Krankenhaus-Bilanz Solinger Klinikum wehrt sich gegen Rückforderung

Solingen · Es geht um einen hohen sechsstelligen Betrag in der Notfallambulanz. Der verhagelt zunächst auch die Bilanz. Das Klinikum sieht sich im Recht.

 Das Städtische Klinikum Solingen durchläuft zurzeit einen breit angelegten Sanierungsprozess. Unter anderem wird eine Zusammenarbeit mit dem Klinikum Leverkusen geprüft.

Das Städtische Klinikum Solingen durchläuft zurzeit einen breit angelegten Sanierungsprozess. Unter anderem wird eine Zusammenarbeit mit dem Klinikum Leverkusen geprüft.

Foto: Martin Oberpriller (or)

Das Städtische Klinikum Solingen steht möglicherweise vor einer größeren juristischen Auseinandersetzung mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Denn nachdem die KV im größten Krankenhaus der Stadt zuletzt die Abrechnungen in der ambulanten Notfallaufnahme unter die Lupe genommen hat, verlangt die Vereinigung nun Gelder in Höhe eines hohen sechsstelligen Betrags zurück.

Inwieweit sich die KV damit durchsetzen wird, bleibt allerdings abzuwarten. Wie der  medizinische Direktor des Klinikums, Prof. Dr. Thomas Standl, nämlich am Freitag im Gespräch mit unserer Redaktion ankündigte, will sich das Krankenhaus gerichtlich zur Wehr setzen. So habe die Kassenärztliche Vereinigung lediglich Stichproben vorgenommen und dann bei einem Gesamtvolumen von vielen tausend Vorgängen auf mehrere Jahre hochgerechnet.

Jedenfalls macht sich Standl nach eigenen Angaben berechtigte Hoffnungen, am Ende nicht die gesamte in Rede stehende Summe an die KV überweisen zu müssen. Beispielsweise bezögen sich etliche der Beanstandungen auf reine Dokumentationsfehler, sagte der Technische Direktor, der ferner darauf verwies, dass die Notfallambulanz vor allem an den Wochenenden stark überlaufen sei.

Ein Umstand, der den Angestellten seit langem vertraut ist und der sie immer wieder vor Schwierigkeiten stellt. „Was sollen wir denn tun, wenn nachts ein Patient mit Magenbeschwerden erscheint?“, fragte jetzt etwa ein Krankenhaus-Mitarbeiter, der die Antwort postwendend hinterher schickte. „Natürlich wird ein solcher Patient nicht zurückgewiesen. Und selbstverständlich werden auch Laboruntersuchungen gemacht, die später abgerechnet werden“, berichtete der Insider aus dem Alltag in der Notfallambulanz.

Was zuletzt allerdings zur Folge hatte, dass im Klinikum-Rechnungswesen Überstunden eingelegt werden mussten. So wurde mittlerweile eine Rückstellung in Höhe der KV-Forderungen gebildet, die jetzt zunächst einmal die Bilanz nach unten zieht. Das Ziel, das zu erwartende Minus bis Jahresende auf die im Finanzplan formulierten 1,5 Millionen Euro zu begrenzen, erscheint somit bis auf Weiteres eher in weiter Ferne.

„Das schlägt uns ziemlich ins Kontor“, sagte am Freitag dementsprechend auch der Vorsitzende des Klinikum-Aufsichtsrates, Dr. Hans-Joachim Müller-Stöver, der parallel die Geschäftsführung des Hauses in Schutz nahm. Diese habe durch eine Reihe von Maßnahmen den bereits früher eingeschlagenen Konsolidierungskurs des Klinikums weiter fortgesetzt und befinde sich nach wie vor auf einem erfolgversprechenden Weg.

Wohlgemerkt ein Weg, der unter Umständen in einer engen Kooperation mit dem Klinikum Leverkusen mündet. Augenblicklich laufen diesbezügliche Prüfungen, deren Ergebnisse Ende des Jahres vorliegen sollen. Wobei eine Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Leverkusen nach Einschätzung von Direktor Standl nichts an den prinzipiellen Schwierigkeiten des Gesundheitswesens ändert.

Diese liegen laut Standl nämlich keineswegs allein in internen Strukturen begründet – und erst recht nicht in der Rückforderung der KV. Vielmehr werde durch Letztere nur ein prinzipielles Problem sichtbar. Die Finanzierung der Krankenhäuser, so Standl, stehe auf wackeligen Füßen.

Zumal es immer schwieriger werde, notwendige Investitionen zu tätigen. Zwar habe das Klinikum Solingen in den zurückliegenden Jahren – beispielsweise beim Einbau der neuen Aufzüge im Haupthaus – Millionen in die Hand genommen. Doch die Länder – und damit auch NRW – zögen sich mehr und mehr aus der Verantwortung für die Kliniken zurück. Prof. Thomas Standl: „Die Unterstützung von der Seite ist vorsichtig formuliert spärlich“.

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