Solingen Solinger Wasser besser als teure Mineralwässer

Solingen · Dem Solinger schmeckt sein Leitungswasser nicht nur richtig gut, er erkennt es auch blind. Das ergab eine Studie des Neusser Sozialwissenschaftlers Uwe Pöhls vom Institut für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung. Sein Experiment, an dem auch Solinger Testpersonen teilnahmen, drehte sich um die die Frage: Kann man einfaches Wasser aus dem Hahn von teuren Lifestyle-Produkten aus PET-Flaschen am Geschmack unterscheiden? Und welches stille Wasser schmeckt am besten, wenn man es Menschen "blind" serviert?

Keine einfache Aufgabe für die Probanden. Wie ein beliebtes Partyspiel zeigt, fällt es vielen Menschen schon schwer Rot- von Weißwein oder Pils von Altbier zu unterschieden. Und das Resultat von Pöhls Forschung: Auch die 50 Testpersonen konnten Leitungs- und Mineralwasser nicht zuverlässig unterscheiden. Hochwertige stille Mineralwässer schnitten am besten ab, doch das Leitungswasser wurde von den Probanden fast genauso gut bewertet.

Mineralwasser aus PET-Flaschen wurde im Blindtest deutlich schlechter bewertet. Diejenigen Probanden, die jedoch zu Protokoll gaben, dass sie im Alltag vorzugsweise Mineralwasser aus PET-Flaschen trinken, bewerteten diese Wässer besser. Was den Wissenschaftler aber am meisten überrascht hat: Das "heimische" Leitungswasser wurde durchgehend besser bewertet als "fremdes" Wasser. "Der Geschmack ist offensichtlich gelernt", befindet Pöhls.

Der Konkurrenz mit zwölf Mineralwässern stellten sich die Leitungswässer von Düsseldorf, Köln, Neuss, Duisburg, Mönchengladbach und Solingen. Mit der Note 2,2 lag das Solinger Leitungswasser gleichauf mit den anderen Leitungswässern, geschlagen nur vom norwegischen Testsieger Voss (1,8), der im Versand 3,70 Euro pro 0,8 Liter kostet, dem französischen St. Georges (2,0) und den beiden britischen Markenwässern Speyside Glenlivet und Hildon (2,1). Besser als das Klingenstädter Wasser schnitt im regionalen Leitungswasservergleich nur Köln mit der Note 2,1 ab.

Teure Mineralwässer wie Bon Aqua (2,4) oder Volvic (3,3) schnitten dagegen enttäuschend ab. Den letzten Platz belegte mit der Note 4,6 und großem Abstand ausgerechnet das teuerste Wasser im Test. 10thousandBC stammt aus Kanada und enthält 10 000 Jahre altes Gletscherwasser. Pöhls vermutet, dass die Tester das Luxusprodukt für das Heilwasser gehalten haben, das angeblich unter den Testprodukten sein sollte. 0,75 Liter des Wassers kosten im Versand 7,15 Euro. Doch den Geschmack kann der üppige Preis nicht verbessern, waren sich die Testpersonen einig. "Da ist wohl ein Mammut durchgelaufen", sagt Pöhls trocken.

(RP)
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