Interview Janett Heinrich Besucher gehen achtsam miteinander um

Solingen · Die leitende Tierpflegerin des Tier- und Vogelparks in Ohligs freut sich über die hohe Spendenbereitschaft.

 Janett Heinrich – im Foto mit einem Nasenbär – ist stellvertretende Vereinsvorsitzende und leitende Tierpflegerin im Ohligser Tier- und Vogelpark.

Janett Heinrich – im Foto mit einem Nasenbär – ist stellvertretende Vereinsvorsitzende und leitende Tierpflegerin im Ohligser Tier- und Vogelpark.

Foto: Peter Meuter

Wie lang war die Schlange, als der Vogelpark Anfang des Monats wieder öffnete?

Heinrich Tatsächlich waren die Menschen sehr zurückhaltend. Wir hatten uns auf einen großen Andrang ab neun Uhr morgens vorbereitet, aber tatsächlich kam die erste Familie erst eine Viertelstunde später – und die Frau sagte zu uns: „Wir wollten nicht die Ersten sein.“ An unser Besucherlimit von 250 Personen sind wir bislang erst dreimal gestoßen. Die Gäste teilen sich die Zeit besser ein – gerade jetzt, wo man wegen des eingeschränkten Schulunterrichts eben auch unter der Woche zum Teil mehr Zeit hat.

Das heißt, die Besucher sind vorsichtiger geworden?

Heinrich Auf jeden Fall. Viele rufen vorher an und fragen, wie voll es ist. Und sie sind an der Kasse extrem geduldig. Wir haben die Kasse näher zum Eingang gelegt und zwei Wege zum Betreten und Verlassen des Parks geschaffen, damit die Gäste besser aneinander vorbeikommen. Von unserem Platz aus haben wir auch den Überblick über den Spielplatz, der ja inzwischen ebenfalls geöffnet ist. Und auch dort sind alle sehr gewissenhaft. Sogar die Kinder achten auf den Abstand. Was auffällt, ist, dass auch die Toiletten in saubererem Zustand sind als früher.

Was ist denn generell – außer der Begrenzung der Frequenz – anders als in der Zeit vor Corona?

Heinrich Das Streichelgehege ist weiterhin geschlossen, das Vogelhaus auch, weil wir dort sonst Personal darauf abstellen müssten, um zu kontrollieren, wie viele Personen sich gleichzeitig darin aufhalten. Am Kiosk gibt es nur ein „To go“-Programm, ohne Pommes Frites und Chicken Nuggets. Dafür dürfen aber die Tiere wieder gefüttert werden – wenn auch die Zahl der Futtertüten begrenzt ist.

Wie haben die Bewohner den Neustart eigentlich erlebt? Merkt man Ihnen die Freude über den Besuch an?

Heinrich Das ist natürlich ganz unterschiedlich. Bei den Ziegen gab das ein freudiges Gebrüll, als wieder Besucher kamen. Auch den Papageien hat man das deutlich angemerkt. Wegen der Baustelle in einer Voliere sitzen zurzeit unser Kakadu Olli und der Eichelhäher direkt nebeneinander – und waren spürbar erstaunt über den Besuch.

Wie steht es mit Neulingen auf der Anlage? Kürzlich konnte man ja über die Jendayasittiche mit den klangvollen Namen „Corona“ und „Virus“ lesen...

Heinrich Sie waren schon vor dem Lockdown zu uns gestoßen. Es gab aber auch viel Nachwuchs zuletzt: Vier Schildraben sind geschlüpft, ebenso wie vier Cröllwitzer Puten. Das Kängurubaby hat in den letzten Tagen vor der Wiedereröffnung das Gehege erkundet, und ein kleines ist auch noch im Beutel. Probleme hatten wir zuletzt mit Krähen, die sich auch schon jeweils ein Küken der Enten und Hühner geschnappt haben – und versuchen, Fleisch aus anderen Gehegen zu klauen. So etwas wollen wir in Zukunft verhindern.

Sie haben die Volierenbaustelle angesprochen. Wie steht es insgesamt mit Bauarbeiten auf dem Gelände?

Heinrich Da gibt es zum Beispiel den Asphaltbelag unserer Greifvogelrunde: Die Firma Asche Ischebeck hatte zu ihrem 60. Geburtstag Wegearbeiten für eine Solinger Institution ausgeschrieben. Und wir gewannen die Abstimmung im Internet, so dass am Donnerstag vor eineinhalb Wochen der Asphalt kam. In der Zeit der Schließung haben wir insgesamt viel für Barrierefreiheit getan und die Wege am Kiosk und zwischen Servalen und Nasenbären neu gepflastert. Das ist eine Erleichterung für Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen.

In der Zeit der Schließung haben viele Bürger für den Park gespendet. Wie wichtig war das für den Erhalt der Anlage?

Heinrich Wenn uns nicht so viele Menschen unterstützt hätten, wären wir nicht mehr da. Denn auch die 15.000 Euro Soforthilfe decken leider nur die Kosten für einen halben Monat. Sehr erfreulich zu sehen ist aber, was für einen großen Zuspruch wir bekommen und wie sich der Blick vieler Menschen auf den Vogelpark geändert hat. In Hofschaften haben Nachbarn Geld zusammengelegt, Gruppen Masken genäht und uns den Erlös gespendet – und Kinder haben uns Umschläge mit Taschengeld gebracht. Das hat uns sehr beeindruckt. Und wir bekommen noch immer Spenden.

Wie sieht die Perspektive für die Zukunft aus?

Heinrich Wenn es so bleibt, kommen wir zurecht. Sollte es noch einmal zu einer Schließung kommen, weil die Infektionszahlen wieder steigen oder sich ein Mitarbeiter infiziert – was bisher zum Glück noch nicht der Fall war – wird es sicher schwierig.

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