Sicherheit in Solingen Was tun, wenn ein Fremder mein Kind anspricht?
Solingen · Immer wieder machen auch in Solingen Facebook-Posts die Runde, in denen vor Unbekannten gewarnt wird, die Kinder ansprechen oder sie gar ins Auto ziehen wollen. Wie sollen Eltern darauf reagieren? Diese Tipps gibt die Polizei.
Immer wieder sind solche und ähnliche Posts auf Facebook zu lesen: „Gestern Nachmittag kam es nach dem Offenen Ganztag zu einem Vorfall, bei dem man versucht hat, ein Kind unserer Schule in einem schwarz-weißen Transporter zu ziehen.“ Und weiter heißt es: „Das Kind hat sich geistesgegenwärtig gewehrt und sich losgerissen. Bitte weisen sie ihre Kinder noch einmal ruhig und sehr deutlich darauf hin (bitte keine Panik verbreiten), wie sie sich in solchen Fällen zu verhalten haben (schreien, um Hilfe rufen, sich losreißen und weglaufen).“
Für Eltern ist es eine der schlimmsten Vorstellungen, jemand Fremdes könnte ihre Kinder entführen und ihnen etwas antun. Daher erfahren diese Posts auch in Solingen stets eine große Aufmerksamkeit. Allein dieser Post wurde 72 mal geteilt. Frühwarnung per Schneeballsystem in den Sozialen Medien. Doch was davon ist eine Fehlmeldung – und was ist echt? Wie können und sollten Eltern solche Posts bewerten – und wie ihre Kinder darauf vorbereiten, ihren Schulweg selbstständig zu gehen und währenddessen auf Gefahren zu achten, ohne aber Panik zu schüren?
Stefan Weiand, Sprecher des Polizeipräsidiums Wuppertal, rät zu Ruhe und Besonnenheit. Berichte ein Kind von einem solchen Vorfall, sei in jedem Fall die Polizei zu informieren. Dies sei hilfreicher, als lediglich einen Facebook-Post abzusetzen, denn nur dann könne die Polizei passende Maßnahmen einleiten. Er selbst habe in seiner beruflichen Laufbahn noch keinen Fall erlebt, in dem in Solingen ein Kind von einem Unbekannten in ein Fahrzeug gezogen worden sei. Doch natürlich könne man auch diese Gefahr nicht ganz ausschließen. Weiand betont, dass die Polizei im Rahmen der Schulwegsicherung auch darauf ein Auge habe.
Doch was können Eltern tun? Polizei und Pädagogen raten, dass Eltern ihre Kinder stärken und solche Situationen mit ihnen besprechen sollten. Die Kinder sollen animiert werden, zuhause zu erzählen, wenn ihnen etwas passiert, das sie verunsichert.
Eltern sollten währenddessen das Erzählte nicht werten und das Kind darin bestärken, dass es richtig war, davon zu berichten. Jede weitere Reaktion – Angst, Sorge, Kontakt mit der Polizei, der Schule oder anderen Eltern aufnehmen – gehört in die Erwachsenenwelt. Die Kinder sollten damit nicht belastet werden.
Möglichst sollten die Schüler mit Freunden und Klassenkameraden gemeinsam zur Schule gehen oder fahren und möglichst die gleichen Wege benutzen, damit die Kinder sich gut auskennen. Gemeinsam mit den Eltern können so genannte „Not-Inseln“ entlang des Weges festgelegt werden. Das können Geschäfte, Personen oder Praxen sein, zu denen die Kinder gehen können, wenn sie auf dem Schulweg verängstigt oder verunsichert werden.
Viele der Regeln gelten aber nicht nur für den Schulweg, sondern für den Fall, dass ein Kind von einem Erwachsenen angesprochen wird. Kinder sollen laut und entschlossen sagen: „Lassen Sie mich in Ruhe!“
Womöglich hören das auch andere Passanten, die dem Kind zu Hilfe kommen können. Eltern sollten ihren Kindern klar machen, dass es nicht unhöflich ist, wenn sie auf eine Ansprache nicht antworten – denn Fragen von Erwachsenen sollen andere Erwachsene beantworten. Kinder sind dazu nicht verpflichtet. Weglaufen sei zudem nicht feige.
Auf keinen Fall sollten Kinder an haltende Fahrzeuge herantreten, sondern Abstand halten und sich entfernen. Wenn Gefahr droht, dürfen und sollen Kinder laut werden. Ausrufe wie „Nein, ich will das nicht!“ können Eltern mit ihren Kindern zuhause üben. In Notfällen können Kinder und Jugendliche jederzeit den Notruf der Polizei unter 110 anrufen – der Anruf ist kostenlos und auch ohne Guthaben auf einem Handy möglich.
Außerdem sei es wichtig, dass Absprachen zwischen Eltern und Kindern getroffen werden und diese auch eingehalten würden. Wenn Kinder, aber eben auch die Eltern pünktlich zur verabredeten Zeit erscheinen, muss sich niemand unnötig Sorgen machen.