Solingen Spielzeug weckt Kindheitserinnerungen

Solingen · Von der historischen Miniaturlok über den Blechbahnhof bis hin zum kleinen Auto: Die Angebote auf dem Modellspielzeugmarkt im Theater und Konzerthaus ließen Sammlerherzen am gestrigen Sonntag höherschlagen.

Nachdem er seine sehr beachtliche Sammlung an Lokomotiven und Miniaturfiguren auf dem Tisch ausgebreitet hatte, verriet der Händler: "Jetzt hole ich mir erst einmal einen Kaffee." Doch damit musste er sich sputen, denn die Kundschaft ließ gestern Vormittag nicht lange auf sich warten: Der Modellspielzeugmarkt lockte direkt nach seiner Eröffnung die ersten Liebhaber ins Theaterfoyer. "Manche Sammler fahren überall hin", berichtete Jürgen Hörner, der mit seiner Ehefrau die Firma Adler Märkte betreibt. Die versammelt seit den 1980er Jahren immer wieder Aussteller und Freunde des Modellspielzeugs zum Kaufen und Verkaufen, Tauschen und Fachsimpeln im Solinger Theater und an vielen anderen Schauplätzen in der ganzen Region - so auch gestern.

Wer zwischen den 26 Ausstellertischen mit kunstvoll und oft sehr detailgetreu gefertigtem Blechspielzeug, Eisenbahnzubehör, aber auch Puppen und Büchern hindurchging, hörte immer wieder Aussagen wie: "Das war meine erste Lok damals" oder "Das Auto kenne ich noch im Original aus meiner Jugend". Denn die Mehrzahl der Gäste waren auch gestern überwiegend Männer in ihrer Lebensmitte. "In den letzten Jahren mischen sich zwar auch wieder jüngere Leute unter die Besucher", sagte Jürgen Hörner, insgesamt seien Jugendliche auf den Spielzeugmärkten jedoch weiterhin klar unterrepräsentiert.

Dabei biete auch die klassische Modelleisenbahn in Zeiten der Digitalisierung viele Möglichkeiten - von der Steuerung über den PC bis zur Kamera auf dem Waggon oder eingespielten Naturgeräuschen. "Es gibt da eigentlich keine Grenze", betonte Hörner.

In welchen Zyklen sich die Leidenschaft für Modellspielzeug entwickelt, beschrieb Aussteller Werner Klose am eigenen Beispiel: "Ich habe meine erste elektrische Eisenbahn in den 1950er Jahren von meinen Eltern bekommen", sagte der heute 67-Jährige: "Die werde ich auch niemals abgeben." Nachdem sich seine Interessen und Prioritäten in der Jugend naturgemäß wandelten, sei die Begeisterung nach der Geburt des eigenen Sohnes wieder aufgeflammt. Inzwischen wolle er sich von einigem Zubehör trennen: Auf dem Markt bot er neben Lokomotiven und Trafos auch zahllose Ersatzteile an - mit einer finanziellen Spannweite zwischen einem und 400 Euro. "Viele Kunden interessieren sich besonders für die ganz alten Sachen", erklärte Klose und deutete auf einen Blechbahnhof aus der Nachkriegszeit: "Blechspielzeug wird ja heute gar nicht mehr hergestellt." Zudem beriet der Hückeswagener, der pro Jahr drei bis vier Märkte besucht, seine Gäste in verschiedenen technischen Fragen.

Auch bei ihren Kollegen fanden die zum Teil sogar aus Städten wie Koblenz und Aachen angereisten Aussteller mitunter interessante Stücke - und Veranstalter Jürgen Hörner selbst ging am späten Nachmittag ebenfalls nicht mit leeren Händen nach Hause: "Ich habe für meinen Enkel, der in diesem Jahr sechs Jahre alt wird, ein Geschenk ergattert."

(RP)
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