Bergischer Hc Hoße haut Berlin die Hütte voll

Solingen · Der Linksaußen glänzt mit acht Toren, doch der Grundstein zum 30:25-Sieg des BHC war die großartige Abwehr.

 Auch aus dem Rückraum war BHC-Linksaußen Christian Hoße (am Ball) gegen Berlin erfolgreich. Da staunen (von links) Benjamin Meschke, Pavel Horak, Kasper Nielsen, Kristian Nippes (verdeckt) und Fabian Wiede.

Auch aus dem Rückraum war BHC-Linksaußen Christian Hoße (am Ball) gegen Berlin erfolgreich. Da staunen (von links) Benjamin Meschke, Pavel Horak, Kasper Nielsen, Kristian Nippes (verdeckt) und Fabian Wiede.

Foto: Stephan Köhlen

Christian Hoße musste etliche Autogramme schreiben - klar, nach dem Spiel! Der Linksaußen des Bergischen HC hatte acht Tore zum sensationell ungefährdeten 30:25 (19:13)-Heimsieg gegen die Füchse Berlin beigesteuert, eines davon sogar aus dem Rückraum, was für einen 1,81-Meter-Mann in der Handball-Bundesliga nicht gerade eine Selbstverständlichkeit ist. "Ich hatte ja vorher von außen einen verschossen, da dachte ich, ich werf' einen mal von neun Metern rein", flachste der 26-Jährige. Seine Quote war insgesamt richtig stark, nur zwei Fehlwürfe aus dem Spiel heraus und ein gehaltener Siebenmeter, den er aber im Nachwurf versenkte, sprechen für sich. "Als Außen lebt man davon, dass man Bälle kriegt", erklärte Hoße. "Ich bin gut reingekommen, habe in der Anfangsphase direkt zwei, drei Bälle reingemacht. Dann ist man euphorisiert und mutig und nimmt sich auch mal Schüsse aus einem kleineren Winkel."

Und die meisten saßen, egal ob von außen oder vom Kreis, wohin Hoße und sein Gegenpart auf der anderen Seite, Arnor Gunnarsson, vor allem in Unterzahlsituationen immer wieder einliefen und diesmal dort auch oft gefunden wurden. "Das kommt natürlich immer auf die Deckung des Gegners an", meinte Hoße und ergänzte: "Als Außen wirst du am Kreis ein bisschen unterschätzt. Wir versuchen da, so viel wie möglich Wirbel zu machen. Das hat heute gut funktioniert - die Berliner haben uns das ein oder andere Mal übersehen."

Unübersehbar war indes seine blitzsaubere Leistung, die umso bemerkenswerter ist, weil Hoße zuletzt weniger Spielanteile bekommen hatte - bei der Partie in Hamburg am Mittwoch, 26. November, hatte er ganz aussetzen müssen, weil er die schriftliche Prüfung zum Bankkaufmann bei der IHK absolvieren musste. "Die Phase davor war anstrengend", sagte Hoße. "Das ist schon ein Programm, jeden Tag zur Arbeit und zum Training. Aber ich kann mich nicht beklagen: Wir haben das mit der Unterstützung der Volksbank und des Vereins in den letzten zweieinhalb Jahren gut hinbekommen. Das ist alles eine Frage der Organisation."

Neben ihm avancierten Torwart Björgvin Gustavsson und der achtfache Torschütze Fabian Gutbrod, der von halblinks immer wieder Hoße in Szene setzte, zu den Matchwinnern. Alexander Hermann, der Zwillingsbruder des BHC-Halbrechten Maximilian Hermann und ab Sommer ebenfalls für die Bergischen am Ball, sprach seinem künftigen Konkurrenten im linken Rückraum ein Sonderlob aus: "Gutbrod hat ein unfassbares Spiel gemacht."

Stimmt, den Grundstein zum klaren Sieg über den amtierenden Pokalsieger hatte das Team aber einmal mehr in der Abwehr gelegt. Was in der Vorwoche bei der 28:40-Pleite in Melsungen noch der große Problembereich gewesen war, brachte nun den Erfolg. Zum einen, weil Trainer Sebastian Hinze wieder seiner üblichen offensiven Variante der 6:0-Abwehr vertraute, zum anderen, weil die Spieler die Deckungsarbeit mit einer Leidenschaft und Kampfkraft erledigten, als ob es das alles entscheidende Spiel zum Klassenerhalt wäre. Das Feuer, das die Spieler in der Abwehr entzündeten, wurde von außen immer wieder angefacht, die Akteure auf der Bank sprangen bei jedem Gegner, den Maximilian Weiß und Co. festmachten, jubelnd auf, Hinze ballte dann die Faust und feuerte sein Team an. Und all das riss das Publikum mit, das Wechselspiel funktionierte somit bestens, Fans und Mannschaft schaukelten sich gegenseitig hoch.

So lieferte der BHC eine nahezu perfekte erste Halbzeit ab, die Pausenführung von 19:13 war sensationell deutlich, aber mehr als verdient. Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson nannte die Leistung seiner Mannschaft in den ersten 30 Minuten "Katastrophe", während Hinze feststellen durfte: "Das war eine der sehr, sehr guten Halbzeiten von uns. Sicher war Berlin nicht voll da, aber wir haben es schon öfter geschafft, so eine Leistung auf die Platte zu bringen", meinte der Trainer und ergänzte mit Blick auf das 24:23 Mitte September: "Sonst schlägt man auch nicht die Rhein Neckar Löwen. Wenn wir bei der Leistung um 100 Prozent sind, ist es das, was wir als Maximum spielen können. Heute sind wir lange am Optimum geblieben." Hoße, Gutbrod und Gustavsson waren sogar noch ein Stück darüber hinausgekommen. Das war mit der aufopferungsvollen Abwehr der Schlüssel zum Sieg.

(ame)
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