Bilanz 2022 des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren Schneidwarenbranche mit Umsatz-Minus
Solingen · Nach zwei Corona bedingten Ausfällen startete am Freitag die Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt. 20 Unternehmen aus Solingen sind dabei, der Industrieverband Schneid- und Haushaltswaren präsentierte Zahlen.
Extreme Preissteigerung für Materialien und Energie, der Ukraniekrieg und seine Folgen, eine hohe Inflationsrate und damit einhergehend eine spürbar gesunkene Konsumneigung – die Voraussetzungen für gute Geschäfte waren 2022 – insbesondere in der zweiten Jahreshälfte – alles andere als gut. Gleichwohl hat die überwiegend in Solingen ansässige Schneidwaren- und Besteckbranche noch recht gut abgeschnitten. Dies erklärte am Freitag zum Auftakt der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt der Vorsitzende des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren (IVSH), Ralf Zimmermann.
Der geschäftsführende Gesellschafter der Otto Röhrig Gesenkschmiede in Solingen gab den Branchenumsatz nach vorläufigen Zahlen und auf Basis der ersten drei Quartale des Jahres 2022 mit rund 2,35 Milliarden Euro an. Gegenüber dem Boomjahr 2021 sei das ein Minus von sieben Prozent. 2021 wurde ein Umsatz von 2,5 Milliarden Euro erzielt – fünf Prozent mehr als 2020. „Viele unserer Mitglieder haben 2021 sehr klug disponiert, sodass sich die Probleme in Grenzen hielten“, sagte Zimmermann. Vor allem habe man davon profitiert, „dass unsere Industrie nach wie vor einen großen Teil ihrer Produkte in Deutschland fertigt und deshalb weitaus weniger als andere Branchen auf Lieferanten aus dem Ausland angewiesen ist“.
Die Schneidwaren- und Besteckbranche blickte zu Beginn des Jahres 2022 noch durchaus optimistisch ins neue Jahr. Der Beginn des Ukraine-Krieg im Februar führte jedoch auch zu „erheblichen Verwerfungen“ in der Wirtschaft. „Rohstoffe und Energie sind um ein Vielfaches teurer geworden. Entsprechend gestiegen sind die Preise für Import und Transport sowie die Kosten der heimischen Produktion“, sagte der IVSH-Vorsitzende.
Das Minus bei Kochgeschirren, Pfannen und Küchenhelfern fiel mit 15 Prozent am stärksten aus. Rund 833 Millionen Euro Umsatz wurden hier erzielt. Im Bereich Schneidwaren fiel das Minus mit 1,2 Prozent noch relativ moderat aus. Etwa 1,36 Milliarden Euro Umsatz wurden hier nach Angaben des IVSH erreicht. Der Bereich Bestecke musste Einbußen von rund 6,2 Prozent auf 155 Millionen Euro Umsatz verkraften.
Gleichwohl bleibt die Branche „grundsätzlich optimistisch“. Ralf Zimmermann sieht allerdings auch erhebliche Schwierigkeiten für den Wettbewerb. Vor allem wegen der erhöhten Preise für viele Rohstoffe und vor allem Energie. Und: „Der jüngste Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie fiel unter den jetzigen Umständen deutlich zu hoch aus“, sagte der IVSH-Vorsitzende. Viele Unternehmen, „auch aus unserer Branche, haben deshalb längst die Arbeitgeberverbände verlassen“. Wegen des erheblichen Mangels an Fachkräften lassen sich laut Zimmermann aber höhere Lohnkosten kaum umgehen.
Die Erwartungen des IVSH-Vorsitzenden an den Staat beziehungsweise Hilfsprogrammen sind gering. „Die gehen an den meisten unserer Betriebe vorbei und selbstverständlich sind auch Preisbremsen in einer freien Wirtschaft keine Hilfe“, so der Solinger Unternehmer und ergänzt: „Gleichzeitig hält das Wachstum bürokratischer Auflagen und Kontrollen unverändert an, wie aktuell besonders das sogenannte Lieferkettengesetz zeigt.“