Solingen Solinger Künstler und die Farbe Weiß
Solingen · Das Motto der Jahresausstellung der Solinger Künstler lautet "Über weiß hinaus". Heute um 18 Uhr ist Eröffnung.
Bis auf Peter Amanns Metallskulpturen liegt allen Werken in der Jahresausstellung der Solinger Künstler die Farbe Weiß zugrunde. Von nahezu reinem Weiß sind die wie Eiskristalle anmutenden Objekte, die Sabine Smith aus Kabelbindern gefertigt hat, während Heiderose Birkenstock-Kotalla bei ihren Bildern in Mischtechnik die Farbe Weiß mit dunklen Tönen getrübt hat. Was auf den ersten Blick abstrakt wirkt, offenbart bei näherem Hinsehen Gegenständlichkeit. "Ich lass dem Betrachter die Freiheit, diese Gegenständlichkeit zu erkennen – oder auch nicht", sagt die Künstlerin.
Auch Ulle Huth will dem Betrachter ihrer Bilder keine Vorgaben machen, auf weiß, so sagt sie, sehen wir die Farben gut. Bei ihren Acrylbildern ist sie ihrem unverwechselbaren Stil treu geblieben. Wie Peter Amann, dessen "Zauberspruchsendemaschine" einmal mehr aus Dingen entstanden ist, die andere Menschen nicht mehr haben wollen. Unter den geschickten Händen des Künstlers wird dieses Material zu Skulpturen, denen immer eine Spur Humor innewohnt. Immer neue Dinge entdeckt der Betrachter auch in den beiden anderen Exponaten von Peter Amann, dem Schiff der drei Waisen und dem Nautilus.
Klassische Gedichte liegen dem zartfarbigen Steinzeug von Kirsten Dietz-Reinbeck zugrunde. Ganz anders Judith Funke mit ihrem Bekenntnis zur Farbe. Die Komponente Weiß ist bei ihr die Leinwand. "Das Weiß kommt bei mir von hinten", sagt die Künstlerin, deren großformatigem Bild eine immer wieder bearbeitete Fotografie der ecuadorianischen Hauptstadt Quito zugrunde liegt.
Ernst Theis hat weiße mit violetter Farbe kombiniert, seine fünfteilige Arbeit lässt den kräftigen Farbton nach oben hin immer mehr im Weiß versinken. Das Weiß in den Arbeiten von Güdny Schneider-Mombaur ist der Schnee auf den Gipfel des Himalayas, dem sich die Künstlerin seit zwei Jahren intensiv widmet. Mit dem Berg Lhotse hat sich die Künstlerin nach dem Mount Everest jetzt ihrem zweiten Achttausender künstlerisch genähert. Von einem "fiktiven Basislager" aus versucht sie, den unerreichbaren Gipfel auf ihre Weise nahezukommen, sie will die Aura der Berge bildlich erfassen, um den Blick des Betrachters "über weiß hinaus" zu führen.
Das Weiß der Leinwand durchscheinen zu lassen, hat sich auch Sabine Bohn bei ihren Arbeiten vorgenommen. So kommt sie beim Auftragen ihrer Farben ganz ohne die Komponente Weiß aus. Den Zauber, der unserer Welt innewohnt, will Susanne Müller-Kölmel in ihren Bildern einfangen, während Anita Herzog-Graf die Inspirationen für ihre Bilder oft in der Natur aufsaugt. Heraus kommen Bilder, die den Betrachter lange gefangen halten. Hintergründig auch die Bleistiftzeichnungen von Ilse Alshuth-Goffart, die ihre winzigen Pflänzchen aus dem Meer über der Wasseroberfläche zu Riesen werden lässt, während riesige Berge klein werden. Das Weiß in den Bildern von Joachim Noffz ist ein angenehmer Pastellton, mit dem er seine grafischen Elemente gestaltet. Grafisch wirken auch die Collagen, die Friedel Feldbusch aus handgeschöpftem Papier gestaltet hat. In unmittelbarer Nähe finden sich die naturinspirierten Fotos von Sylvia Püttmann, ganz nah ist die Künstlerin den Dingen gekommen, so nah, dass der Blütenansatz eines Apfels zum steilwandigen Krater wird.
In die Arbeit von Rosalinda Sasse-Olsen muss der Betrachter eintauchen, um alle Feinheiten wie das kaschierte Chinapapier richtig wahrzunehmen, und auch die Fotos von Manuela Stein bergen Geheimnisse, während die beiden Acrylbilder von Michael Klette gewohnt plakativ ein Abbild einer Generation darstellen sollen, deren Jugendkultur sich wenigen erschließt.
Wie gewohnt bietet die Jahresausstellung der Solinger Künstler im Kunstmuseum Solingen auch in diesem Jahr einen spannenden Spaziergang durch die Solinger Kunstszene mit all ihren Facetten.
