gegen den Balinger Sieben-Mann-Angriff in der Vorbereitung eine große Rolle. "Wir können nicht unser System decken, weil wir davon ausgehen müssen, in der Abwehr ständig mit einem Akteur weniger zu agieren."

Sorgen macht sich Sebastian Hinze nicht – im Gegenteil. "Ich bin zuversichtlich, weil wir in Unterzahl bislang immer gut ausgesehen haben." Zuletzt gegen GWD Minden (29:29) beispielsweise waren die Löwen in der Abwehr besonders präsent, wenn Michael Hegemann, Emil Berggren oder Benjamin Meschke Zeitstrafen absitzen mussten. Um den Mitkonkurrenten im Abstiegskampf zu bezwingen, fordert der Coach von seinen Akteuren, immer einen Schritt mehr zu machen. "Balingen schlägt man mit Abwehr und Gegenstoß. Aber nicht mit Abwehr und leeres Tor treffen."

Ein Verbot diesbezüglich hat Sebastian Hinze nicht ausgesprochen. "Die Verantwortung liegt bei den Spielern. Wenn sie treffen, ist alles in Ordnung." Mit Blick auf die Angriffseffektivität von durchschnittlich 63 Prozent müsse die Quote bei Würfen auf ein verwaistes Gehäuse deutlich höher ausfallen. "Es ist ein Unterschied zwischen HBW Balingen-Weilstetten und jeder anderen Mannschaft. Die können das, weil sie das lange einstudiert haben." Deswegen gerate die Brack-Truppe auch nicht unter Stress, wenn sie auf diese Weise einen Treffer kassiert. "Wenn wir hingegen nicht treffen, ist der Kick nach unten viel größer."

Abgesehen von ihrer besonderen Spielweise sind die Schwaben ein unberechenbarer Gegner. Mit drei Niederlagen gegen die Top-Teams aus Magdeburg, Berlin und Mannheim gestartet, befindet sich der Tabellenvierzehnte inzwischen auf Kurs. Nicht zuletzt, weil sich die Verletztenliste gelichtet hat.

(RP)
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