Bergischer HC Plötzlich hatte er Sebastian Hinze am Telefon

Solingen · Beim Bergischen HC gibt es jetzt zwei Artmanns. Nahezu unverhofft ist Nils mit seinem Zwillingsbruder Jan sportlich wieder vereint.

"Erzähl' doch keinen Mist." Das war Nils Artmanns Reaktion auf die Nachricht seines Bruders Jan, dass Sebastian Hinze nach seiner Handynummer gefragt habe. Doch Jan, der jetzt gerade seine dritte Saison im Trikot von Handball-Bundesligist Bergischer HC beginnt, wollte ihn nicht veräppeln. Der Löwen-Trainer rief ein paar Tage später tatsächlich an. "Er suchte einen jungen Spieler aus der Region, der aber gleichzeitig auch schon etwas Erfahrung mitbringt", erinnert sich Nils Artmann.

Vier Mal trainierte der Linkshänder mit, bevor die Entscheidung feststand, dass er die Nachfolge von Richard Wöss auf Rechtsaußen antreten solle. "Ganz einfach war es nicht, weil ich noch ein Jahr meiner Ausbildung zum Industriekaufmann vor mir habe", sagt der 23-Jährige. "Aber das Gute war, dass ja auch Christian Hoße eine Ausbildung parallel zum Handball absolviert. Da das gut funktioniert, war der Verein nicht davon abgeschreckt, es auch bei mir so zu machen." Inzwischen haben sich alle Parteien geeinigt. Nur ein Mal in der Woche muss Nils Artmann das Training am Vormittag ausfallen lassen und abends nachholen.

Für den schnellen Außenspieler geht damit ein Traum in Erfüllung. Sein ganzes Leben hat er zusammen mit seinem Zwillingsbruder auf dem Feld gestanden. In der Grundschule haben die Beiden Geschmack an der Sportart gefunden, woraufhin sie sich beim damaligen Mettmanner TV angemeldet haben. In der B-Jugend folgte der gemeinsame Wechsel zur HSG Düsseldorf mit dem Gewinn der Deutschen A-Jugend-Meisterschaft vier Jahre später. "Es war das bis dahin beste, was ich sportlich je erlebt habe", blickt der BHC-Neuzugang zurück.

Es folgten Erfahrungen im Profibereich in der Ersten und Zweiten Liga bis die HSG Düsseldorf Insolvenz anmelden musste. "Wir haben in dieser Phase sehr viele Spielanteile bekommen, mussten uns aber nach der Saison neu orientieren." Zu diesem Zeitpunkt trennten sich die Wege der Brüder zum ersten Mal. Jan heuerte beim Bergischen HC an, während Nils seine Ausbildung begann und deshalb zu Drittligist SG OSC Duisburg wechselte.

Sportlich liefen die beiden Jahre für den Linkshänder hervorragend. In Duisburg avancierte er zum Führungsspieler. Gleichzeitig sah er zu, wie sein Bruder mit dem BHC in die Bundesliga aufstieg. "Ich habe es Jan wirklich immer gegönnt. Das ist nicht nur so dahergesagt", stellt Nils Artmann klar. "Aber natürlich wäre ich gerne dabei gewesen. Ich war auch so oft es ging bei den BHC-Spielen in der Halle."

Mit der jetzigen Wiedervereinigung mit seinem Bruder fügt sich alles für die Artmanns. Bereits während der vergangenen Spielzeit sind die Beiden in Solingen zusammengezogen. "Jetzt muss ich zum Training nicht mehr so weit fahren", meint er lachend. Die Entwicklung der Brüder war natürlich unterschiedlich. "Jan ist körperlich viel weiter als ich. Das ist offensichtlich. Handballerisch fühle ich mich aber ganz wohl."

In der Ersten Liga hofft Nils Artmann nun auf Einsatzzeiten. "Klar, Arnor Gunnarsson ist die Nummer Eins auf Rechtsaußen. Ich bin mir meiner Rolle bewusst", sagt der Linkshänder. "Das Gute ist, dass niemand von mir Wunder erwartet. Aber ich werde kämpfen." Denn auch diesbezüglich sei er Jan sehr ähnlich. "Wir geben beide nie auf und versuchen, das Optimum herauszuholen."

(trd)
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