Fußball "Alle sind über sich hinausgewachsen"

Solingen · Heute starten die Fußballerinnen des SV Eintracht Solingen in die Vorbereitung zur am 9. März beginnenden Rückrunde in der Regionalliga. Die Spielführerin zieht eine erste Bilanz und zeigt sich dabei zufrieden.

Frau Rohrbach-Kerl, wie fällt Ihr Resümee der ersten Saisonhälfte in der Fußball-Regionalliga aus ?

Rohrbach-Kerl Ich bin ziemlich überrascht, dass wir in der Tabelle auf Platz vier überwintern. Wenn mir das vorher jemand gesagt hätte, hätte ich wahrscheinlich laut gelacht und es für einen Scherz gehalten. Daher ist die Freude umso größer, dass wir als Aufsteiger in die Regionalliga jetzt da stehen.

Worin sehen Sie den Schlüssel zum bislang überraschenden Erfolg ?

Rohrbach-Kerl Wir haben uns als Mannschaft der Herausforderung gestellt. Den ersten Eindruck der Liga haben wir bei unserem Saisonauftakt in Aachen erhalten. Für uns war es ein gefühlter Quantensprung im Vergleich zur Niederrheinliga. Viele von uns waren vom Tempo und von der spielerischen Klasse beeindruckt. So war uns schnell bewusst, dass wir echt alles in die Waagschale schmeißen müssen, um nicht unterzugehen. Das hat jede von uns getan.

Der SV Eintracht — ein unterschätzter Underdog der Liga ?

rohrbach-Kerl Vielleicht entsprechen wir diesem Klischee. Wir sind ein kleiner Verein, ein Aufsteiger, haben ein kleines Budget. Und kaum eine Spielerin hatte Erfahrung aus höheren Klassen. Aber genau das ist der Schlüssel zu unserem Erfolg.

Nur elf Gegentore in 13 Spielen — das ist ein Spitzenwert.

Rohrbach-Kerl Die Taktik lautet: Unser Tor mit aller Macht verteidigen und dann unsere starke Offensive zuschlagen lassen. Wir haben nie aufgegeben. Egal wie der Spielstand lautete. Das hat uns unser Trainer Thomas Eigerdt eingebläut, und das haben alle Spielerinnen verinnerlicht. Natürlich hatten wir auch Glück, wie zum Beispiel in Leverkusen. Da wären wir vielleicht — wäre Bayer nicht in Unterzahl gewesen — nicht zwingend als Sieger vom Platz gegangen.

Welchen Anteil am Erfolg hat Trainer Thomas Eigerdt ?

Rohrbach-Kerl Mit Thomas Eigerdt und Co-Trainer Bodo Becker haben wir ein tolles Trainergespann, das uns sportlich und mental stark macht. Durch sie haben wir jede Menge gelernt. Und sie haben immer an uns geglaubt.

Wie wichtig sind die Fans?

Rohrbach-Kerl Wir haben in der Regionalliga die mit Abstand beste Zuschauerkulisse. Egal ob bei Heimspielen oder auswärts. Wo wir sind, da ist es laut am Spielfeldrand. Das haut einen echt um. Diese Unterstützung trägt einen ungemein. Es ist tatsächlich so, als wären wir mit einer Spielerin mehr auf dem Platz. Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar.

Welche Mitspielerinnen haben Sie persönlich überrascht ?

Rohrbach-Kerl Das ist schwer zu sagen, denn eigentlich bin ich bin so ziemlich von allen beeindruckt. Simone Hufenbecher, Sandra Moser und Patrizia Nau zum Beispiel. Sie haben zu Anfang nicht gespielt, aber haben sich nie unterkriegen lassen und uns trotzdem immer unterstützt. Und als ihre Zeit auf dem Platz endlich gekommen war, haben sie alle bewiesen, dass sie dort auch hingehören. Oder Sonja Bick, die trotz Familie, Kleinkind, Beruf und Hausbau alles unter einen Hut bekommt. Nicht zu vergessen Ann-Kathrin Hadamek, der Schrecken aller Stürmerinnen, da sie alles abräumt, was bei Drei nicht auf den Bäumen ist. So könnte ich weitermachen mit wirklich jeder Spielerin. Ausnahmslos alle sind über sich hinausgewachsen.

Zwei Leistungsträgerinnen haben in der Hinrunde sogar nahezu komplett gefehlt . . .

Oder Mülkiye Defli und Nuccia Di Nisi, unsere Langzeitverletzten, sind selbst bis in die entferntesten Winkel von NRW mitgereist und haben viel positive Stimmung verbreitet. Beide sind auch neben dem Platz wahre Führungsspielerinnen.

Wird der Kader zur Rückrunde verstärkt?

rohrbach-kerl Ja, wir haben zwei Neuzugänge: Sarah Stroot vom GSV Moers. Sie ist privat nach Solingen umgezogen: Und Jil Thurner von Borussia Mönchengladbach.

Was haben Sie sich für die zweite Saisonhälfte vorgenommen?

rohrbach-kerl Am Ende der Saison wollen wir nicht auf einem Abstiegsplatz stehen. Uns ist klar, dass die Rückrunde schwerer werden wird, da uns nun die Gegner kennen und sich mit Sicherheit besser auf unsere Spielweise einstellen werden. Zudem sind uns viele Gegner aufgrund ihrer weitaus professionelleren Vereinsstrukturen mit entsprechendem Unterbau spielerisch und taktisch überlegen. Es ist daher wichtig, dass wir zum einen unsere gute Fitness hochhalten, damit wir bis zum Schlusspfiff Vollgas geben können, um unsere spielerischen Defizite auszugleichen. Zum anderen wollen wir taktisch und spielerisch sicherer werden.

MICHAEL TESCH FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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