Lokalsport Bergischer HC findet defensiv nicht statt

Solingen · Im Bundesliga-Heimspiel gegen HBW Balingen-Weilstetten enttäuschte der Bergische HC die 2 428 Zuschauer in der Wuppertaler Unihalle. Was die Löwen auch probierten, ein Start-Ziel-Sieg (35:30) der Gäste war nicht zu verhindern.

 Wenn Olivier Nyokas abhob, hatte der BHC wenig zu bestellen. Auch hier wird der Franzose an Abwehr und Torhüter vorbei ins Tor feuern.

Wenn Olivier Nyokas abhob, hatte der BHC wenig zu bestellen. Auch hier wird der Franzose an Abwehr und Torhüter vorbei ins Tor feuern.

Foto: Stephan Köhlen

Emotionen - das ist es, was den Bergischen HC in seinen Heimspielen besonders stark macht. Doch gegen HBW Balingen-Weilstetten mangelte es daran. Dem Handball-Bundesligisten gelang es nicht, die 2 428 Zuschauer in der Wuppertaler Unihalle in seinen Bann zu ziehen. Zu geschickt hielten die Gäste die Löwen auf Distanz. Nur ein Mal entfachten die Hausherren kurz das Feuer.

Bei einem 17:24-Rückstand nahm BHC-Coach Sebastian Hinze eine Auszeit. In der Folge lief es gut für die Bergischen. Viktor Szilágyi und Arnor Gunnarsson verkürzten auf 19:24. In der Folge warf der überragende Balinger Olivier Nyokas in den Block, was Gunnarsson zum erfolgreichen Gegenstoß-Pass auf Jan Artmann nutzte. Nachdem die BHC-Abwehr zum zweiten Mal in Folge funktioniert hatte und HBW ins Zeitspiel geraten war, traf Alexander Oelze gar zum 21:24.

Es war das eine Mal in der zweiten Halbzeit, dass Hoffnung aufkeimte. Doch die Balinger meisterten auch diese Situation. Die Auszeit von Trainer Markus Gaugisch kam zum perfekten Moment. Im nächsten Angriff versenkte der sprung- und wurfgewaltige Nyokas zum 25:21. Von da an blickten die Gäste nicht mehr zurück. Im Angriff ließ sich die Mannschaft vom BHC überhaupt nicht mehr stoppen. Die Löwen probierten vier verschiedene Deckungen, darunter eine doppelte Sonderbewachung sowie eine offensive Manndeckung. Am Ende sah es fast verzweifelt aus, denn die Truppe fand einfach keine Mittel, um das Angriffsspiel von HBW zu stoppen.

Da halfen auch 30 respektable eigene Treffer nicht, die zum Großteil von Fabian Gutbrod und Viktor Szilágyi mit zusammen 14 Toren markiert wurden. Im Angriff lief es recht ordentlich, doch auch dort bestach der BHC mehr mit Einzelaktionen als durch mannschaftliche Geschlossenheit. Szilágyi versuchte in der zweiten Halbzeit die Wende zu erzwingen, blieb aber auch das eine oder andere Mal glücklos. Der Ball sprang dem Kapitän an den Fuß oder Pässe fanden ihr Ziel nicht. Die Unparteiischen verweigerten dem Österreicher jedoch auch diverse Pfiffe, was ihn freilich wenig erfreute. Als Szilágyi merkte, dass es gemeinsam nicht klappen würde, feuerte er vermehrt einfach mit Erfolg selbst. An der sicheren Niederlage änderte dies jedoch nichts mehr.

Die Balinger feierten in Wuppertal ihren ersten Auswärtssieg und überhaupt erst die Punkte drei und vier. Sie zogen in der Bundesliga-Tabelle am BHC vorbei, der nun auf dem 15. Platz rangiert. Es war eine bittere Pleite und zugleich die erste in einer Partie, die als Vier-Punkte-Spiel bezeichnet wird, weil es sich um ein Duell gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt handelte.

Entsprechend ernüchtert war die Stimmung nach dem Schlusspfiff. "Unser größtes Problem war, dass wir es nicht geschafft haben, eine Abwehr zu bauen", analysierte Sebastian Hinze. "Dazu haben wir es nicht geschafft, die Heimspielatmosphäre zu erzeugen, die wir brauchen, um ein solches Spiel zu gewinnen. Das Publikum war da, aber wir haben es nur ein Mal kurz geschafft, Emotionen zu entfachen." Die Partie werden er und die Mannschaft in den kommenden Tagen "knallhart und schonungslos analysieren."

Auch BHC-Beirat Jörg Föste fand kein schonendes Urteil: "Wir müssen unumwunden und wenig beschönigend sagen, dass wir unsere Leistungsgrenze nicht erreicht haben. Wir haben den Balingern leichte Tore gestattet, so dass sie letztlich verdient die Punkte entführt haben." Panik verbreitete Föste freilich nicht. "So ist es im Sport. Solche Tage hat man."

Dass ein solche Leistung gegen einen durchaus schlagbaren Gegner besonders bitter ist, liegt auf der Hand. In Wetzlar wird es am kommenden Wochenende nicht leichter. Der Gegner befindet sich in überragender Verfassung.

(trd)
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