Handball Abwehr nach Lehrbuch

2350 Zuschauer in der fast ausverkauften Bayer-Halle sahen eines der besten Spiele des Handball-Zweitligisten Bergischer HC. Weil sich der Tabellenführer Bayer Dormagen in der Schlussphase einen Tick cleverer präsentierte, endete die Erfolgsserie der Löwen mit einer 22:24-Niederlage.

Die rund 400 Fans von Bayer Dormagen hatten die Kontrolle auf den Rängen der Bayerhalle übernommen. Das Spiel war in der zweiten Halbzeit wenige Sekunden alt, als sie erst ihren Keeper Vitali Feshchanka nach dessen Parade gegen Elvir Selmanovic feierten, um danach zwei Rückraum-Tore von Adrian Pfahl zu bejubeln. Ruhig war es hingegen unter der knapp fünffachen Anzahl an Anhängern des Bergischen HC geworden, nachdem Christian Hoße von Linksaußen und Sebastian Hinze beim Abschluss der Zweiten Welle gescheitert waren.

13:7 führte der Tabellenführer der 2. Handball-Bundesliga Süd nach 34 Minuten in der erstmals fast ausverkauften Bayerhalle, als alles darauf hindeutete, dass das Rheinisch-Bergische Derby einen ähnlichen Verlauf nehmen würde wie viele Duelle zuvor. „Wir haben den Fehler gemacht, dass wir bei der Sechs-Tore-Führung gedacht haben, dass wir unseren Gegner im Sack gehabt hätten“, sagte Bayer-Trainer Kai Wandschneider, dem zuvor an der Seitenlinie allerdings schnell klar wurde, dass sich der Bergische HC an diesem Abend nicht in das Schicksal des Verlierers fügen würde.

Nach Hinzes Fehlversuch schafften es die Löwen erstmals nach Wiederbeginn, sich in der 3:2:1-Deckung nach Lehrbuch zu formieren. Mathias Fuchs, Sebastian Hinze und Kristian Nippes arbeiteten auf den vorgezogenen Positionen so effektiv, dass der Dormagener Rückraum drei Mal den Ball aus den Händen gab, ohne auf das Tor geworfen zu haben. Simon Kluge (2) und Christian Hoße halbierten den Rückstand, ehe die Aufholjagd mit einer umstrittenen Zeitstrafe gegen Sebastian Hinze ein Ende zu finden schien. Ivan Zoubkoff aber zeigte eine Glanzparade, bediente Christian Hoße, der in Unterzahl zum 11:13 verkürzte (35.).

„Fantastischer Handball-Abend“

Nun hatten die Fans des Bergischen HC wieder die Kontrolle auf den Rängen übernommen. Die Stimmung, für die sich Raimo Wilde nach dem Schlusspfiff bedankte („Es war ein fantastischer Handball-Abend“) sogen die Spieler in sich auf. Als Kristian Nippes und Simon Kluge erstmals wieder auf ein Tor verkürzt hatten (48. / 17:18) und Kai Wandschneider eine Auszeit genommen hatte, versuchte Sebastian Hinze das Publikum noch mehr anzuheizen. Eigentlich unnötig, denn mit dem 18:18-Ausgleich (Alexander Oelze per Siebenmeter) erhoben sich meisten Zuschauer auch so von ihren Plätzen und feierten ihr Team, als ob der Sieg schon unter Dach und Fach gewesen wäre.

„Ich weiß nicht, wie es ausgegangen wäre, wenn wir einen der Big Points gemacht hätten“, ärgerte sich Raimo Wilde über die vergebenen Möglichkeiten in den letzten acht Minuten. Nach Simon Kluges 20:21 (52.) blieb der Spielstand sechs Minuten lang unverändert. Bei Dormagen scheiterte Tobias Plaz an Ivan Zoubkoff und am Pfosten, Nils Meyer machte mit dem Ball zu viele Schritte. Auch bei den Löwen häuften sich in dieser Phase die Fehler, als Sebastian Hinze durch den Wurfkreis lief, Christian Hoße und Kristian Nippes zwei ungenaue Pässe nicht zu packen kamen und Alexander Oelze per Siebenmeter scheiterte. Eine Zeitstrafe gegen Elvir Selmanovic zerstörte 16 Sekunden vor Ende alle Hoffnungen auf einen Punktgewinn.

(RP)
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