Handball Auf eigenen Beinen

Beim LHC Cottbus ist Kevin Wendlandt zu einem torgefährlichen Rückraumspieler gereift. Nach sechs Jahren hat der 18-Jährige dort seine Zelte abgebrochen, um zum Handball-Zweitligisten Bergischer HC zu wechseln.

Kevin Wendlandt weiß, wie es ist, nicht zu Hause zu sein. Seit sechs Jahren steht der Neuzugang des Handball-Zweitligisten Bergischer HC mehr oder weniger auf eigenen Beinen, als er sich als Zwölfjähriger entschlossen hat, das Elternhaus in einem Berliner Vorort zu verlassen, um in Cottbus das Sportinternat zu besuchen.

„Das ich damals dort gelandet bin, hatte ich nur der Hartnäckigkeit von Peter Melzer zu verdanken“, blickt der heute 18-Jährige zurück. Kevin Wendlandt hatte sich zwar beim Probetraining vorgestellt, war dann aber nicht mehr zum weiteren Auswahlverfahren nach Cottbus gefahren. „Ich war müde und kaputt, als mich meine Eltern gefragt haben, ob ich überhaupt Lust haben würde, mich dort ein weiteres Mal vorzustellen.“ Obwohl der kleine Junge damals keine Lust hatte, bekam Kevin Wendlandt den Internatsplatz trotzdem angeboten. „Peter Melzer war einer der wenigen Trainer, der in mir ein Talent entdeckt hat.“

Ganz früher hat der Junioren-Nationalspieler, der aufgrund einer Krankheit während der Vorbereitung derzeit nur zum erweiterten Kader zählt, als Rechtshänder im rechten Rückraum gespielt. „Warum, weiß ich bis heute nicht.“ Erst in Cottbus spielte Wendlandt auf Halblinks, ehe ihn sein damaliger Coach fast zwei Jahre lang am Kreis einsetzte. „Peter Melzer hat mir später mal erklärt, dass ich dort nur gespielt habe, um zu lernen, wie ein Kreisläufer agiert.“

Auch wenn der 18-Jährige in Cottbus zu einem torgefährlichen Handballer gereift ist, waren die Zeiten nicht immer rosig. Insbesondere an seine A-Jugend-Zeit denkt Kevin Wendlandt nicht gerne zurück. „Ich habe wenig gespielt, der Coach wollte mich nicht.“ Rückendeckung kam dann aber von Dietmar Rösicke. „Dann kommst du einfach zu uns, hat er zu mir gesagt“ – und so stand der Nachwuchsmann beim LHC Cottbus auf einmal im Kader der Ersten Mannschaft. „Im Kreis der vielen erfahrenen Spieler habe ich einiges gelernt.“ Seine Leistungskurve zeigte in der Rückrunde der abgelaufenen Saison in der Zweiten Liga Nord steil nach oben. „Ab dem Zeitpunkt, als ich fast durchspielen konnte, da lief es.“ Allerdings profitierte Kevin Wendlandt von der Schulter- und Knöchel-Verletzung des Polen Daniel Grobelny.

Schon früh merkte Kevin Wendlandt in der vorigen Saison, dass seine Zeit in Cottbus zu Ende gehen würde, auch weil der Klassenerhalt nicht zu realisieren war. „Eigentlich wollte ich nach Berlin.“ Dort wurde ihm aber unmissverständlich erklärt, dass nur Spieler mit Abitur berücksichtigt werden. „Schule war jedoch noch nie mein Spaßpunkt“, sagt Wendlandt, der die Realschule mit der mittleren Reife abgeschlossen hat. Diese Situation entpuppte sich jetzt als Glücksfall. „Ich hätte dann im kommenden Jahr mein Abitur gemacht. Und da die Schule zu wechseln, hätte keinen Sinn gemacht.“ So aber stand dem Wechsel zum Bergischen HC nichts im Weg. Vor einer Woche hat der 18-Jährige sein neues zu Hause bezogen und steht jetzt in Solingen auf eigenen Beinen.

(RP)
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