Lokalsport Als die Alligators den Sieg gestohlen haben

Die dritte Partie der Best-of-Five-Serie war eigentlich ein wenig an den Alligators vorbeigelaufen. Die Regensburg Legionäre hatten bis zum neunten Durchgang 15 Treffer gelandet, die Alligators hatten sich mit vier mickrigen Schlagerfolgen begnügen müssen. Darunter war zumindest ein Homerun von Dustin Hughes. Dass die Gastgeber vor dem entscheidenden Abschnitt nur 2:4 zurücklagen, sollte sich als glückliche Fügung erweisen. Werfer André Hughes hatte die Partie nie aufgegeben, obwohl er sich in jedem Inning auf ein Neues mit Regensburger Läufern auf den Bases herumärgern musste.

 Dustin Hughes (r.) war am Samstag der Held des Tages für die Alligators. Einen Tag später regierte auch bei ihm die Enttäuschung.

Dustin Hughes (r.) war am Samstag der Held des Tages für die Alligators. Einen Tag später regierte auch bei ihm die Enttäuschung.

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Ein letztes Mal versuchten die Alligators, gegen den starken Mike Bolsenbroek alles zu mobilisieren. Der Regensburger Werfer ließ ein kleines bisschen nach. Gegen Tanner Leighton verfehlte er die Strike-Zone, Travis Bass lieferte den fünften Solinger Treffer der Begegnung. Legionäre-Coach Martin Helmig reagierte und brachte Boris Bokai für den Niederländer auf den Wurfhügel. Der wurde von Kai Gronauer, der den Ball einfach nur kurz ins Spiel brachte, derbe überrascht. Bokai wurde bei geladenen Bases nervös und warf den Ball über seinen Catcher hinten an den Zaun, wodurch die Alligators auf 3:4 verkürzten. Zum Held des Tages avancierte Dustin Hughes. Der First-Baseman schlug die Kugel ins Außenfeld. Travis Bass und Kai Gronauer erliefen das 5:4 – die Alligators haben den Legionären mit einem fulminanten Comeback den Sieg gestohlen.

Damit fehlte den Solingern nur noch ein Sieg zum ersten Gewinn der Deutschen Meisterschaft seit 2006. Die Euphorie war freilich riesig. "Es hat sich verdammt gut angefühlt", beschreibt Dustin Hughes die Momente, in denen er erkannt hat, dass er gerade den Sieg bringenden Schlag gelandet hat. "Zuerst habe ich nicht gewusst, ob der Schlag reicht. Es war ja ganz knapp." Doch die Regensburger vertändelten die Kugel etwas und hatten so keine Chance mehr.

Vor zwei Jahren wären die Alligators in einer solch scheinbar aussichtslosen Situation wohl noch nicht zurückgekommen. "Es hat sich vieles verändert", erläutert Norman Eberhardt. "Die Körpersprache ist eine ganz andere geworden." Das gilt auch für Dustin Hughes. Gerade in den entscheidenden Situationen handelt der Baseballer inzwischen eiskalt. "Woran das genau liegt, kann ich kaum sagen. Ich war in dieser Saison ein paar Wochen verletzt. Mein Siegeswille ist in dieser Zeit noch größer geworden."

Auch Norman Eberhardt war nach dem Erfolg überglücklich. "Das war der dreckige Sieg, den man haben muss", meint der Alligators-Trainer. Zu diesem Zeitpunkt hat er natürlich noch auf den Titelgewinn im vierten Spiel gehofft. Daraus sollte bekanntlich nichts werden. Die Alligators müssen am Donnerstag zum fünften und entscheidenden Spiel um die Deutsche Meisterschaft auswärts antreten. "Im Moment hängen die Köpfe. Wir hätten es so gerne zu Hause klar gemacht."

(trd)
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