Bergischer HC Sechs intensive Monate im Löwen-Trikot

Solingen · Der erst im Dezember verpflichtete Kreisläufer wird für den Bergischen HC nicht mehr in der Ersten Liga auflaufen. Einen neuen Verein hat der 31-Jährige noch nicht gefunden, alternativ denkt er sogar über das Ende seiner Handball-Karriere nach.

 Fabian Bohnert (M.) hat sich für den Bergischen HC als Glücksgriff erwiesen. Als Ersatz für den an der Schulter verletzten Stanko Sabljic kurz vor der Winterpause von der SG Bietigheim geholt, hatte es "Ferris" jedoch schwer, sich dem körperlichen Niveau seiner Teamkollegen anzupassen.

Fabian Bohnert (M.) hat sich für den Bergischen HC als Glücksgriff erwiesen. Als Ersatz für den an der Schulter verletzten Stanko Sabljic kurz vor der Winterpause von der SG Bietigheim geholt, hatte es "Ferris" jedoch schwer, sich dem körperlichen Niveau seiner Teamkollegen anzupassen.

Foto: Gregor Eisenhuth

Nach nur einem halben Jahr ist für Sie seit Samstagabend die Zeit beim Bergischen HC schon wieder vorbei. Erst im Dezember als Ersatz für den an der Schulter schwer verletzten Stanko Sabljic gekommen, hatten einen sehr schweren Stand, um sich für ein längerfristiges Engagement empfehlen zu können.

Bohnert Ich glaube, mein größtes Problem war, dass ich nicht schon die komplette Vorbereitung beim Bergischen HC mitgemacht habe, sondern erst zur Winterpause zum Team gestoßen bin. Alle meine Mannschaftskollegen waren zu diesem Zeitpunkt auf einem anderen Fitnesslevel. Es ist nun mal ein Unterschied, ob ich in Bietigheim spiele oder beim BHC, wo die Ambitionen da waren, sofort wieder aufzusteigen. Und auch das körperliche Niveau für die Erste Liga war schon gegeben.

Waren im Januar die vier Wochen bis zum Rückrunden-Start zu kurz, um den Nachteil auszugleichen ?

Bohnert Es waren ja noch nicht einmal vier Wochen. Mit dem Umzug und den privaten Sachen, die noch zu regeln waren, sind mir vielleicht zweieinhalb Wochen geblieben. Das war zu wenig, um auf das gleiche Level der Teamkollegen zu kommen. Im Alter von 22 oder 24 Jahren geht das etwas leichter. Klar quält man sich als 30-Jähriger auch. Und man weiß auch, auf was es ankommt. Ich habe es versucht im Training oder in zusätzlichen Einheiten im Therapiezentrum von Carsten Walonka —leider Gottes habe ich den körperlichen Höhepunkt nicht erreichen können, den ich vor wenigen Jahren schon mal hatte.

Wenn Sie aber auf der Platte gestanden haben, waren Sie immer mit vorbildlichem Einsatz dabei.

Bohnert Ich hatte stets richtig gute Phasen unter der Woche. Und in den Spielen hat es auch immer gereicht. Aber nicht so, dass ich hundertprozentig mit mir zufrieden war. Und die Verantwortlichen waren es auch nicht.

Welche Rolle hat Max Weiß gespielt ?

Bohnert Ich hatte mit ihm einen Freund und Konkurrenten am Kreis, der für mich nur schwer zu bezwingen ist. Das Ziel war allerdings nicht, an ihm vorbeizukommen, sondern wieder Stabilität in die gesamte Deckung zu bringen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es ganz angenehm ist, einen Kompagnon neben sich zu wissen, der einen weiter bringt. Da habe ich zum Glück die Bestätigung von Max bekommen, dass er sich meiner Rückendeckung sicher war, wenn er nicht mehr konnte oder ansonsten das Feld verlassen musste.

Am Samstag gegen die SG Bietigheim haben Sie im letzten Saisonspiel noch einmal lange auf dem Feld gestanden. Haben Sie das genossen ?

Bohnert Das war super. Sebastian Hinze hätte mir gerne mehr Einsatzzeit gegeben, aber ich hatte mich kurz vor der Halbzeit an der Wade verletzt. Seppel hat mich zwar mehrfach gefragt, ob ich noch mal rein könnte. Ich wollte ja, aber es hat keinen Sinn gemacht, mit einer Prellung oder einem Muskelfaserriss zu spielen. Humpelnd wollte ich mich ja auch nicht verabschieden.

Man hat den Eindruck gewonnen, dass Sie es genossen haben, Teil dieser Mannschaft zu sein.

Bohnert Absolut. Das hat allein die tolle Verabschiedung gezeigt. Ich durfte sechs Monate beim BHC spielen. Angefühlt hat es sich wie sechs Jahre. Das ist nicht übertrieben. Dass man sich in so kurzer Zeit so wohl und integriert fühlt, ist nicht normal. Und es ist schön, immer wieder zu hören: Schade, dass Du gehen musst. Die Gesetze des Sports sind aber nun einmal so. Die Erste Liga ist ohnehin ein Kaliber für sich. Wobei ich anerkennen muss, dass das in meinem hohen Alter vielleicht auch zu viel wäre.

Jan Stochl wechselt zum HC Erlangen, Jiri Vitek zum HSC Coburg. Wohin wird es Sie verschlagen ?

Bohnert Ich hänge noch ein bisschen in der Luft. Mein Spielerberater hat schon das eine oder andere gute Gespräch geführt, allerdings liegt noch kein unterschriftsreifer Vertrag irgendwo vor. Es ist momentan alles möglich von "Gar nicht so weit weg vom BHC" über "die Grenzen Deutschlands verlassen" bis hin zu "Danke für die geile Handball-Zeit".

Warum überlegen Sie, Ihre Karriere zu beenden ?

Bohnert Das hat familiäre Gründe. Meine Freundin hat die vergangenen sechs Jahre immer hinten angestanden. Erst die Fernbeziehung nach Stuttgart, jetzt die Fernbeziehung nach Solingen. Wenn wir uns alternativ dazu entscheiden, dorthin zu ziehen, wo sie sich wohl fühlt und ihre beruflichen Perspektiven sieht, wäre sie an der Reihe.

Wo könnte das sein ?

Bohnert Wir sind momentan Nomaden. Am Mittwoch ziehe ich in meiner Wohnung in Ludwigsburg aus. Kathrin wohnt aktuell bei ihrer Mutter in Mainz, weil sie nach einem längeren Indien-Aufenthalt nicht in ihre Wohngemeinschaft zurückkehren wollte. Jetzt suchen wir ein gemeinsames Zuhause. Ich hoffe, dass sich das Wo in den nächsten drei Wochen entscheidet.

Wie sieht es mit dem zweiten Standbein neben dem Handball aus ?

Bohnert Ich bin gelernter Mediengestalter und suche jetzt in einer Agentur quasi einen Job. Ich falle also nicht komplett auf Kies, sondern nur auf Laub, wenn ich die Sportschuhe an den Nagel hänge.

GUIDO RADTKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort