Auszeichnung für nachhaltige Entwicklung in Solingen Zukunftskämpfer erhalten Agenda-Preis

Solingen · Unter ungewöhnlichen Bedingungen zeichnete die Stadt am Samstag die Flüchtlingshilfe auf Lesbos mit dem Agenda-Preis aus – Sonderpreise bekamen die Kita Rupelrath und die Fridays für Future-Ortsgruppe.

 Ioanna Zacharaki nahm den Agenda-Preis für die Flüchtlingshilfe auf Lesbos entgegen.

Ioanna Zacharaki nahm den Agenda-Preis für die Flüchtlingshilfe auf Lesbos entgegen.

Foto: Peter Meuter

Es ist gerade elf Tage her, dass Moria in Flammen aufgegangen ist, als Ioanna Zacharaki am Samstag die Stufen zur Bühne hochsteigt. Nur langsam finde sie ihre Worte wieder, sagt sie. Die Solingerin nimmt an diesem Nachmittag den Agenda-Preis der Stadt Solingen entgegen für den Einsatz ihrer Flüchtlingshilfe auf Lesbos. Oberbürgermeister Tim-Oliver Kurzbach überreicht ihr eine Urkunde, bedankt sich dafür, dass die Initiative „unsere gemeinsamen europäischen Werte zum Schutz der Menschenrechte verteidigt“.

Bereits im Dezember hatte der Rat über die Vergabe des 20. Agenda-Preises entschieden, die Preisverleihung hatte wegen der Corona-Pandemie zweimal verlegt werden müssen. Im dritten Anlauf gelingt die Auszeichnung am Samstag im Theater und Konzerthaus – elf Tage nach dem großen Brand. „In diesen Zeiten könnte es keinen besseren Preisträger geben“, sagt Ariane Bischoff vom Strategiebereich Nachhaltige Entwicklung der Stadt in ihrer Begrüßung.

Die mit 1500 Euro dotierte Auszeichnung gilt neben Ioanna Zacharaki und Konstantin Eleftheriadis auch dem Diakonischen Werk und dem Evangelischen Kirchenkreis, die das Programm gemeinsam auf den Weg brachten – mehr als 200.000 Euro an Spendengeldern haben sie inzwischen auf die Insel gebracht. „Ihr verschließt die Augen nicht vor dem Leid der Menschen“, lobt Laudatorin Friederike Sinowenka. Die Projektgründer mit familiären Beziehungen nach Lesbos nutzen die Gelegenheit im Pina-Bausch-Saal für einen politischen Appell. „Das war eine Katastrophe mit Ansage“, sagt Zacharaki, „wir brauchen endlich eine dauerhafte Lösung“. Sie widmet den Preis den Menschen auf der Insel.

Der Themensprung, der dann folgt, fällt dem Publikum alles andere als leicht: Denn mit dem Sonderpreis des Oberbürgermeisters wird es quirlig und fröhlich auf der Bühne. Die Kinder der Evangelischen Kindertagesstätte Rupelrath hüpfen mit Einrichtungsleiterin Lisa Hornung und ihrem Team die Stufen hinauf. Weil die Kindertagesstätte früh ein eigenes Konzept entwickelt hat, um auch die Jüngsten für das Thema Klimawandel zu sensibilisieren, erhält sie den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis.

Jeden Freitag stehen in der Kita Aktionen rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf dem Programm – andere Kindergärten haben das Konzept übernommen. Sie basteln Obsttüten, arbeiten mit Naturschützern und Imkern zusammen, stellen Seife her und haben Wasserpolizei und Stromdetektive ins Leben gerufen.

Während der Applaus für einen Reim der Jüngsten verhallt, übernimmt Deborah Breuer, Kreissprecherin der Wirtschaftsjunioren das Rednerpult: Im dritten Jahr hat der Verein den „Jungen Agenda-Preis“ ausgelobt. Eine Überraschung: Die junge Wirtschaft hat sich für die Fridays for Future-Ortsgruppe entschieden. „Vor euch hat es keiner geschafft, dass dieses Thema Gehör findet“, lobt Deborah Breuer. Und da auch der jungen Wirtschaft klar sei, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, bietet sie den Preisträgern eine Zusammenarbeit an. Isabel Hoffmann und Lenja Königs schließen diese nicht aus und laden zur Demonstration ein. Aber vor allem nutzen sie die Gelegenheit, um der Politik den Spiegel vorzuhalten: Der Öffentliche Nahverkehr sei zurückgebaut, Bauvorhaben im Landschaftsschutzgebiet geplant worden und der Rat habe ihren Wunsch, den Klimanotstand auszurufen, abgelehnt, beklagen die jungen Frauen.

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