Bergischer HC Den Löwen droht der Tiefpunkt der Saison

Solingen · Statt sich von den Abstiegsrängen zu lösen, gerät der Bergische HC nach der 20:24-Niederlage gegen GWD Minden noch mehr unter Druck.

Die Reaktionen erinnerten an das Heimspiel gegen Eintracht Hildesheim vor zwei Jahren, als voller Zuversicht eine Niederlage nicht zur Debatte gestanden hatte. Das Schlusslicht hatte damals seinen ersten Auswärtserfolg der Saison verzeichnet und den Bergischen HC damit zum Abstieg aus der Handball-Bundesliga verurteilt. Das Schlusssignal hatte nahezu jeden Akteur aus dem Löwen-Kader in einer Starre der Frustration versetzt.

Auch Viktor Szilágyi, Jan Artmann und Benjamin Meschke verharrten nach der 20:24 (11:10)-Niederlage fassungslos auf der Stelle, auf der sie nach Ablauf der 60 Minuten gestanden hatten. Ein Großteil der Teamkollegen saß mit hängenden Köpfen auf der Mannschaftsbank. Regungslos. Es war mucksmäuschenstill in der Unihalle — so wie in den letzten Minuten der Begegnung, als kaum einer der 2750 enttäuschten Zuschauer den nunmehr seit zehn Spielen auf ein Erfolgserlebnis wartenden Aufsteiger noch antreiben wollte. Lediglich die Jubelgesänge der rund 150 mitgereisten Fans von GWD Minden waren laut und deutlich zu vernehmen.

Frenetisch hatten die BHC-Anhänger die Mannschaft noch in der Anfangsphase gefeiert, in der ihr alles gelungen war. Torhüter Mario Huhnstock war nicht zu bezwingen, seine Vorderleute warfen mit sehenswerten Aktionen eine 6:1-Führung heraus. "Was wir mit freien Köpfen leisten können, hat man hier gesehen." Löwen-Coach Sebastian Hinze musste jedoch schnell erkennen, dass es nach den ersten Veränderungen in der Abwehr des Kontrahenten vorbei war mit der Leichtigkeit. "Die Fehler, die uns dann passiert sind, passieren nur, wenn der Kopf nicht frei ist."

In den jüngsten Begegnungen hatte Sebastian Hinze stets etwas an der Defensive zu bemängeln gehabt. Jetzt war es die Offensive, in der der BHC das kampfbetonte und zerfahrene Kellerduell verloren hat. "Jeder hat die Verantwortung immer ein Stück weitergeben." Somit fehlte den Abschlüssen die Konsequenz, mit der Viktor Szilágyi, Maximilian Hermann oder Fabian Gutbrod anfangs noch ihre Treffer erzielt hatten. In der zweiten Hälfte sprangen lediglich sieben Feldtore (davon ein Abpraller nach einem gehaltenen Siebenmeter) heraus — eine mangelhafte Quote angesichts der Vielzahl an Chancen.

Geschäftsführer Jörg Föste zeigte sich enttäuscht, mahnte jedoch gleichzeitig, den Blick auf die Realität nicht zu verlieren. "Wir waren uns der Bedeutung bewusst." Gegen einen direkten Konkurrenten zu verlieren, tue allen weh. "Es sind jedoch noch zehn Partien zu spielen, und wir haben immer noch einen Vorsprung auf die Abstiegsränge." Zu diesem Zeitpunkt wusste Föste allerdings noch nicht, dass HBW Balingen-Weilstetten beim HSV Handball 26:26-Unentschieden spielen würde. Das einst so komfortable Polster des Bergischen HC hat sich damit auf ein mickriges Pünktchen reduziert. Wenn am kommenden Samstag in Balingen die Niederlagen-Serie nicht reißt, ist auch der letzte psychologische Vorteil futsch.

(gra)
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