Solinger Ballettschule International Großer Erfolg nach der Corona-Durststrecke

Solingen · Zahlreiche Tänzerinnen der Solinger Ballettschule International haben sich für den Dance World-Cup im baskischen San Sebastian qualifiziert.

 Elea Bologna beim Deutschen Ballettwettbewerb, dem offiziellen Qualifikationswettbewerb für den World Dance-Contest.

Elea Bologna beim Deutschen Ballettwettbewerb, dem offiziellen Qualifikationswettbewerb für den World Dance-Contest.

Foto: Ballettförderkreis München / Sebastian Striewski

Carole Niclas prahlt nicht gerne mit den Erfolgen ihrer Schülerinnen. „Auch andere Ballett- und Tanzschulen im Bergischen Land machen eine gute Arbeit“, sagt die gebürtige Französin und ehemalige Ballett-Solistin, die vor der Gründung einer eigenen Ballettschule unter anderem am Grand Theater in Genf und am Theater Bonn brillierte. 18 Jahre stand sie insgesamt auf der Bühne, bis sie 1994 Tanzpädagogin wurde und drei Jahre später die Ballettschule International in Solingen übernahm. Seither haben sich unzählige ihrer Schülerinnen für nationale und internationale Wettbewerbe qualifiziert – nicht nur mit klassischen Ballett-Stücken, sondern auffallend oft auch mit modernen Choreografien.

So war es auch in diesem Jahr beim „German Qualifying“ für den Dance World-Cup, der ab Ende Juni im spanischen San Sebastian ausgetragen wird: Rund 30 Elevinnen der Schule mit insgesamt elf Tänzen konnten sich hierfür in unterschiedlichen Kategorien qualifizieren. „Der Schwerpunkt lag bei uns, wie schon im April beim Deutschen Ballettwettbewerb, auf den Disziplinen klassisches Ballett, Modern und Jazzdance“, sagt Niclas‘ Tochter Julie Martin, die in der Ballettschule ihrer Mutter einen Großteil der zeitgenössischen Choreografien verantwortet. Auch Martin profitiert dabei von ihrer eigenen Bühnenerfahrung, die sie als Musical-Tänzerin sammelt und durch Auftritte in TV-Produktionen und Videoclips, wie jüngst dem Trailer für den Helene-Fischer-Song „Vamos a Marte“, abrundet. Diesen Erfahrungsschatz gibt sie an die Tänzerinnen in der Schule weiter. Dabei helfe es, „dass fast alle Schülerinnen eine sehr solide Basis und nicht wenige sogar ein ausgesprochen hohes Niveau im klassischen Ballett haben“.

 Mit dem Stück „Qu' importe“ ertanzten sich die erwachsenen Elevinnen der Ballettschule International Solingen beim Qualifikationswettbewerb für den Dance World Cup in der Kategorie „Klassisches Ballett“ den Titel.

Mit dem Stück „Qu' importe“ ertanzten sich die erwachsenen Elevinnen der Ballettschule International Solingen beim Qualifikationswettbewerb für den Dance World Cup in der Kategorie „Klassisches Ballett“ den Titel.

Foto: Tony Maher

Zu diesen Tänzerinnen zählt auch die Ohligserin Elea Bologna (21). Die Studentin trainiert seit ihrer frühen Kindheit mehrmals wöchentlich in der Ballettschule International Solingen und hat mit solistisch getanzten Stücken und als Gruppentänzerin bereits etliche Titel eingeheimst. Dabei gelang es ihr auch wiederholt, sich in der Kategorie „Klassisches Ballett“ als Deutsche Meisterin für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. So war es auch 2019, beim letzten Deutschen Ballettwettbewerb des Ballettförderkreises München, der noch vor der Corona-Krise stattfand.

Drei Jahre später, nach einer langen Zwangspause ohne Turniere, knüpfte Bologna nun beim German Qualifying in der Jahrhunderthalle Spergau im sachsen-anhaltinischen Leuna an diesen Erfolg an und ertanzte sich ein weiteres Mal den Titel als Deutsche Meisterin. Ein persönlicher Triumph, den sie nach eigenen Angaben der besonderen Philosophie der Ballettschule International Solingen verdankt: „Man lernt an dieser Schule eine gewisse Strenge und Disziplin. Gleichzeitig fühlt man sich zu Hause.“ Sie habe durch die Arbeit mit ihren Trainerinnen gelernt, „an mir selbst zu arbeiten“.

Bologna bezieht sich dabei nicht nur auf Niclas, sondern gleichermaßen auf die erfahrene Ballett-Pädagogin Monika Knapp, die seit 1993 an privaten Ballettschulen im Bergischen Land unterrichtet. Auch Knapp, eine gebürtige Füssenerin, hat eine beeindruckende Vita als Ballerina hinter sich: Sie absolvierte ihre vollständige Ausbildung an der Bayerischen Staaatsoper in München, wurde dort Teil des Corps de Ballett, kam mit 17 Jahren als Solistin an die Wuppertaler Bühnen und setzte ihre Solo-Karriere anschließend stetig aufsteigend an den Opernhäusern von Wiesbaden und Stuttgart fort. Dank dieser Engagements und zahlreicher Gast-Auftritte, die sie mit dem Stuttgarter Ballett weltweit hatte, kennt Knapp das klassische Ballett-Repertoire im Detail – und lässt dieses Know-how in ihre Choreografien für die Ballettschule International Solingen einfließen.

Heraus kommen anspruchsvolle Stücke wie die Variation, mit der sich Bologna auch in Leuna an die Spitze tanzte – als Protagonistin aus dem Ballett „Romeo und Julia“, die in der dargebotenen Szene den Debütantinnenball aufsucht. Eine solche in der Ballett-Welt berühmte Szene an einer privaten Ballettschule auf einem tänzerisch hohen Niveau umsetzen – das ist Knapp zufolge alles andere als normal. Immerhin seien die Tanzwettbewerbe nicht für Profitänzer konzipiert. Die Umsetzung gelinge daher nur „mit einer gehörigen Portion Talent, ganz viel Disziplin und jahrelangem durchgängigen Training“.

Das alles sei bei Schülerinnen wie Bologna gegeben. Zudem zeichne die Solingerin sich durch eine hohe Frustrationstoleranz aus: „Diese braucht es beim klassischen Ballett-Training noch mehr als beim modernen Tanztraining. Denn moderne Tanzrichtungen verlangen dem Körper insgesamt etwas weniger ab als klassisches Ballett und Spitzentanz.“ Tänzerinnen, die im klassischen Ballett gut ausgebildet seien, falle es daher vergleichsweise leicht, moderne Choreografien umzusetzen und bei Tanzwettbewerben hervorzustechen.

Insofern gebe sie Julie Martin Recht: „Neben vielen anderen Kriterien ist es sicher auch die gute Ballett-Basis, die es Schülerinnen der Ballettschule International Solingen in den verschiedenen Turnieren ermöglicht, sich auch in den modernen Kategorien regelmäßig an die Spitze zu tanzen.“

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