Bergischer HC BHC entführt beide Punkte in Zeitlupe

Solingen · Nach drei deutlichen Siegen musste der Bergische HC gestern Abend bei der HSG Wetzlar um seine nächsten beiden Punkte zittern. Erst in der Schlusssekunde traf Viktor Szilágyi für den Aufsteiger mit einem abgefälschten Kullerball zum 25:24.

 Jan Artmann stand zum wiederholten Mal in dieser Saison in der Startformation, erstmals aber spielte er 60 Minuten durch. Der Linksaußen verdiente sich das mit einer hundertprozentigen Trefferquote in der ersten Halbzeit und einer sehr guten Abwehrarbeit.

Jan Artmann stand zum wiederholten Mal in dieser Saison in der Startformation, erstmals aber spielte er 60 Minuten durch. Der Linksaußen verdiente sich das mit einer hundertprozentigen Trefferquote in der ersten Halbzeit und einer sehr guten Abwehrarbeit.

Foto: Hübner

Björgvin Gustavsson eilte aus seinem Kasten, um den Mitspieler zu suchen, der gerade den vierten Sieg des Bergischen HC in Serie mit dem letzten Wurf gesichert hatte. Der glückliche Torschütze selbst aber wollte in diesem Moment nicht jubeln. Viktor Szilágyi hielt seinen Torhüter mit einer Handbewegung auf Distanz und kehrte ihm den Rücken, um sich stattdessen zu Andreas Wolff herunter zu beugen. Der Schlussmann der HSG Wetzlar kauerte auf dem Hallenboden, das Gesicht zwischen seinen Armen und Oberschenkeln vergraben. Erst nach ein paar tröstenden Worten holte sich Viktor Szilágyi die Glückwünsche für seinen Siegtreffer zum glücklichen 25:24 ab.

Knapp zwei Minuten zuvor hatte Andreas Wolff eine ähnlich unglückliche Figur gemacht, als er einen abgefälschten Ball von Viktor Szilágyi nicht zu packen bekommen hatte. In dieser Situation hatte der Schlussmann das Glück auf seiner Seite, weil das Spielgerät aufgrund der Berührung am Pfosten landete. Es wäre das 25:23 gewesen, das wohl die Entscheidung in dem umkämpften Erstliga-Duell bedeutet hätte. Im Gegenzug holte Wetzlars Coach Kai Wandschneider seinen Keeper auf die Bank, um einen siebten Feldspieler zu bringen. Die Taktik ging auf: Christian Rompf erzielte von Linksaußen den 24:24-Ausgleich.

Gut eine Minute blieb den Löwen im Anschluss für den letzten Angriff Zeit. Clever legte BHC-Coach Sebastian Hinze 33 Sekunden vor Ende die Grüne Karte zur Auszeit ab, um die festgefahrenen Angriffsaktionen noch einmal neu zu ordnen. "Wir wollten Hop oder Top spielen", sagte Viktor Szilágyi. "Entweder wir nehmen das Remis mit oder sogar beide Punkte. Auf keinen Fall sollten die Wetzlarer noch einmal eine Chance bekommen." Im Stil einer ausgebufften Mannschaft suchten Szilágyi und Co. die Zweikämpfe, um sich immer wieder mit Fouls festmachen zu lassen. Wertvolle Zeit verstrich, ehe Viktor Szilágyi zum letzten Wurf ansetzte. Wieder wurde der Ball vom Block abgefälscht, wieder hatte Andreas Wolff seine Finger dran. Nur dieses Mal rutschte ihm der Ball durch die Beine über die Linie. In Zeitlupe entführte der Bergische HC beide Punkte aus der RITTAL-Arena.

"Nach so einem engen Spiel fällt es schwer zu beurteilen, von verdient oder unverdient zu sprechen", erklärte Sebastian Hinze. Mehrfach hatte sein Team mit zwei oder drei Treffern geführt, aber nie hatte der Aufsteiger in Rückstand gelegen. "Wir hatten lange Zeit Probleme, die Aktionen über die Mitte zu unterbinden", analysierte der Löwen-Coach. Das lag auch daran, dass der Innenblock im Laufe des Spiels mehrfach in anderer Besetzung agieren musste. Stanko Sabljic sah nach einem Kopftreffer gegen Steffen Fäth in der 21. Minute eine berechtigte Rote Karte. Nach der zweiten Zeitstrafe gegen Max Weiß (34.) schonte Hinze seinen einzig verbliebenen Kreisläufer in der Abwehr und ließ stattdessen Duje Miljak neben Michael Hegemann agieren. "In den letzten sieben Minuten war die Mitte endlich so eng, so dass wir nur noch Tore von Kent Tönnesen zugelassen haben — und dann hält Gustavsson dessen letzten Wurf." Ein Matchball.

Kristian Nippes hatte nie das Gefühl gehabt, als Mannschaft einmal Luft bekommen zu haben. "Wir haben zwar zwischenzeitlich mit drei Toren geführt, aber es kam mir nicht so vor." Der Linkshänder war in der Schlussphase neben Szilágyi und Gustavsson der dritte Matchwinner, als er zum 22:21 und 23:22 jeweils eine Führung vorlegte. "Mit der 5:1-Deckung hat sich die Spielanlage verändert. Das hat neue Möglichkeiten gegeben."

Die Bergischen haben um jeden Zentimeter gekämpft und sich nie von ihrem taktischen Konzept abbringen lassen. Fast jeder Angriff wurde lange ausgekostet. Da reichen auch 25 Treffer zu einem Sieg, der den BHC auf Tabellenplatz vier klettern lässt.

(RP)
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