Fremdstoffe im Solinger Abwasser „Die Toilette ist kein Mülleimer“

Solingen · Die Verbraucherberatung, die Technischen Betriebe Solingen und der Bergisch-Rheinische-Wasserverband veranstalten die Aktion „Ich sehe was, was du nicht siehst“. Immer mehr Fremdstoffe gelangen ins Abwasser.

   Julia Ogiermann, Wolfgang Marx, Marco Brings und Florian Weigold (v.l.) informierten über die Aktion.

Julia Ogiermann, Wolfgang Marx, Marco Brings und Florian Weigold (v.l.) informierten über die Aktion.

Foto: Uwe Vetter

Auf etlichen Kanaldeckeln in Ohligs, Wald und Mitte ist der Hinweis unübersehbar: „Ich sehe was, was du nicht siehst“, steht dort in bunter Schrift zu lesen – darunter noch der Online-Hinweis www.kmia.de, eine Adresse, unter der sich Bürger über die Aktion informieren können. Denn immer mehr Menschen gehen achtlos mit ihren Abfällen um und entsorgen Müll über die Toilette ins Abwasser. „Die Toilette ist kein Mülleimer. Abfälle gehören dort nicht hinein“, sagt Umweltberaterin Julia Ogiermann von der Solinger Verbraucherberatung.

Anlässlich der europäischen Woche der Abfallvermeidung, die noch bis 25. November läuft, machen Verbraucherberatung, der Kanalbetrieb der Technischen Betriebe Solingen sowie der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW) auf das Problem von Fremdstoffen aufmerksam. Das Motto: „Bewusst konsumieren, richtig entsorgen.“

Denn es gibt jede Menge Abfälle, die einfach über die Wasserspülung des WC entsorgt wird: Medikamente, Essensreste, Katzenstreu, Feuchttücher, Speisefette, Zigarettenkippen, Farben, Lacke, Hygieneartikel wie Wattestäbchen fürs Ohr oder aber Haus-Chemikalien wie Nagellackentferner und Pflanzenschutzmittel: „Das alles gehört nicht in die Toilette oder den Ausguss. Es macht großen Sinn, sich zu Hause ­Gedanken darüber zu machen, was wie zu entsorgen ist“, sagt Julia Ogiermann.

Das falsche Verhalten vieler Verbraucher in Sachen Abfallentsorgung konnte bei einem Besuch im Klärwerk Ohligs an der Grenzstraße beobachtet werden. Randvoll präsentierte Wolfgang Marx, Betriebsstellenleiter des Klärwerkes, das vom BRW betrieben wird, einen Container mit zusammengepressten Müll, der aus den Abwasserkanälen gefischt wurde. „Das Ergebnis einer Woche“, sagt er. Zusammen mit BRW-Betriebsleiter Florian Weigold und Marco Brings vom Kanalbetrieb der Technischen Betriebe Solingen machten Marx und Ogiermann auf die Folgen der unsachgemäßen Entsorgung aufmerksam: „Wir verzeichnen rund 100 Störungen im Jahr, 80 gehen auf Hygieneartikel zurück“, sagt Marco Brings mit Blick auf das Kanalnetz.

Die Störungen zu beseitigen, verursacht Kosten. Das wiederum lässt die Gebühren steigen, die letztlich von allen Verbrauchern zu zahlen sind. Werden indes die Verursacher von Störungen im Kanalnetz ausfindig gemacht, werden sie laut Marco Brings zur Kasse gebeten. „Das geht durchaus, das gibt dann gesonderte Rechnungen“, ergänzt er. Und Florian Weigold und Wolfgang Marx betonen: „Je mehr Essensreste in das WC gekippt wird, desto mehr Ratten werden gefüttert.“ Die sich dann auch vermehren. Das alles muss nicht sein, wenn man auf die richtige Entsorgung von Abfall achtet: Medikamente gehören in den Restmüll, alte Farben und Lacke können kostenlos im Müllheizkraftwerk an der Sandstraße abgegeben werden. Feuchttücher bestehen aus Materialien, die sich im Wasser nicht auflösen. Folge: Die Pumpen im Abwassernetz können verstopfen und müssen kostenintensiv gereinigt werden. Feuchttücher, wenn man sie überhaupt benötigt, gehören in den Restmüll“, sagt Julia Ogiermann.

   Online-Hinweis zur Müllaktion auf Kanaldeckeln im Stadtgebiet.

Online-Hinweis zur Müllaktion auf Kanaldeckeln im Stadtgebiet.

Foto: Uwe Vetter
  △  Ein Container voll mit Abfällen – gesammelt in einer Woche.

△  Ein Container voll mit Abfällen – gesammelt in einer Woche.

Foto: Uwe Vetter

Unter dem Strich wird es für die Klärwerke – Ohligs und Gräfrath werden vom BRW betrieben, das in Burg vom Wupperverband – immer schwerer, die größer werdenden Verschmutzungen restlos aus dem Abwasser zu entfernen. Viele Schadstoffe widerstehen den Reinigungsverfahren und machen sich so in der Umwelt breit. Ogiermann: „Von daher sollten Abfälle und Schadstoffe erst gar nicht im Wasser landen.“

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