Schausteller-Familie in Solingen Etwas Volksfest-Flair in schwierigen Zeiten

Solingen · „Darmann`s Schlemmerecke“ verwöhnt seine Gäste auf einem Gelände an der Beethovenstraße mit allerlei ­Jahrmarkts-Gaumenfreuden – und trotzt damit dem coronabedingten Ausfall von Stadtfesten und Kirmessen.

Marcela serviert in „Darmanns Schlemmerecke“ unter anderem Garnelenspieße, aber auch Currywurst und Pommes.

Marcela serviert in „Darmanns Schlemmerecke“ unter anderem Garnelenspieße, aber auch Currywurst und Pommes.

Foto: Peter Meuter

Ein Ehepaar macht sich gerade gut gestärkt auf den Weg zum Auto. „Schönes Wochenende“, ruft der Mann zum Abschied noch einmal in Richtung von Evelyn Darmann. Diese winkt den Besuchern zu. „Das sind Stammkunden“, berichtet die Mit-Inhaberin des traditionsreichen Schaustellerbetriebes – und erkennt direkt die nächsten bekannten Gesichter, die die Freifläche am Rande der Beethovenstraße betreten.

Seit mehreren Wochen empfängt dort „Darmann`s Schlemmerecke“ ihre hungrigen Kunden. Im urigen Stand in Form eines Fachwerkhauses mit angedeuteten Dachpfannen und kleinen Giebeln warten Currywurst und Pommes Frites, Spießbraten, Kibbeling, Matjes, Garnelenspieße und andere herzhafte Leckereien auf die Gäste – und vermitteln einen Hauch von dem, was in diesem Jahr so viele Menschen schmerzhaft vermissen: „Seit Ende März hätten wir jede Woche Veranstaltungen gehabt“, sagt Evelyn Darmann.

Aber das neuartige Coronavirus kam dazwischen. Und das meint es bekanntlich nicht gut mit öffentlichen Festen. Mindestens bis 31. Oktober gilt ein Verbot für Großveranstaltungen wie Volksfeste und  Festivals. Das Dürpelfest, dessen Kirmes Darmanns Jahr für Jahr organisieren, fiel dem ebenso zum Opfer wie zum Beispiel der Remscheider Ostermarkt, die Düsseldorfer Rheinkirmes, die Cranger Kirmes in Wanne-Eickel und der Zöppkesmarkt in Solingen – alles Feste, auf denen das Unternehmen mit seinem Imbiss gestanden hätte.

„Überall hängen die Schausteller am Fliegenfänger“, sagt Evely ­Darmann, betont aber zugleich: „Die Kollegen haben Kampfgeist und geben nicht auf.“ Vielerorts hätten sie nach und nach ihre Drive-In-Plätze eröffnet. „Uns war klar, dass auch wir etwas unternehmen mussten“, erklärt Darmann. Schließlich habe man auch eine Verantwortung für mehrere langjährige Mitarbeiter.

    Unter Corona-Vorschriften sind auf der Freifläche die Bänke und Tische nummeriert mit Abstand aufgestellt. Der Ein- und Ausgang erfolgt über separate Spuren.

Unter Corona-Vorschriften sind auf der Freifläche die Bänke und Tische nummeriert mit Abstand aufgestellt. Der Ein- und Ausgang erfolgt über separate Spuren.

Foto: Peter Meuter

In den Fokus rückte das verwaiste Gelände im Besitz der Firma Walbusch, in Nachbarschaft zu Darmanns eigenem Firmensitz. „Wir haben Christian Walbusch gefragt, ob wir das nutzen dürfen. Und er sagte sofort zu und wollte noch nicht einmal Miete dafür haben“, freut sich Evelyn Darmann über die Solidarität: „Wir sind sehr glücklich, hier stehen zu dürfen“.

Großes Lob zollt sie auch dem Unternehmen Tractive Power, das sich um die Energieversorgung kümmert und kostenlos Material zur Verfügung stellt. „Auch viele Kollegen haben ihre Hilfe angeboten“, sagt sie.

Und so ist das Gelände nun rundum ausgestattet: Es gibt einen Parkplatz, Zäune regeln die Wege zum Imbissstand und von ihm weg, eine Kunstrasenfläche verleiht der Umgebung eine gewisse Gemütlichkeit – ebenso wie die voneinander abgetrennten Tische, an denen man sich, teilweise auch in Zelten, entspannt niederlassen kann.

Auch Mitarbeiter aus dem Gewerbegebiet Scheuren kämen mittags vorbei, um es sich schmecken zu lassen, berichtet die Mit-Inhaberin – und natürlich viele Stammkunden, zum Teil sogar aus Remscheid: „Viele Leute freuen sich über das Angebot. Und für uns ist das eine große Hilfe“, betont Darmann. Die Sorgen bleiben aber, genau wie in der gesamten Branche. „Wir haben noch eine ganz kleine Hoffnung, dass es Weihnachtsmärkte gibt“, sagt Darmann. Die Schlemmerecke an der Beethovenstraße soll so lange wie möglich ihre Gäste begrüßen.

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