Analyse Der Ruf nach einer Multifunktionsarena

Solingen · Analyse Sportlich ist der Bergische HC auf bestem Weg zurück in die Handball-Bundesliga. Um die angestrebte Etablierung im Oberhaus planen zu können, benötigt der Club Signale, wo er mittelfristig seine Heimspiele austragen kann, ohne improvisieren zu müssen.

Neidisch blickt man beim Bergischen HC auf den TV Emsdetten. Nicht aber, weil der Zweitliga-Rivale seit dem Rückzug des SV Post Schwerin den Löwen die Tabellenspitze abgeknöpft hat. Der Club aus dem Münsterland genießt bei der Nutzung der Sporthalle einige Vorzüge, die man in Solingen oder Wuppertal ebenfalls genießen würde. Die Stadt weiß um den Handball als Imagefaktor und stellt die Emshalle ohne Miete zur Verfügung. Zudem ist die Halle vor Meisterschaftsspielen innerhalb einer Dreiviertelstunde hergerichtet, weil Werbebanden und Inventar vor Ort gelagert sind.

"Wir hingegen betreiben einen riesigen Aufwand, um den Spielbetrieb zu sichern, wie kein anderer Verein in den Bundesligen", sagt der künftige Manager Jörg Föste. Die Klingenhalle und die Unihalle sind zwar die offiziellen Heimspielstätten des Bergischen HC, richtig zu Hause ist der Club aber weder in Solingen noch in Wuppertal. Vor jedem Heimspiel wartet eine logistische Herausforderung, die in der Vorsaison noch größer war, weil in der Ersten Liga auch noch ein fernsehtauglicher Hallenboden verlegt werden musste. Ein Jahr hat der Verein improvisiert und sportlich bewiesen, dass nicht viel fehlt, um im Handball-Oberhaus sesshaft werden zu können. Nur wo ?

Klingenhalle wie Unihalle reichen den Ansprüchen der Zweiten Liga, nicht aber längerfristigen Planungen. "Wir haben in der vergangenen Saison beim Kartenvorverkauf erkennen können, von wo die Leute zu den Heimspielen gekommen sind." Jörg Föste hat bei der statistischen Erhebung in der näheren Umgebung ein Einzugsgebiet mit rund einer Million Einwohnern festgemacht. "Ein riesiges Potenzial für eine Multifunktionsarena", stellt der BHC-Gesellschafter fest und blickt dabei über den Handball-Tellerrand hinaus. Das aber wird in den beiden bergischen Städten nicht erkannt — wohl in erster Linie, weil schlichtweg das Geld dafür fehlt.

Nun kommt Bewegung in die Hallenfrage, weil die ursprünglich geplante Sanierung der Unihalle immer mehr auf der Kippe steht. Der 25 Jahre alte Gebäudetrakt, der auf den ersten Blick passabel aussieht, müsste für mindestens 14 Millionen Euro in Schuss gebracht werden. Ein Betrag, der jedoch nur die notwendigsten Maßnahmen abdecken würde. Bislang ist noch nicht geprüft, was der Neubau einer Campus-Arena sowie einer Dreifach-Halle kosten würde, den sowohl die Universität als auch der Bergische HC bevorzugen würde.

In Düsseldorf oder Dormagen ist der Bundesliga-Handball von der Landkarte verschwunden, weil der finanzielle Rahmen nicht gestimmt hatte. In der Region übriggeblieben ist der seriös wirtschaftende Bergische HC, der deutschlandweit als Aushängeschild des Bergischen Landes wahrgenommen wird. Damit das so bleibt, sind Signale notwendig. Sich erst konkrete Gedanken zu machen, wenn der BHC den Aufstieg sportlich geschafft hat, könnte es zu spät sein. Verstärkungen wollen schließlich nicht erst verpflichtet werden, wenn man weiß, dass in beiden Städten jeweils eine Halle zur Verfügung steht. Fürs Erste würde aus Wuppertal der politische Entschluss genügen, die Unihalle nicht schon während der Saison 2013/14 abzureißen und einen Neubau anzustreben.

(RP/rl)
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