Solingen Solinger haben Appetit auf Pferdefleisch

Solingen · In den beiden Solinger Pferdemetzgereien wird nur streng kontrolliertes Pferdefleisch aus Deutschland verarbeitet.

Rudi Heinzmann hat einen Verdacht. Der Metzgermeister glaubt, dass in England Pferde häufig schwarz geschlachtet werden und so billiges Fleisch auf den Markt kommt. "Und dann kommt so ein Spitzbube und verarbeitet es für keines Geld in der Lasagne", vermutet Rudi Heinzmann, "in England weiß man nicht, wohin mit den Pferden, denn dort wird kein Pferdefleisch gegessen", sagt der Metzger.

Ganz anders in Solingen, wo die beiden Betriebe Heinzmann in der Innenstadt und Krebs-Funccius in Ohligs sich über mangelndes Interesse an Pferdefleisch und -wurst nicht beklagen können. Dass in Solingen Pferdefleisch über die Ladentheke geht, das mit Medikamenten belastet ist, hält Rudi Heinzmann ebenso für ausgeschlossen wie Nicole Funccius.

In der Metzgerei Heinzmann wird nur Pferdefleisch verarbeitet, das aus einem Schachtbetrieb in der Nähe von Wiesbaden kommt. "Für jedes Pferd gibt es einen Pass, es wird sowohl vor als auch nach dem Schlachten von einem Veterinär untersucht. Geschlachtet werden dürfe nur in EU-Schlachtbetrieben und unter Aussicht. "Werden Medikamente im Fleisch nachgewiesen, muss es vernichtet werden", sagt Rudi Heinzmann. Wegen der strengen Vorschriften hält der Metzger Pferdefleisch auch für das am besten untersuchte Fleisch, das der Verbraucher kaufen kann. "Das ist wie Biofleisch", sagt Heinzmann, der in seinem Geschäft vor allem Braten und Wurst vom Pferd verkauft.

Dass der Nachschub ausgeht, ist auch nicht zu befürchten, es gebe genug Pferde. So viele, dass die Franzosen, die zehnmal so viel Pferdefleisch verzehren wie die Deutschen, sogar hier einkaufen. Gezüchtet zur Schlachtung werden Pferde nicht, sagt Heinzmann. Die Tiere würden sehr gesund ernährt, völlig ohne Kraftfutter, nur mit Heu, Stroh und Gras. Und noch einen Pluspunkt nennt der Metzgermeister: Es wird keine Tiefkühlware verarbeitet, nur Frischfleisch. "Sonst schmeckt es einfach nicht", weiß Rudi Heinzmann.

Auch die Metzgerei Krebs-Funccius muss nach dem Pferdefleischskandal keine Umsatzeinbußen beklagen. "De Kunden fragen zwar danach, doch wir sind so alteingesessen, dass sie uns vertrauen", sagt Nicole Funccius. Auch sie weiß genau, woher die Tiere kommen, die in Ohligs verarbeitet werden, nämlich aus Betrieben in Gießen und Kempten. Gulasch, Rouladen, Pferdesauerbraten, aber auch Fleischwurst und Salami aus Pferdefleisch sind gefragt bei den Kunden.

Geschlachtet werden Pferde im gesamten Bergischen Land nicht mehr, die Metzgereien beziehen sie über auswärtige Betriebe. "Daher gibt es auch keine Fleischbeschau", sagt Stadtsprecherin Sabine Rische. Kontrolliert wird aber dennoch. Metzgereien, in denen Pferdefleisch verkauft wird, unterliegen jedoch keinen anderen Bestimmungen, als andere Geschäfte, in denen Rind, Schwein und Lamm über die Ladentheke geht, sagt Sabine Rische.

(RP)
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