Arbeitsplatz in den Nachbarstädten Solinger Pendel-Bewegung
Viele Solinger fahren zur Arbeit in Nachbarstädte. Aber: Junge IT-Firmen ziehen verstärkt auswärtige Pendler an.
Für viele Solinger ist es anstrengender Alltag: Um ihren Arbeitsplatz zu erreichen, pendeln sie mit dem Auto oder mit der Bahn täglich in die umliegenden Nachbarstädte, während sich umgekehrt der morgendliche Andrang in Richtung Solingen in Grenzen hält.
Wie Statistiken zeigen, ist die Klingenstadt eine der wenigen Großstädte, in die morgens mehr Menschen aus- als einpendeln. „Die Schwerpunkte der Pendlerbeziehungen liegen im Norden und Westen, insbesondere im Südwesten Solingens mit den Städten des Kreises Mettmann und natürlich Düsseldorf, Köln und Wuppertal“, sagt Sabine Rische, Sprecherin der Stadt Solingen, auf Anfrage. „Vom östlichen Teil des Stadtgebiets pendeln auch einige Solinger in Richtung Remscheid.“
Einen ersten Hinweis darauf, wie viele Pendler sich morgens von Solingen aus auf den Weg zur Arbeit machen – und in welche Richtung – , liefern die Daten einer bundesweiten Straßenverkehrszählung im Jahr 2015, bei der die durchschnittliche Verkehrsbelastung pro Tag ermittelt wurde: Besonders stark frequentiert sind demnach die Walder Straße am Übergang von Ohligs nach Hilden mit rund 19 000 Fahrzeugen pro Tag. Dicht gefolgt von der Straße Landwehr mit circa 18 800 Fahrzeugen und der Straße Roggenkamp in Gräfrath (L 357) mit 17 200 Fahrzeugen pro Tag.
Bei der Schleifenauswertung einer Ampelanlage im Jahr 2016 brachte es die Remscheider Straße auf immerhin 7900 Fahrzeuge an einem Tag. Alle vier Verkehrsadern sind wichtige Anbindungen an das überörtliche Straßennetz. Spitzenreiter unter den Pendlerzielen von Solingen aus sind derweil die Städte des Kreises Mettmann mit mehr als 7000 Pendlern.
Auf den weiteren Plätzen folgen laut einer Erhebung der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2017 Düsseldorf (fast 4500), Wuppertal (fast 4000) und Köln (gut 2000).
Insgesamt, auch in noch weiter entfernte Städte und Kreise, pendeln mehr als 27 000 Menschen aus und knapp 19 000 ein. Aus diesen Zahlen ergibt sich aber nicht, welche Verkehrsmittel die Pendler nutzen. Noch ist Solingen für viele Menschen eher Wohn- als Arbeitsort, was aus Risches Sicht auch nicht weiter problematisch ist: „Für uns ist es eine sehr positive Entwicklung, dass es vor allem Familien aus den umliegenden Großstädten zum Wohnen verstärkt nach Solingen zieht“, so die Stadtsprecherin.
Denn Solingen wachse: Die Einwohnerzahl liege inzwischen bei rund 163.000 – Tendenz steigend. „Wir punkten mit günstigeren Mieten und Baupreisen und erschließen neue Wohngebiete. Zudem richten wir unsere Infrastruktur daran aus, beispielsweise in der Kita- und Schulplanung.“ So bietet die Großstadt im Grünen für Zugezogene eine Alternative etwa im Vergleich zum hohen Mietpreisniveau in Düsseldorf.
Dennoch sei seit 2010 auch ein Gegentrend zu beobachten: Vor allem im Stadtteil Ohligs seien durch die Ansiedlung innovativer, aufstrebender IT-Unternehmen sowie der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung des Hansa-Quartiers zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden, die auch Arbeitnehmer aus den umliegenden Städten nach Solingen ziehen. Dazu gehören etwa der Software-Entwickler Codecentric und dessen Ableger, das Start-up Instana, die seit der Gründung nach Angaben der Stadt mehr als 300 Arbeitsplätze geschaffen haben.
Insgesamt sind in den vergangenen acht Jahren mehr als 8000 neue sozialversicherungspflichtige Jobs in Solingen entstanden. „In Ohligs ist gerade mit Blick auf die IT-Branche einiges in Bewegung“, betont Rische. „Mit dem Ausbau des Standortes Hansastraße werden wir weitere Unterstützung liefern. Wichtig für das Wachstum sind gute Rahmenbedingungen, was etwa Bildung, Freizeit, Breitband und Gewerbeflächen betrifft.“