Klimagriff Mit Klimagriff gegen den Schimmel

Georg Meyer, der Erfinder des Klimagriffs, stellt sein Unternehmen aus dem Gründer- und Technologiezentrum am Grünewald breiter auf – mit „smarter“ Farbe. Suche nach Investoren und Handelspartnern.

Nur noch kurz die Welt retten: Wo Sänger Tim Bendzko sich vorher in 148.713 Mails verheddert, hat Georg Meyer längst die Ärmel hoch gekrempelt und sich auf ein Gebiet spezialisiert. 2011 brachte der Solinger den „Klimagriff“ auf den Markt – eine Fensterolive mit Minicomputer, die den Hausbewohnern sagt, wann es Zeit zum Lüften ist, um Schimmelbefall zu vermeiden. Rund 22.000 der Lüftungsassistenten sind seitdem im Einsatz, piepsen, wenn die Raumluft zu feucht ist, und protokollieren, wie gelüftet und geheizt wird.

„Ich habe in annähernd 1000 Wohnungen Schimmel gesehen und den Klimagriff montiert“, blickt Meyer auf die Verkaufszahlen. „Für eine neun Jahre alte Entwicklung ist das eigentlich zu wenig. Denn fast jeder Mieter und Hausbesitzer schleppt das Thema überflüssige Feuchtigkeit mit sich herum.“ Der 49-Jährige hat sein Angebot deshalb erweitert und bietet es jetzt unter der Marke „Smart Klima“ an.

Wichtigste neue Komponente ist eine von seinem österreichischem Geschäftspartner Erich Willam entwickelte Farbe, die außen wie innen zum Einsatz kommen kann und in allen möglichen Tönen angeboten wird.

Der Unterschied zu herkömmlichen Farben: Durch beigemischte Füllstoffe und winzige Glasperlen hat der „smarte“ Anstrich eine um das 217-Fache vergrößerte Oberfläche. Ein Vorteil: Wände werden schneller wieder trocken. Meyer: „Und nach dem Lüften wird es schnell wieder warm.“ Dafür kostet die Farbe aber rund ein Fünftel mehr als eine mit hoher Malerqualität und muss zweimal gestrichen werden. Meyer: „Damit sich die thermische Funktion entfalten kann.“

Der Zweifach-Anstrich kann trotzdem günstig sein: „In 90 Prozent der Fälle, wo ein Gutachter eine Innendämmung empfiehlt, können wir darauf verzichten“, berichtet der Klimagriff-Geschäftsführer. Während eine Innendämmung bis zu 150 Euro pro Quadratmeter kosten könne und mehr Zeit in Anspruch nehme, seien es bei dem Spezialanstrich nur 20 Euro pro Quadratmeter. Meyer, gelernter Handwerker und Informationselektroniker, hat in diesem Sommer selbst zur Farbrolle gegriffen und das Erdgeschoss seines Hauses gestrichen. „Dort sind die Außenwände jetzt zwei Grad wärmer als im Obergeschoss. Feuchtigkeit frisst viel Energie; bis zu 50 Prozent Einsparpotenzial liegt hier verborgen.“

„Das Lüften bleibt aber ein wichtiger Faktor“, betont Meyer und stellt weitere Innovationen vor. So soll es auch eine Klimagriff-Variante geben, die den Kohlendioxid-Anteil in der Raumluft misst und unter anderem auf den Einsatz in Schulen zielt. Meyer: „Wir wollen 2019 auch eine Alarmanlage daraus machen, die bei Einbruchsversuchen warnt.“ Vorgesehen ist außerdem ein Taupunkt-Wächter, der in Verbindung mit den Heizkörperventilen steht. Wo elektrische Lüfter existieren, sollen sie mit ins System eingebunden werden.

„Die einfachen Systeme zum Nachrüsten kann ich dann per Bluetooth übers Handy steuern“, erläutert der Klimaschützer. „Die Grundidee, die Algorithmen und die Apps habe ich entwickelt; die Komponenten kommen von Partnern aus NRW.“ Was fehlt, ist ein Investor, mit dessen Hilfe das System groß herausgebracht werden kann. „Alle Erfinder haben ihre Durststrecke gehabt“, tröstet sich Georg Meyer. „Ich habe viel erlebt – von himmelhochjauchzend bis tief betrübt.“

Betrüblich findet er seine Rolle als Prophet im eigenen Land. „Unser größter Kunde in der Region ist die Stadt Haan, wo wir nach Ausschreibungen beispielsweise in Schulen und Kindergärten aktiv geworden sind. In Solingen bekommen wir kaum ein Bein auf den Boden.“

 Geschäftsführer Georg Meyer (r.), hier mit Servicetechniker Patrick Meyer, bietet den Solingern Vorführungen im Gründer- und Technologiezentrum an. „Smart“ gestrichene Flächen trocknen schneller.

Geschäftsführer Georg Meyer (r.), hier mit Servicetechniker Patrick Meyer, bietet den Solingern Vorführungen im Gründer- und Technologiezentrum an. „Smart“ gestrichene Flächen trocknen schneller.

Foto: Fred Lothar Melchior

Nur beim Spar- und Bauverein habe es 2016 ein Pilotprojekt gegeben. Interesse zeigte dagegen die Wirtschaftsförderung in Wien. Und auch bei der aktuellen Runde der bundesweiten Gründerinitiative „Science4Life“, hinter der unter anderem das Land Hessen und Sanofi stehen, schaffte es Meyer in der ersten Runde unter die 30 besten Teams.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort