Solingen Solingen umzingelt von Einkaufsstädten

Solingen · Der Entwurf des kommunalen Einzelhandelskonzept liegt auf dem Tisch und wird am Montag im Planungsausschuss vorgestellt. Danach werden alle Bezirksvertretungen darüber beraten, im Dezember beschließt es der Stadtrat.

Es ist 130 Seiten stark, enthält eine umfangreiche Analyse nicht nur für die City, sondern auch für die Stadtteile, Auswertungen und überdies Empfehlungen: Der Entwurf des kommunalen Einzelhandelskonzeptes liegt jetzt vor und wird am kommenden Montag zunächst im Planungsausschuss beraten.

Anlass des Konzeptes: Zunehmend hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass eine effektive Einzelhandelssteuerung in Solingen über die Bauleitplanung nur mit Einschränkungen möglich ist. Auf der anderen Seite drängen beispielsweise aber immer mehr Lebensmitteldiscounter in Bereiche, in denen die Stadt sie eigentlich nicht haben will. Deshalb wurde das kommunale Einzelhandelskonzept im Sommer 2012 auf den Weg gebracht, um die gewachsenen Zentren in ihren Versorgungsfunktionen so zu stärken, dass sie nicht nur überleben, sondern ihrer Versorgungsfunktion uneingeschränkt gerecht werden können. Das kommunale Einzelhandelskonzept soll mit dazu beitragen, die künftige Entwicklung zu steuern. Beispielsweise setzt es fest, welche Sortimente wo verkauft werden dürfen. Beauftragt mit dem Konzept wurde das Gutachterbüro Junker und Kruse.

Schon im März dieses Jahres gab das Gutachterbüro in einer gemeinsamen Sitzung aller fünf Bezirksvertretungen und des Planungsausschusses einen Zwischenbericht im Walder Stadtsaal ab.

Obwohl Solingen mit seinen rund 158 000 Einwohnern eine Großstadt ist, stellt die Stadt als Einzelhandelsstandort aber nur eine Mittelzentrum dar. "Ungewöhnlich" sagen dazu die Gutachter, doch wegen der "ausgeprägten Konkurrenzsituation" mit den Oberzentren Köln, Düsseldorf, Wuppertal sowie den ebenfalls als Mittelzentren eingestuften Nachbarstädten Leverkusen, Remscheid, Hilden oder Langenfeld erklärbar.

Mit einer Kaufkraftkennziffer von 100,8 Punkten ist Solingen zwar nicht schlecht aufgestellt. Die Kennziffer liegt leicht über dem Bundesdurchschnitt. Gegenüber den Nachbarstädten weist indes nur Wuppertal mit 98,8 Punkten einen geringeren Wert auf. Alle anderen Städte liegen deutlich darüber, Düsseldorf kommt gar auf eine Kaufkraftkennziffer von 112. Das bedeutet: In diese Städte wandert viel Solinger Kaufkraft ab, auch deshalb, weil die Verkaufsflächenausstattung in der Klingenstadt in zahlreichen Sortimenten als unterdurchschnittlich einzustufen ist. Immerhin hat Solingen 861 Einzelhandelsbetriebe, die sich auf 186 000 Quadratmetern ausdehnen. Gegenüber einer Erhebung von 2005 sind das 200 Betriebe weniger, bei der Fläche wurden 16 000 Quadratmeter zusammengestrichen. Letzteres hat insbesondere mit der Karstadt-Schließung zu tun.

Gerade auf dieser Fläche tut sich jetzt jedoch Neues: Mit dem Hofgarten wird ab dem 24. Oktober die Einzelhandelsfläche und die Zahl der Geschäfte wieder in die Höhe gehen. Allerdings ist der Einzelhandelsstandort Solingen auch von Leerständen gekennzeichnet. Die Gutachter listeten 240 leerstehende Geschäfte (insgesamt 22 000 Quadratmeter) im Stadtgebiet auf. Geld zum Ausgeben ist gleichwohl vorhanden: Das Kaufkraftpotenzial der Solinger wird mit 860 Millionen Euro angegeben. Viel davon (337 Millionen Euro im Jahr) wird für Nahrungs- und Genussmittel ausgegeben, für Bau- und Gartenmarktsortimente 86,5 Millionen Euro, für Elektronik/Multimedia immerhin 64,9 Millionen Euro.

Der Planungsausschuss wird den Entwurf des kommunalen Einzelhandelskonzeptes am Montag, 14. Oktober, zunächst zur Kenntnis nehmen. Danach beraten alle Bezirksvertretungen, bevor es im Planungsausschuss (9. Dezember) und letztlich im Stadtrat (12. Dezember) beschlossen wird.

(RP)
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