Volleyball Als die Volleys Moculescu ärgerten

Solingen · Der Zweitligist forderte den Rekordmeister im Pokal-Viertelfinale mächtig.

Stelian Moculescu war nach dem Matchball genervt, richtig genervt. Den Abend in Solingen hatte sich der Erfolgstrainer des Volleyball-Rekordmeisters VfB Friedrichshafen trotz des 3:0-Sieges eindeutig anders vorgestellt. Er wollte locker ins Viertelfinale des deutschen Pokals einziehen und dann entspannt Richtung Bodensee zurückfahren. Doch es kam anders: Denn der 64-Jährige hatte die Rechnung ohne die herausragende Leistung der Solinger Zweitliga-Spieler und die einmalige Kulisse neben dem Feld gemacht.

Es war der 11. November 2014. Während bei Ligaspielen meist etwa 300 Volleys-Fans in die Halle Wittkulle kommen und einige Zuschauer noch im Laufe des ersten Satzes auf die Tribüne huschen, war an diesem Abend alles anders: Eine halbe Stunde vor Spielbeginn war kaum noch ein Platz frei. 600 Volleyball-Liebhaber wollten dabei sein, als der Rekord-Pokalsieger und haushohe Favorit aus Friedrichshafen auf den Solinger Außenseiter traf.

Was ab 20 Uhr passierte, hätten sich weder Volleys-Trainer Bernd Werscheck und seine Spieler noch die dicht an dicht gedrängten Zuschauer besser ausmalen können. Der Zweitligist war dem mit internationalen Topstars gespickten VfB-Kader ebenbürtig. In keinem der drei Sätze, die alle etwa eine halbe Stunde dauerten, fand der Gast richtig ins Spiel. Schuld daran war neben der ungewohnt niedrigen Hallendecke vor allem die Leidenschaft, die jeder Volleys-Akteur auf das Feld brachte. Und nicht zu vergessen der enorme Jubel von den Rängen bei jedem spektakulären Ballwechsel und bei jedem einzelnen Volleys-Punkt. Der erste Durchgang ging mit 25:22 an den Gast und war damit noch der deutlichste Satzgewinn des Abends.

Im zweiten Abschnitt waren die Hausherren der Sensation nahe: Sechs Satzbälle hatten sie, alle wehrte Friedrichshafen jedoch ab, um dann selber den ersten erfolgreich zu verwandeln - 29:27. Dennoch spielte sich keiner der VfB-Spieler in den Mittelpunkt. Dafür überragten Zuspieler und Geburtstagskind Huib den Boer sowie Diagonalangreifer Christian Gosmann aufseiten der Volleys.

Das alles gefiel Stelian Moculescu überhaupt nicht. Während er vor Spielbeginn Bernd Werscheck noch per Handschlag begrüßt hatte, wurde er zusehends unruhiger und nahm eine Auszeit nach der nächsten. Nach dem Matchball zum 25:23 durfte er zwar aufatmen, war dann aber auch schon verschwunden - und an diesem Abend nicht mehr gesehen. "Er ist wohl schon auf der Autobahn", sagte Nationalspieler Max Günthör scherzend, als er frisch geduscht im VIP-Bereich erschien und seinen "Chef" bei der Pressekonferenz vertrat. Während man diesen Pokalabend aufseiten des VfB schnell vergessen möchte, wird er in Solingen wohl noch lange in Erinnerung bleiben.

(sbi)
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