Bergischer HC Der erste Ausrutscher des sonst so selbstbewussten Aufsteigers

Solingen · Der schrille Ton der Schlusssirene war verstummt. Danach war es in der Unihalle so mucksmäuschenstill wie noch nie in der Saison zuvor. Lediglich die Jubelschreie der Spieler der TSV Hannover-Burgdorf waren zu hören, während die 2541 Zuschauer bedrückt und enttäuscht bereits zum Ausgang strömten. Die Reaktion der Fans konnte Geschäftsführer Jörg Föste nur zu gut verstehen: "Wir sind alle sehr enttäuscht, denn es handelt sich um eine Niederlage, die sich unnötig anfühlt."

Der Bergische HC hat die Messlatte mit seinen begeisternden Auftritten vor heimischem Publikum extrem hochgelegt. Gegen die TSV Hannover-Burgdorf lieferte die Mannschaft erstmals eine Leistung ab, die mit der hohen Zahl an Technischen Fehlern und Ballverlusten nicht ins positive Bild des bisherigen Saisonverlaufs passte — die Viertelstunde nach Wiederbeginn einmal ausgenommen. Trotzdem stand am Ende eine Niederlage mit nur einem Treffer Differenz (25:26), weil auch der letztjährige Tabellensechste nicht das auf die Platte brachte, was er leisten kann.

Nur deswegen ist ein ähnliches Debakel ausgeblieben, wie es der Aufsteiger gerade erst vor gut zwei Wochen in der zweiten Runde des DHB-Pokals erlebt hatte. Gegen die HSG Wetzlar hatte das Team von Trainer Sebastian Hinze auf ähnlich schwachem Niveau agiert und war dabei allerdings für jede Nachlässigkeit bestraft worden (22:28). Ein Gegner des Kalibers Rhein-Neckar Löwen, der die Bergischen am Sonntag in der Mannheimer SAP-Arena empfängt, hätte vermutlich ähnlich kurzen Prozess gemacht.

"Wir sind für ein Heimspiel emotional nicht richtig ins Spiel gekommen", resümierte Sebastian Hinze. So lässt sich erklären, warum sein Team trotz optischer Überlegenheit nicht in der Lage war, in der Anfangsphase mehr als eine Drei-Tore-Führung herauszuholen (16. / 16:3). Unerklärlich ist jedoch, wie die sonst so selbstbewusst agierenden Löwen kollektiv die Köpfe haben hängenlassen, als sie nach einer spektakulären Doppelparade von Keeper Mario Huhnstock den Ball vertändelten und einen Gegentreffer per Tempogegenstoß kassierten.

Der BHC lag nach dem famosen Start in Durchgang zwei schließlich immer noch mit zwei Treffern vorne. Selbst ein parierter Siebenmeter von Mario Huhnstock beim Stand von 21:21 konnte dem Tabellenneunten nicht die Emotionen bescheren, die für die Schlussphase wichtig gewesen wären. "Wir haben Hannover ab der 50. Minute ins Spiel geholt", stellte Jörg Föste fest.

Christopher Nordmeyer hat mit seiner Mannschaft die Geschenke gerne angenommen. "Vor zwei Jahren habe ich hier gesessen und eine bittere 28:29-Niederlage einstecken müssen." Das Gefühl habe er die ganze Zeit mit sich herumgetragen. Nach diesem Spiel könne er nun dieses Kapitel abhaken. Nun wird sich sein Trainerkollege gedanklich etwas länger mit diesem Spiel beschäftigen. Zeit hat Hinze dafür nicht. Bis Sonntag gilt es, wieder die Stärken herauszukitzeln, damit sich der Aufsteiger im ungleichen Löwen-Duell nicht verstecken muss.

(RP)
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