Solinger Kreditinstitut hält an Altverträgen fest Sparkasse bedient weiter Prämiensparverträge

Solingen · Sparer gucken seit Jahren wegen niedriger, gar keinen Zinsen beziehungsweise auch Negativzinsen sprichwörtlich in die Röhre.

 Die Stadt-Sparkasse muss Geld verdienen, für das Kreditinstitut ist der faire Umgang mit Kunden aber wichtig.

Die Stadt-Sparkasse muss Geld verdienen, für das Kreditinstitut ist der faire Umgang mit Kunden aber wichtig.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Wohl dem, der vor Jahren beispielsweise bei der Stadt-Sparkasse Solingen einen Prämiensparvertrag abgeschlossen hat, bei dem aktuell zwar kaum Zinsen, andererseits aber über Jahre hinweg vergleichsweise üppige Prämien ausgezahlt werden.

Dem will die Sparkasse Krefeld aber nun einen Riegel vorschieben. Sie teilte langjährigen Kunden jetzt mit, dass sie die mit ihnen geschlossenen Prämiensparverträge bis spätestens Ende März dieses Jahres kündigen will. Das Kreditinstitut will so Geld sparen – zu Lasten der Kunden.

Grundlage für die Kündigung ist ein Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) vom Mai 2019. Das Gericht stellte in dem Urteil fest, dass Prämiensparverträge unter bestimmten Voraussetzungen gekündigt werden können, sofern „sachgerechte Gründe“ vorliegen. Die sind bei Verträgen gegeben, die keine feste Laufzeit haben und bei denen die höchste Prämienstufe erreicht worden ist. „Der BGH wertet als sachgerechten Grund das deutlich veränderte Zinsumfeld, das es Kreditinstituten erschwert, die für die Prämienauszahlung notwendigen Erträge zu erwirtschaften“, sagt der Sprecher der Stadt-Sparkasse Solingen, Martin Idelberger.

Zu Zeiten, als die Ratensparverträge abgeschlossen wurden, war eine Null-Zinspolitik, wie sie die Europäische Zentralbank seit Jahren betreibt, nicht vorstellbar. Die Kreditinstitute müssen gleichwohl Erträge erwirtschaften, um unter anderem auch die Prämienzahlungen aufzubringen. Das ist zunehmend schwerer.

Zwar auch für die Stadt-Sparkasse Solingen. Aber die denkt nicht daran, die Kunden mit Prämiensparverträgen zu verprellen. „Wir wollen fair mit den Kunden umgehen. Verträge der Sparkasse Solingen sind grundsätzlich befristet und mit einer maximalen Laufzeit von 25 Jahren ausgestattet“, erklärt Martin Idelberger mit Blick auf rund 8500 Ratensparverträge. Die Prämiensparverträge, die hierzu zählen, seien ohne Kündigung nach 25 Jahren fällig.

Bei einem kleinen Teil der abgeschlossenen Prämiensparverträge (rund 1000) sei allerdings kein eindeutiges Befristungsdatum vereinbart worden. „Diese Verträge wird die Sparkasse Solingen aber nicht zum nach dem BGH-Urteil frühest möglichen Zeitpunkt, sondern erst nach 25 Jahren kündigen, um sie genauso zu behandeln, wie die übrigen Prämiensparverträge“, versichert Idelberger auf Anfrage.

Gleichwohl muss sich die klingenstädtische Sparkasse angesichts der weiter anhaltenden Niedrigzins- beziehungsweise Nullzinsphase andere ertragreiche Geschäftsfelder suchen. Klassische Spar- und Festzinsanlagen wie früher sind aber heute nicht mehr sonderlich attraktiv. „Alternativ gewinnen deshalb Sachwerte wie Aktien, Fonds und Immobilien an Bedeutung“, erläutert der Sparkassen-Sprecher. Wegfallende Erträge aus dem Zinsbereich würden so teilweise über Erträge aus anderen Geschäftsfeldern kompensiert. Zudem floriere seit Jahren das Kredit- und Baufinanzierungsgeschäft.

Darüber hinaus geht die Stadt-Sparkasse neue Wege und engagiert sich zum Beispiel stärker im Immobilienbereich, „um so Mieterträge zu erwirtschaften“, so Idelberger.

Neue Prämiensparverträge bietet die Stadt-Sparkasse Solingen zwar auch an. Allerdings nur mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Hier werden Prämien nach dem vierten beziehungsweise fünften Jahr fällig Idelberger: „Die werden aber kaum nachgefragt.“

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