Nach Rückgang im vergangenen Jahr Schneidwarenbranche legt wieder zu

Nachdem im Geschäftsjahr 2018 erstmals seit zehn Jahren die Umsätze rückläufig waren, geht der Geschäftsführer des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren, Jens Heinrich Beckmann, wieder von einem Plus aus.

 Jens Heinrich Beckmann, Geschäftsführer des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren (IVSH).

Jens Heinrich Beckmann, Geschäftsführer des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren (IVSH).

Foto: Uwe Vetter

Die Schneidwaren- und Besteckbranche erlebte im Geschäftsjahr 2018 erstmals nach zehn Jahren wieder einen Rückgang. Lediglich 2,3 Milliarden Euro, etwa vier Prozent weniger als im Jahr davor, setzte die Branche um. Nach den ersten drei Quartalen dieses Jahres ist der Geschäftsführer des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren (IVSH), Jens Heinrich Beckmann, gleichwohl optimistisch, dass am Jahresende die Gesamtbranche mit Schneidwaren, Bestecken und auch die Hersteller von Kochgeschirren, Pfannen und Küchenhelfern wieder positive Zahlen schreiben werden. „Etwa 2,5 bis drei Prozent grob geschätzt“, sagt Beckmann mit Blick auf den Umsatz.

Zumal sich die Branche derzeit im wichtigen Weihnachtsgeschäft befindet und hier traditionell starke Umsätze eingefahren werden. „Viele unserer Produkte eignen sich als Geschenk“, sagt Beckmann und ergänzt mit Blick auf das laufende Jahr: „Es läuft besser, als zunächst befürchtet.“

 Der Bereich Schneidwaren konnte nach Einbußen im vergangenen Jahr im laufen Geschäftsjahr wieder zulegen. Bis Ende des dritten Quartals war ein Plus von fünf Prozent zu verzeichnen.

Der Bereich Schneidwaren konnte nach Einbußen im vergangenen Jahr im laufen Geschäftsjahr wieder zulegen. Bis Ende des dritten Quartals war ein Plus von fünf Prozent zu verzeichnen.

Foto: dpa-tmn/Wüsthof

Das Geschäftsjahr 2019 gestaltet sich dennoch schwierig. Der Handelsstreit mit den USA – seit dem 18. Oktober werden beispielsweise Strafzölle auf Taschen- und Klappmesser erhoben –, der Handelsstreit zwischen USA und China, aber auch der chinesische Markt allein ist für Produkte „Made in Germany“ beziehungsweise „Made in Solingen“ nicht mehr der große Wachstumsmarkt. „China ist ein schwieriger Markt, die Umsätze gehen für uns eher zurück, obwohl Produkte aus Deutschland in den vergangenen Jahren zu den zehn größten Abnehmerländern zählten“, erklärt der IVSH-Geschäftsführer.

Gründe für den Rückgang sieht Jens Heinrich Beckmann im zunehmenden Online-Handel im Reich der Mitte. Aber auch in der „spürbaren Tendenz“ der Chinesen, derzeit lieber eigene als ausländische Marken zu kaufen.

Der Bereich Schneidwaren konnte in den ersten drei Quartalen dieses Jahres immerhin um fünf Prozent zulegen, nachdem 2018 der Umsatz um 6,3 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zurückgegangen war. Im Export sogar um elf Prozent. „Wir werden in diesem Segment bis zum Jahresende nicht mehr ins Minus rutschen“, sagt Jens Heinrich Beckmann.

Das Segment Bestecke (Umsatzrückgang 6,1 Prozent auf 170 Millionen Euro im vergangenen Jahr) konnte in den ersten neun Monaten 2019 um ein Prozent wachsen. „Nicht viel, aber immer noch besser als ein Rückgang“, findet der IVSH-Geschäftsführer. Getragen wurde das Plus durch Objektgeschäfte mit der Gastronomie, Krankenhäusern und Caterern, weniger mit dem Fachhandel. Töpfe, Pfannen und Küchenhelfer (Umsatzvolumen 2018 rund 943 Millionen Euro) entwickelten sich bis zur Jahresmitte zwar positiv, bis Ende September verbuchte dieses Segment aber drei Prozent minus.

„Mittlere Firmen wie Kretzer Scheren, Herder Windmühlenmesser, Triangle oder auch Gehring haben ihre Nische und erleben durchweg ein gutes Jahr“, erklärt Jens Heinrich Beckmann. Unter dem Strich sei 2019 kein „schlechtes Jahr“, „aber man hat das Gefühl, als wenn es jeden Augenblick kippen könnte“, so der IVSH-Geschäftsführer.

Eindeutig ist sein Urteil aber beim Fachhandel: „Desaströs, der kranke Mann unserer Branche“, sagt Beckmann. Das sei ein Problem, zumal die Produkte „sichtbar und im wahrsten Sinne des Wortes greifbar sein müssen“. Das könne der Online-Handel nicht bieten.

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