Bergischer HC Das Glück war aufgebraucht

Bergischer HC · Fast alles hat der Bergische HC richtig gemacht – und trotzdem gab es in dieser Saison zum fünften Mal eine Ein-Tor-Niederlage. Als es darauf ankam, entpuppte sich nur der TV Großwallstadt als abgebrühter.

 Hendrik Pekelers direkter Freiwurf nach Spielende war der einzige Wurf, den der Bergische HC in der Schlussminute auf das Tor des TV Großwallstadt abgab. Der Ball blieb in der Mauer hängen, womit die 23:24-Niederlage besiegelt war.

Hendrik Pekelers direkter Freiwurf nach Spielende war der einzige Wurf, den der Bergische HC in der Schlussminute auf das Tor des TV Großwallstadt abgab. Der Ball blieb in der Mauer hängen, womit die 23:24-Niederlage besiegelt war.

Foto: Gregor Eisenhuth

Fast alles hat der Bergische HC richtig gemacht — und trotzdem gab es in dieser Saison zum fünften Mal eine Ein-Tor-Niederlage. Als es darauf ankam, entpuppte sich nur der TV Großwallstadt als abgebrühter.

Bergischer HC: Das Glück war aufgebraucht
Foto: Gregor Eisenhuth

64 Sekunden sind im Handball eine lange Zeit. So lang, dass die Schiedsrichter in der Regel irgendwann den Arm heben, um die angreifende Mannschaft zum Abschluss aufzufordern. Holger Fleisch und Jürgen Rieber kamen gar nicht auf den Gedanken, dem Bergischen HC beim letzten Angriff eines nervenaufreibenden Handball-Krimis passives Spiel vorzuwerfen. Zu sehr waren die Unparteiischen damit beschäftigt, im Acht- bis Zehn-Sekunden-Takt die taktischen Fouls des TV Großwallstadt zu ahnden. So waren die 64 Sekunden viel zu kurz.

Nachdem Max Holst von Linksaußen zur 24:23-Führung und die nur gut zur Hälfte gefüllten Frankenstolz-Arena in ein Tollhaus verwandelt hatte, geriet die Auszeit zur Pflicht. "Wir wollten in dieser Phase nicht überhastet agieren." Das habe HaDe Schmitz seiner Mannschaft auf den Weg gegeben. Gehalten hat sie sich daran. Vielleicht hätte der Chefcoach auch explizit erwähnen sollen, dass sie auch noch einmal aufs Gehäuse von Martin Galia hätte werfen sollen.

Von Schmitz kommt kein Vorwurf, stattdessen ein Lob für die clever agierenden Gastgeber: "Wir haben es doch versucht, sind immer sehr steil gegangen. Nur hat uns Großwallstadt jedes Mal sehr gut festgemacht."

Das x-te Foul erfolgte sechs Sekunden vor dem Schlusssignal. Aussichtsreich auf der linken Halbposition. Geistesgegenwärtig waren die Vorbereitungen für einen doppelten Wurfschirm eingeleitet worden. Einer war jedoch noch einen Tick abgebrühter. Moritz Schäpsmeier störte bewusst die Ausführung. Die Zeitstrafe nahm der 27-Jährige nur zu gerne in Kauf, zumal Holger Fleisch und Jürgen Rieber auf sein Handeln nicht vorbereitet waren. Als das Gespann die Entscheidung traf und die Uhr anhielt, waren fünf wertvolle Sekunden verstrichen. Hendrik Pekeler durfte sich daher nur noch mit einem direkten Freiwurf versuchen. Den zu verwandeln, gleicht im Handball einem Vierer im Lotto. Ihr Glück aber hatten die Bergischen vollends aufgebraucht.

"Der letzte Angriff war nicht entscheidend", erklärte ein deprimierter HaDe Schmitz nach der fünften Ein-Tore-Niederlage in dieser Saison. "Ich ärgere mich über das Ergebnis ungemein, weil wir fast alles richtig gemacht haben." Der BHC hatte Mitte der zweiten Halbzeit das Spiel und den angeschlagenen Gegner in den Griff bekommen. Die Großwallstädter hatten an ihren jüngsten Niederlagen gegen Gummersbach und Balingen sowie der Angst, tief in den Abstiegsstrudel geraten zu können, sichtlich zu knabbern. "So viele leichte Fehler kenne ich von meiner Mannschaft nicht", erklärte Peter David, der bereits im Training Böses geahnt hatte. Die Lockerheit habe gefehlt, was die Mainfranken mit höchstem kämpferischen Einsatz in der Abwehr wettmachten.

Ein Pfosten kann so breit sein

Wie beim doppelten Kempa-Trick im Zusammenspiel von Richard Wöss auf den genesenen Jens Reinarz zum zwischenzeitlichen 21:20 hatten die Bergischen in der Schlussphase erkannt, wie sie Lücken im Defensivbollwerk reißen konnten. Fabian Böhm hatte aus dem linken Rückraum im Mittelblock eine entdeckt, Richard Wöss kurze Zeit später eine auf Rechtsaußen. Der Pfosten eines Handball-Tores aber kann so breit sein.

(RP/rl)
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