Gedenken an Solinger Brandanschlag vor 25 Jahren „Auf eine unmenschliche Tat haben Sie mit menschlicher Größe reagiert“

Düsseldorf · Nicht nur in Solingen, sondern auch in Düsseldorf gedenken Hinterbliebene und Politiker der Opfer des Solinger Brandanschlags vor 25 Jahren. Zu Besuch ist auch Bundeskanzlerin Merkel, die besonders eine Frau für ihre Haltung lobte.

Brandanschlag in Solingen: Angela Merkel trifft Mevlüde Genc
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Gedenken an Solinger Brandanschlag - Merkel trifft Mevlüde Genc

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat 25 Jahre nach dem Brandanschlag auf eine türkischstämmige Familie in Solingen am Dienstag in Düsseldorf dazu aufgerufen, der Fremdenfeindlichkeit entschieden entgegenzutreten. „Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus dürfen in Deutschland und anderswo in der Welt keinen Platz haben“, sagte Merkel am Dienstag bei einer Gedenkveranstaltung in Düsseldorf. Der Rechtsextremismus gehöre keineswegs der Vergangenheit an. Auch heute würden Asylbewerber, Flüchtlinge oder Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe dafür gehalten würden, angefeindet oder angegriffen. „Solche Gewalttaten sind beschämend“, sagte die Kanzlerin. „Sie sind eine Schande für unser Land.“

Merkel dankte Mevlüde Genc, die bei dem Anschlag auf ein von ihrer Familie bewohntes Haus am 29. Mai 1993 zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren hatte. „Auf eine
unmenschliche Tat haben Sie mit menschlicher Größe reagiert“,
sagte die Kanzlerin an Genc gewandt. Sie sei ein Vorbild an
Humanität und Menschlichkeit, da sie nicht in Wut und
Rachegedanken versunken sei. Deutsche Sicherheitsbehörden
müssten alles in ihrer Macht Stehende tun, um rechtsextremistische Verbrechen zu verhindern oder aufzuklären. Dabei hätten Behörden in der Vergangenheit auch Fehler gemacht. Dafür könne sie „als Bundesregierung nur um Verzeihung bitten“.

„Lasst uns zum Guten nach vorne schauen“, sagte Mevlüde Genc (75) in der Düsseldorfer Staatskanzlei. „Dem Hass muss Einhalt geboten werden.“ Sie sei Teil beider Staaten, nicht nur eines Landes, sagte Genc im Beisein der türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Ich bin in der Türkei geboren und in Deutschland satt geworden“, sagte die 75-Jährige weiter. Sie trage keine Rache, keinen Hass gegen andere Menschen in sich. „Ausgenommen die vier Personen, die mein Heim zu einem Grab machten“, sagte Genc.

(dpa/rtr)
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