Sportlerwahl Aus der Großstadt ins Kaff

Sportlerwahl · Sie sind Dritter der Aktiven-Rangliste, aber sind dennoch heute hier bei uns in Solingen und nicht bei der Europameisterschaft in Sheffield. Der Platzierung zufolge hätten Sie auch nominiert werden müssen, oder ?

 Richard Hübers will einmal in die Fußstapfen von Nicolas Limbach treten.

Richard Hübers will einmal in die Fußstapfen von Nicolas Limbach treten.

Foto: Boris Schmidt

Sie sind Dritter der Aktiven-Rangliste, aber sind dennoch heute hier bei uns in Solingen und nicht bei der Europameisterschaft in Sheffield. Der Platzierung zufolge hätten Sie auch nominiert werden müssen, oder ?

Hübers Normalerweise ja. Nach den Ergebnissen bei der EM hat der Bundestrainer aber bewiesen, dass er die richtigen Vier gewählt hat. Da kann ich mich nicht beschweren.

Aber Sie möchten schon gerne mal dabei sein. Wie groß ist die Chance ?

Hübers Realistisch gesehen sind die Chancen sehr gering. Das Team ist noch sehr jung, und ich habe noch zwei Junioren-Jahre vor mir. Ich denke, das hat noch ein bisschen Zeit.

Sie sind vor drei Jahren von Zuhause ausgezogen ins Sportinternat Knechtsteden. Wie haben Sie die erste Zeit erlebt, so ganz alleine ?

Hübers Im Vergleich zu Solingen ist das Kloster Knechtsteden ein Kaff und Solingen die Großstadt. Hier war man gewohnt, überall schnell hinzukommen. In Dormagen muss man sich mehr Zeit nehmen.

Wie ist der Umgang unter den 20 Sportlern im Internat ?

Hübers Jeder hat sein eigenes Zimmer. Und den einen oder anderen trifft man schon mal auf dem Gang. Meistens sind alle abends nach dem Training recht müde. Da ist nichts mehr mit Party oder so.

Wie häufig sind Sie zu Hause in Solingen ?

Hübers Während der Saison kann es vorkommen, dass drei oder vier Wochen hintereinander kein Heimbesuch auf dem Plan steht. Außerhalb der Saison schaffe ich es mindestens jede zweite Woche.

Sie haben bei Jugend-Olympia die erste deutsche Medaille gewonnen. Bronze. Warum war's kein Gold ?

Hübers Das ist eine gute Frage. Für uns Fechter waren es ein ungünstiger Zeitpunkt, weil die Saison eigentlich mit der Weltmeisterschaft im April zu Ende gegangen war und ich nicht richtig im Training stand. Der Koreaner, gegen den ich im Halbfinale verloren habe, war zu dem Zeitpunkt einfach fitter.

Die Hürde, nach Singapur zu kommen, war sehr hoch. Sie haben sich als Kadetten-Weltmeister qualifiziert.

Hübers Es waren nur zwölf Fechter am Start. Vier Europäer waren direkt qualifiziert, drei sind nachnominiert worden. Darauf kann man sich ja nicht verlassen. Da blieb mir ja nicht anderes übrig, als Weltmeister zu werden.

Sie haben einen prominenten Trainingspartner. Nicolas Limbach. Er hat in der Trainingshalle sogar ein großes Namensschild über seiner Bahn.

Hübers Dieses Schild hat unser Cheftrainer für den Gewinn der Weltmeisterschaft aufgehängt und hat gesagt: "Für die nächsten vier Jahre ist das die Nicolas Limbach-Bahn". Natürlich ist es das Ziel, Weltmeister oder Olympiasieger zu werden und sich damit eine Bahn zu sichern.

Wird das Namensschild dann ausgewechselt ? Oder kommt ein zweites hinzu ?

Hübers Es ist die Frage, ob ich irgendwann besser bin als Nicolas Limbach. Wenn ich besser bin, muss es abgehängt werden. (lacht) Aber noch kann ich als kleiner Junior gegen den Weltranglisten-Zweiten wenig ausrichten.

(RP)
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