Wirtschaft in Solingen Schlemper Moden by Exquisit feiert den 65. Geburtstag

Ohligs · Schlemper Moden ist seit 65 Jahren vor Ort in der Stadt – und eine Erfolgsgeschichte. Höhepunkte der bisherigen Firmengeschichte waren auch die gut 35 Modenschauen. die erste davon fand bereits im Jahr 1958 statt.

 Geburtstag: Frank Schlemper verkauft Damenmode an der Düsseldorfer Straße in Ohligs.

Geburtstag: Frank Schlemper verkauft Damenmode an der Düsseldorfer Straße in Ohligs.

Foto: Peter Meuter

„Die Modebranche hat einen Riesenvorteil: Keine Saison ist wie die andere“, sagt Frank Schlemper. Er freut sich über die Vielfalt und den Abwechslungsreichtum, den die Arbeit mit sich bringt. Den 65. Geburtstag seines Modehauses hätte er aber gerne anders gefeiert: Die Einschränkungen durch die Pandemie erschweren das Geschäft; die Kundinnen vermissen den gewohnten unkomplizierten Einkauf.

„Klick & Collect wollen die Menschen nicht“, schildert Schlemper seine Erfahrungen. Dass er sich trotz aller Einschränkungen auch im zweiten Corona-Jahr behauptet, geht auf 2015 zurück: Damals stieg der Ohligser in den Onlinehandel ein. „Ich habe anfangs sehr viel Lehrgeld gezahlt“, erinnert er sich. „Der Onlinehandel ist wie ein komplett neues Geschäft.“

2019 machte der Verkauf übers Internet rund ein Fünftel des Umsatzes aus – und war dann während des Lockdowns die einzige Einnahmequelle. Frank Schlemper verschickt Damenoberbekleidung in fast alle europäischen Länder, aber auch nach Norwegen. Die staatlichen Hilfen reichen für das Überleben des alteingesessenen Geschäfts nicht aus. „Der bürokratische Aufwand ist gigantisch. Selbst für November und Dezember zugesagte Beträge sind noch nicht eingetroffen.“

Erfreulich ist momentan nur der Blick in die Erfolgsgeschichte des Modegeschäfts: Frank Schlempers Eltern Rudolf und Magdalene gründeten es im April 1956 an der Anfangstraße. Zwei Jahre später folgte der Umzug zur Keldersstraße. 1964 wurde zusätzlich das Ladenlokal an der Düsseldorfer Straße angemietet, 1967 das andere aufgegeben. Schlemper: „Das Sortiment war ausgerichtet auf die Kundin ab 30, mit dem Schwerpunkt auf der Damen-Oberbekleidung mit Kleidern, Blusen, Pullis, Röcken, Hosen und Mänteln“.

Höhepunkte der Firmengeschichte waren die gut 35 Modenschauen – schon ab 1958, damals draußen vor dem Bunker gegenüber vom Ladenlokal. „Das war in der Stadt Solingen die erste Modenschau nach dem Krieg und eine kleine Sensation“, weiß Frank Schlemper aus den Erzählungen seines Vaters. 1980 fanden zwei Veranstaltungen im Solinger Konzertsaal statt. Mehr als 1500 Zuschauer kamen – sicher auch wegen Stargast Ingrid Steeger. Schlemper: „Die Modenschauen trugen maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens bei.“

Heute beschäftigt Frank Schlemper neun Mitarbeiterinnen, die auf 120 Quadratmetern Verkaufsfläche Bekleidungsartikel bekannter Marken anbieten. Der geschäftsführende Gesellschafter trat 1984 in das Unternehmen ein. Vorher war der gelernte Steuergehilfe unter anderem als Zentraleinkäufer tätig und hatte seit 1979 das Geschäft „dressman“ geführt.

In der Modebranche will der 71-Jährige gerne weiterarbeiten: „Ich habe außer Motorradfahren keine Hobbys.“ Die Modebranche, unterstreicht Schlemper, erfordere stets die Sicht nach vorne: „Seit über 57 Jahren sind wir in den gleichen Räumen, die in den letzten Jahren immer wieder modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht wurden. Auch jetzt bereiten wir uns auf weitere Veränderungen der Ladeneinrichtung und des Sortiments vor. Nach Corona wollen wir wieder durchstarten und ein Teil von Ohligs sein.“

Die Veränderungen in dem Stadtteil sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Auf längere Sicht gesehen, ist alles wunderbar. Das Positive ist, dass viele Menschen nach Ohligs ziehen.“ Das werde sich für die Geschäftsleute aber erst „zeitversetzt“ auswirken. Die große Gefahr für die Läden liege im Umbau der Fußgängerzone: „Ich befürchte, dass wir dadurch einen weiteren Lockdown bekommen.“

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