Autobahn-Ausbau Standspuren als neue A 3-Fahrbahnen?

Solingen · In einem Brief mahnen die Verwaltungschefs der Region in Sachen Autobahn-Ausbau Kompromisse an. Eine Option könnte es dabei sein, auf eine Verbreiterung der Fahrbahn auf insgesamt acht Spuren zu verzichten.

 Die A 3 gehört zu den am meisten befahrenen Autobahnen Deutschlands. Im Schnitt passieren täglich über 100.000 Autos die Ausfahrt Solingen.

Die A 3 gehört zu den am meisten befahrenen Autobahnen Deutschlands. Im Schnitt passieren täglich über 100.000 Autos die Ausfahrt Solingen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Es ist ohne Zweifel eines der größten verkehrspolitischen Projekte der jüngeren Vergangenheit in der Region. Geht es nach dem Bund, dem Land und dem landeseigenen Betrieb Straßen.NRW, wird sich die Autobahn 3 im kommenden Jahrzehnt unter anderem auf Solinger Gebiet in eine riesige Baustelle verwandeln. So soll die A 3 im Teilbereich zwischen den Kreuzen Leverkusen und Hilden schrittweise auf acht Fahrspuren erweitert werden. Denn nur auf diese Weise ist es nach dem Dafürhalten von Experten möglich, den ständig weiterwachsenden Verkehr auch in Zukunft einigermaßen störungsfrei zu bewältigen.

Auf die vielen Pendler, die täglich die A 3 auf dem Weg zur Arbeit befahren, warten also einmal mehr harte Zeiten, die an den Nerven zehren werden. Und auch an anderer Stelle sorgt die künftige Mammut-Baustelle längst für Kopfschmerzen. Weil die Autobahn, die in ihrer ursprünglichen Konzeption aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammt, nämlich mitten durch die Ohligser Heide und damit durch ein ökologisch sensibles Gebiet führt, wollen die Stadtoberhäupter der Anrainer-Städte, dass über den achtspurigen Ausbau noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

„Eine Lösung könnte möglicherweise darin bestehen, die heutigen Standstreifen auszubauen, um diese später dann als zusätzliche Fahrbahnen zu nutzen“, sagte jetzt zum Beispiel Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) auf Anfrage unserer Redaktion, nachdem er sich in dieser Woche zusammen mit seinen Amtskollegen aus den Rathäusern in Langenfeld, Hilden sowie Leichlingen bereits in Form eines Briefes an den Hauptsitz von Straßen.NRW in Gelsenkirchen gewandt hatte.

In dem besagten Schreiben, das für die zuständige Referatsleiterin des Landesbetriebs  bestimmt ist, begrüßen die Verwaltungschefs zwar grundsätzlich das Vorhaben der Planer zum A 3-Ausbau. Denn eine „leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur“ sei „Grundlage für unsere Kommunen als Wohn- und Wirtschaftsstandorte“. Gleichzeitig jedoch gelte es, die „gesellschaftliche Akzeptanz“ zu sichern, ohne die ein Großprojekt wie jenes der Autobahn-Erweiterung tatsächlich kaum mehr denkbar ist.

So gibt es seit Bekanntwerden des Vorhabens etliche Einwände, die unter anderem von Umweltverbänden ins Feld geführt werden. Erst kürzlich rief etwa die Langenfelder Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Anwohner an der A 3 dazu auf, sich von Beginn an in das Planungsverfahren einzumischen –  befürchtet man beim BUND, abseits von Beeinträchtigungen für Tier- und Pflanzenwelt, doch eine massive Zunahme des Lärms, wenn die A 3-Trasse ausgebaut ist.

Eine Sorge, die Oberbürgermeister Kurzbach und die Bürgermeister aus den Solinger Nachbarstädten aus der Region teilen. Deshalb verlangen auch sie, dass die Eingriffe in Natur und Landschaft sowie eine Zunahme der Lärmbelastung „zu vermeiden oder zu minimieren“ sind.

Wege zum Erreichen dieser Ziele könnten, neben der erwähnten Nutzung der Standstreifen, beispielsweise „Maßnahmen des Verkehrsmanagements, der Verkehrslenkung sowie ein nachhaltiger Lärmschutz“ sein, heißt es in dem Brief, der in Kopie auch an Verkehrsministerien in Berlin und Düsseldorf versendet wurde. Insgesamt müsse es jedoch unter allen Umständen darum gehen, Umfang und Auswirkungen des Autobahn-Ausbaus auf das „notwendigste Maß“ zu begrenzen, so die Stadtoberhäupter.

Inwieweit solche Einwände indes bei Straßen.NRW auf offene Ohren treffen, bleibt einstweilen abzuwarten. So hatte der Landesbetrieb in Sachen Flächenverbrauch die Standstreifen-Lösung bislang nicht auf seinem sprichwörtlichen Zettel. Vielmehr hatten die Planer den Ausbau um jeweils eine Spur auf jeder Seite, eine Erweiterung um zwei Spuren auf der Ostseite der A 3 beziehungsweise einen abschnittsweisen Wechsel der neuen Fahrstreifen ins Spiel gebracht.

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