Pilotprojekt „Grüner Knopf“ Kuschelig, bunt und fair in Solingen produziert

Solingen · Start-up-Unternehmerin Stefanie Krausen ist mit ihrer Kinder- und Damenbekleidung aus Bio-Baumwolle ein Aushängeschild des Pilotprojekts „Grüner Knopf“.

 Startup-Unternehmerin Stefanie Krausen.

Startup-Unternehmerin Stefanie Krausen.

Foto: Fred Lothar Melchior

Kuschelig und kompromisslos liegen bei Stefanie Krausen dicht beieinander. Ihre schicken Shirts, Hoodies und Sweatjacken aus Bio-Baumwolle kommen auch deshalb gut bei Eltern an, weil die Kinderbekleidung fair produziert wird. Deshalb hat Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller die Solingerin zur Internationalen Grünen Woche eingeladen, die vom 17. bis zum 26. Januar in Berlin stattfindet. Dort ist MilliTomm außerdem an einem Gemeinschaftsstand für Unternehmen präsent, die das neue Textilsiegel Grüner Knopf für ihre Produkte führen dürfen.

Es ist nicht die erste Messe, bei der die 36-Jährige vertreten ist. Gerade war ihre Mode bei der Werbeartikelschau in Düsseldorf zu sehen. In dieser Woche ist ihr Label MilliTomm bei der Neonyt in Berlin zu finden – einer dreitägigen Veranstaltung „für Mode, Nachhaltigkeit und Innovation“. Stefanie Krausen ist das lebende Beispiel für Erneuerung und Wandel: Nach der Geburt ihres Sohnes und der Elternzeit kehrte die Bankkauffrau nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurück, sondern baute sich eine ganz andere Existenz auf.

„Wenn man Mutter wird, macht man sich Gedanken“, blickt die Gräfratherin zurück. „Wie sieht die Zukunft aus? Was ist gesund, was nicht? Dann bin ich schnell auch auf das Thema Kinderbekleidung gestoßen.“ Sie suchte nach modischer, fair hergestellter Kleidung ohne Giftstoffe – und wurde enttäuscht. „Das Gesamtpaket habe ich nicht gefunden.“ Stattdessen war eine Geschäftsidee geboren. 2017 gründete Stefanie Krausen ihr Ein-Frau-Unternehmen und mietete einen Raum auf dem Gelände der Spedition Schnug. „Ich habe mir am Anfang Hilfe in der Bekleidungsbranche geholt. Der Rest war Learning by Doing.“ Schwieriger war es, einen Produzenten zu finden: „Ich wollte MilliTomm von Anfang an als vollständig nachhaltiges Unternehmen aufbauen.“ Krausen wurde zur Detektivin, die das Internet durchforstete: „Ich wollte alles offengelegt haben, vom Material bis zu den einzelnen Fertigungsschritten. Die Prämisse war: ganz oder gar nicht.“

„Die Suche hat mich in meinem Zeitplan zurückgeworfen“, erzählt die Unternehmerin. Erst Ende 2018 konnte sie richtig anfangen. Da hatte sie einen Hersteller in der Nähe von Porto in Portugal gefunden, der ihre Anforderungen erfüllen konnte und wollte. MilliTomm-Bekleidung führte von Anfang an das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard). Im September 2019 kam der zu diesem Zeitpunkt eingeführte Grüne Knopf hinzu. Inzwischen bietet Stefanie Krausen in ihrem Online-Shop rund 50 verschiedene Varianten von Kinderbekleidung an – und seit Ende vergangenen Jahres auch T-Shirts für Erwachsene. „Das wird noch ausgebaut.“

Auch der Vertriebsweg soll breiter werden: „Der nächste Schritt ist, dass die Artikel in den stationären Handel kommen. Wenn man die Stoffe einmal selbst gefühlt hat, weiß man, wie weich sie sind. Kinder, die meine Kleidungsstücke ausprobieren, wollen sie am liebsten direkt anbehalten.“ An ein eigenes Ladenlokal denkt die 36-Jährige nicht. „Ich habe gefühlt 20.000 Ideen im Kopf, kann aber nicht alles auf einmal machen. Durch den Online-Shop kann ich jeden erreichen. Der Fokus liegt darauf, dass MilliTomm in die Welt getragen wird. Wenn mich keiner kennt, sind die Mühen umsonst.“ Bisher kommen die Bestellungen vor allem aus Deutschland und angrenzenden Ländern. MilliTomm ist aber auch schon in Australien und Thailand zu finden.

„Bei MilliTomm weiß man, was auf der Haut ist“, wirbt Stefanie Krausen für ihr Sortiment. Das rechtfertige zusammen mit der fairen Produktion und der hohen Qualität der Verarbeitung den Preis. „Er wird auch dadurch kompensiert, dass die Kleidungsstücke länger getragen werden“, erläutert sie. Es sind immer Doppelgrößen (ab 92/98); Ärmel und Hosenbeine sind so sauber genäht, dass man sie umschlagen kann.

Wie entsteht eine MilliTomm-Kollektion? „Es ist ein ganz langer Prozess, bis ein Teil fertig ist“, erklärt die Unternehmerin. „Zuerst setze ich mich mit einem Blatt Papier und Buntstiften hin. Dann geht es Schritt für Schritt weiter. Es ist immer ein spannender Moment, wenn die Farbmuster ankommen.“ Auch die Namensfindung für ihr Start-up dauerte. „Viele sagen, dass sich MilliTomm total schön anhört.“

„Man sollte die Kleidung wertschätzen“, wünscht sich Stefanie Krausen. „Während der Produktion bedarf es vieler Arbeitsschritte und Handarbeit. Es gehen ja so viele negative Bilder durch die Presse. Aber man merkt schon, dass sich ein Wandel vollzieht.“ Sie setzt sich weiter für Änderungen in der Textilindustrie ein – und hat dabei zuhause ihren größten Fan: „Unser Sohn trägt nur MilliTomm.“

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