Solingen Unternehmen suchen Nachwuchs

Solingen · Gut zwei Monate vor dem Start der betrieblichen Ausbildung sind in etlichen Unternehmen noch Lehrstellen unbesetzt. Es mangelt an Bewerbern. Mit Präsenzveranstaltungen will man gegensteuern.

 KfZ-Mechatroniker ist ein begehrter Ausbildungsberuf bei Jugendlichen.

KfZ-Mechatroniker ist ein begehrter Ausbildungsberuf bei Jugendlichen.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Viele Ausbildungsplätze in der Klingenstadt und der bergischen Region sind noch unbesetzt. Nach Angaben der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal gibt es gut zwei Monate vor dem Ausbildungsstart im August noch 387 freie Ausbildungsplätze, die von Solinger Unternehmen angeboten werden. Auf der Bewerberseite stehen aktuell noch 277 Jugendliche, die über die Berufsberatung der Arbeitsagentur eine Lehrstelle suchen. Rein rechnerisch passen somit Angebot und Nachfrage nicht zusammen. „Wir werden von daher mit unseren Bemühungen nicht nachlassen und uns intensiv – zum Beispiel durch die kontinuierliche Präsenz unserer Berufsberatungsfachkräfte an den Schulen – für die Bewerbergewinnung einsetzen“, sagt Thorsten Schumacher, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal.

Ein besonderes Augenmerk will man bei der Akquise auf Schulabgängerinnen und Schulabgänger legen, die noch keine Anschlussperspektive haben. „Wir sprechen in Solingen und Remscheid von einem Bewerbermarkt. Die Ausbildungssuchenden haben so gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz wie seit vielen Jahren nicht mehr. Mein Appell richtet sich also an die Jugendlichen und ihre Eltern, die vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen“, sagt Schumacher.

Im Bergischen Städtedreieck sind derzeit noch 1537 Ausbildungsstellen nicht besetzt. Auf der anderen Seite gibt es 1348 Jugendliche, die als Suchende in Solingen, Remscheid und Wuppertal geführt werden. „Für die Unternehmen ist es dringend notwendig, Nachwuchs zu finden“, sagt Carmen Bartl-Zorn. Die Leiterin des Geschäftsbereiches Aus- und Weiterbildung der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK) spürt „den Fachkräftemangel in den Unternehmen auf allen Ebenen“ und ergänzt: „Auch der Fachkräftemangel ist ein Wachstumshemmnis.“

Gleichwohl sind die Unternehmen in der Region weiter bemüht, ihre angebotenen Lehrstellen zu besetzen. Doch in Zeiten eines Bewerbermarktes ist das ein schwieriges Unterfangen. Der demografische Wandel mit weniger Schulabgängern erschwert die Stellenbesetzung. „Zudem verzeichnen wir weiter Nachwirkungen der Corona-Pandemie“, erklärt Carmen Bartl-Zorn.

Denn in den zwei Jahren Pandemie hat die Berufsorientierung der achten und neunten Klassen in den Schulen gelitten. Praktika in den Betrieben gab es – wenn überhaupt – deutlich weniger. „Weniger Bewerber haben wegen der Pandemie den Weg zur Arbeitsagentur gefunden“, sagt die IHK-Mitarbeiterin.

All dies zeichne sich jetzt auf dem Ausbildungsmarkt ab. Bartl-Zorn: „Und jugendliche nutzen andere Alternativen als die betriebliche Ausbildung, beispielsweise einen weiteren Schulbesuch, den Besuch eines Berufskollegs oder starten ein Studium, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen.“

Aufgeben ist angesichts dieser Situation aber bei den Partnern in Sachen Ausbildung wie unter anderem Handwerk, Agentur für Arbeit, IHK und kommunalen Stellen dennoch nicht angesagt – im Gegenteil. „Es gibt noch viele gute Bewerberinnen und Bewerber“, sagt Bartl-Zorn. Mit verschiedenen Präsenzveranstaltungen will man auf die Bewerber zugehen.

Gut gelungen sei dies am 18. Mai beim IT-Bewerbertag in Solingen. „Wir hatten hier 50 Ausbildungsstellen im Angebot, viele davon werden wohl besetzt werden können“, sagt Bartl-Zorn. In Remscheid folgt am 13. Juni an der Albert-Einstein-Schule ein Tag der Ausbildung. Rund 25 Unternehmen präsentieren hier ihre noch zu besetzenden Ausbildungsplätze.

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