Bergischer HC Der Genuss des unnormalen Zustands

Solingen · Der Bergische HC hat seinen dritten Erstliga-Sieg in Folge eingefahren. In einer ausverkauften Klingenhalle besiegten die Löwen den ThSV Eisenach eindrucksvoll mit 34:26. Über weite Strecken befanden sich die Gäste nicht auf Augenhöhe.

In der 25. Minute stehen die Zuschauer in der Klingenhalle erstmals geschlossen auf, um ihrem Bergischen HC Respekt zu zollen. Gerade hat Emil Berggren zum 17:8 gegen den ThSV Eisenach getroffen und die Weichen damit klar in Richtung des dritten Saisonsieges in Folge gestellt. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren hat der BHC nicht ein einziges Mal zwei Erstliga-Partien hintereinander siegreich gestaltet. Doch so gefestigt, so entschlossen und selbstbewusst wie zu Beginn dieser Spielzeit haben sich die Löwen überhaupt nur selten in seiner Vereinsgeschichte präsentiert.

Den ThSV Eisenach jedenfalls dominiert der BHC mit einer Ausnahme über die gesamte Spielzeit. Nachdem Max Weiß die Rote Karte für ein Foul an Daniel Luther gesehen hat, kommen die Gäste wieder heran. Ein 22:19 wird am Ende der knappste Vorsprung in der zweiten Hälfte gewesen sein, die die Bergischen mit einer hohen Effektivität im Angriff wieder in den Griff bekommen. In der entscheidenden Phase ist es Kristian Nippes, der sich zwei Mal durchsetzt und zum 23. und 24. Mal für die Hausherren vollstreckt. Fast sieht es so aus, als ob die Eisenacher die BHC-Handballer dazu gezwungen hätten, einen Gang zuzulegen – und das haben sie dann eben gemacht.

Natürlich ist es nicht wirklich so leicht, doch in diesen Tagen sieht es beim BHC eben einfach aus. Emil Berggren scheint in jeder Partie aus allen Lagen zu treffen. Auch gestern war der Schwede wieder neun Mal aus der Distanz erfolgreich. "Ich kenne mein Niveau, deswegen bin ich nicht so überrascht, dass es gerade sehr gut läuft", sagt Berggren selbstbewusst. "Aber dass wir jetzt so gut dastehen, überrascht mich natürlich auch." Mit 6:2-Punkten steht der Aufsteiger auf einem sensationellen fünften Tabellenrang.

"Der größte Optimist hätte uns 4:4-Punkte zugetraut", meint Stanko Sabljic. "Dass wir noch besser sind, ist umso schöner. Aber so schön es auch ist, dürfen wir nicht vergessen, dass unser Ziel der Klassenerhalt ist." Für den Kreisläufer lief die Partie im Übrigen auch persönlich hervorragend. Sechs Tore gingen auf sein Konto – einige davon fielen in der kritischen Phase. Angesichts der Tatsache, dass Sabljic aufgrund seiner schweren Verletzung zwischendurch total aus dem Fokus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden gewesen war, ist seine ausgestrahlte Souveränität und Stärke fast so überraschend wie die Gesamtleistung des BHC in den vergangenen Tagen.

"Wir dürfen den Augenblick genießen", meint Geschäftsführer Jörg Föste. Darum musste das Publikum gestern nicht gebeten werden. Sie feierten die Mannschaft schon Minuten vor dem Schlusspfiff. "Wir wissen aber auch, dass unsere jetzige Situation nicht der Normalzustand ist", erklärt Sebastian Hinze. Natürlich verspürt auch der BHC-Trainer den Stolz, den Mannschaft, Fans und vielleicht sogar das komplette Bergische Land im Moment empfinden. "Aber mir ist es wichtig, dass die Jungs es einordnen können." Der Coach möchte nicht von seinem Weg abkommen, für jedes Spiel hart zu arbeiten, um das Beste herauszuholen. "Wir dürfen keine Zufriedenheit einkehren lassen." Selbstverständlich will auch Hinze die gute Phase so lange nutzen, wie es nur geht. Doch nach einem solchen Saisonstart ist wohl klar, dass es so überragend kaum weitergehen wird.

(trd)
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