Bergischer Hc Die 17 Konkurrenten des Bergischen HC

Solingen · Bei seinem Liga-Check erklärt Löwen-Kapitän Viktor Szilágyi die Teams aus Flensburg, Kiel und Hamburg zu den Favoriten auf den Titel.

Kein anderer Spieler des Bergischen HC kennt sich in der Handball-Bundesliga so gut aus wie Viktor Szilágyi. Seit 2000 hatte der Kapitän des Aufsteigers durchgängig bei einem Club aus dem Oberhaus unter Vertrag gestanden, bis er sich schließlich vor einem Jahr dem Abenteuer Zweite Liga gestellt hat. Zum heutigen Saisonstart stellt der 34-Jährige die 17 Erstliga-Konkurrenten aus seiner Sicht vor.

THW Kiel: "Traditionell setzt Alfred Gislasson beim THW Kiel auf eine extrem harte Vorbereitung, die das Team spätestens Ende September beziehungsweise Anfang Oktober über die Saison tragen wird. Nach dem personellen Umbruch wird die neue Mannschaft definitiv ihre Zeit brauchen, trotzdem wird sie wieder ganz oben mit dabei sein."

HSV Hamburg: "Der Champions League-Sieger hat sich sehr gut verstärkt. Mit diesem Kader befindet sich der HSV mit Flensburg und Kiel auf Augenhöhe."

VfL Gummersbach: "Die Erwartungshaltung in Gummersbach ist immer groß, aber nicht unbedingt realistisch, weil sich seit den guten alten Zeiten sehr viel verändert hat. Viel wird von einem guten Saisonstart abhängen, zumal der VfL ein vermeintlich leichtes Auftaktprogramm hat. Die Mannschaft hat eine gute Vorbereitung gespielt und sich als Einheit präsentiert. Geht das in der neuen Halle allerdings schief, könnten sie ähnlich unter Druck geraten wie in den beiden vergangenen Jahren. "

ThSV Eisenach: "Das Ausscheiden im DHB-Pokal gegen den Drittligisten SG Wallau lasse ich außen vor, das ist ein ganz anderer Wettbewerb. Nicht zuletzt aufgrund des kleinsten Etats wird der ThSV als Aufsteiger nur gegen den Abstieg kämpfen. Es ist damit zu rechnen, dass sie mit ihrer Heimstärke einige Punkte überraschend holen werden."

HSG Wetzlar: "Mit der Verpflichtung von Ivano Balic haben die Wetzlarer aufhorchen lassen. Wo sie mit ihm und einer runderneuerten Mannschaft stehen, wissen sie wohl selber noch nicht. Es stellen sich die Fragen: Wie gut können die zahlreichen Abgänge kompensiert werden, und wie schnell funktionieren die Systeme ? Wenn es klappt, dürfte mindestens ein guter Mittelfeldplatz herausspringen."

MT Melsungen: "Seitdem Michael Roth in Melsungen als Trainer arbeitet, hat sich sehr viel in die richtige Richtung bewegt. Nach und nach verblasst das Graue-Maus-Dasein. Allerdings scheint man auch weiterhin mit relativ wenig zufrieden zu sein. Wenn das nicht so wäre, wäre hier sicherlich deutlich mehr möglich."

TSV GWD Minden: "So wie die vorige Saison für Minden gelaufen ist, war es nicht überraschend, dass sie in der Ersten Liga geblieben sind. Auf der einen Seite profitieren sie vielleicht von ihren Erfahrungen im Abstiegskampf, auf der anderen Seite fehlt ihnen die Euphorie eines Aufsteigers, mit der in den ersten Wochen der Vorsaison einige wichtige Punkte geholt wurden. GWD wird wohl mit uns unten drin stecken."

HBW Balingen-Weilstetten: "Balingen bleibt eine unangenehme Mannschaft, weil man sich nie sicher sein kann, was einen erwartet. Rolf Brack als Trainer ist immer für überraschende Taktiken gut. Sie werden über den Kampf und ihre Physis kommen, und sie leben bei ihren Heimspielen von der Stimmung in der Halle."

Frisch Auf Göppingen: "Ich bin gespannt, wie sich der bereits feststehende Abschied von Velimir Petkovic auswirken wird. Es kann gefährlich sein. Es kann aber auch befreiend für die Mannschaft sein, wenn sie alle Kräfte freisetzt, um für ihren Trainer zu spielen. Und Mimi Kraus als Neuzugang wird sich mit Sicherheit schnell akklimatisiert haben, um das Team ins internationale Geschäft zu führen."

SC Magdeburg: "Magdeburg befindet sich auf einer Stufe mit Göppingen und wird sich mit den Schwaben um einen internationalen Platz streiten. Das große Plus ist ein starkes Kollektiv."

SG Flensburg-Handewitt: "Der Gewinn des Super-Cups gegen den THW Kiel unter der Woche war ein erstes Ausrufezeichen. Nicht zu unrecht werden die Flensburger von den Experten als Meisterschaftsfavorit gehandelt. Unter Lubomir Vranjes sind sie einen sehr positiven Weg gegangen und haben in dieser Saison den geringsten Aderlass der Spitzenteams zu verzeichnen. Spieler wie Thomas Mogensen, Mattias Andersson oder Tobias Karlsson dürfen sich nur nicht verletzten. Die tragenden Säulen sind nicht gleichwertig zu ersetzen."

TSV Hannover-Burgdorf: "In Hannover ist seriös gearbeitet worden. Der TSV hat sich stetig, konstant entwickelt und kann damit Vorbild für andere Vereine sein. Der Anspruch ist jedoch plötzlich hoch, weil man an Tabellenplatz sechs des Vorjahres gemessen wird. Die Drucksituation ist somit eine ganz andere."

Rhein-Neckar-Löwen: "Seit dem Umbruch vor einem Jahr herrscht bei den Rhein-Neckar-Löwen nicht mehr der Riesendruck. Das haben sie positiv für sich nutzen können. Mit dem eingespielten Kader dürften sie eine gute Rolle im Kampf um die Champions League-Plätze spielen."

TV Emsdetten: "Der Aufsteiger steht vor einer ganz schwierigen Saison und wird es ähnlich schwer haben wie der ThSV Eisenach. An der Seitenlinie steht mit Gennadij Chalepo ein neuer Trainer, und die Mannschaft verfügt über wenig bis gar keine Erstliga-Erfahrung.

TBV Lemgo: "Viele Leistungsträger haben den Verein in den beiden vergangenen Jahren verlassen, so dass man sich in Lemgo auf eine schwierige Saison einstellen muss. Die Qualität und Erfahrung sollte aber immer noch ausreichen, um sicher drin zu bleiben."

Füchse Berlin: "Die Füchse haben viel Qualität verloren. Mal schauen, wie viel dazugekommen ist. Ich schätze an Dagur Sigurdsson, dass er als Trainer immer das Maximum herausholt. Die Frage ist nur: Wo ist in Berlin das Maximum ?"

TuS N-Lübbecke: "Die Mannschaft hat eigentlich viele Möglichkeiten mit ihrer Qualität und Bundesliga-Erfahrung. Nur springt selten mehr als ein sicherer Mittelfeldplatz heraus, weil man sich in Nettelstedt ähnlich wie in Melsungen zu schnell zufriedengibt."

NOTIERT VON GUIDO RADTKE

(RP)
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