Prozess um versuchten Totschlag gegen einen Solinger Nebenklägerin macht Rückzieher

Solingen/Wupperal · Prozessauftakt am Landgericht um versuchten Totschlag: Attackierte Ehefrau will nicht mehr, dass ihr angeklagter Mann bestraft wird.

Der Angeklagte (rechts) im Gerichtssaal mit seinem Dolmetscher.

Der Angeklagte (rechts) im Gerichtssaal mit seinem Dolmetscher.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Wegen versuchten Totschlags muss sich in diesen Tagen ein 54-jähriger Solinger vor dem Landgericht Wuppertal verantworten. Er soll seine Frau niedergestochen haben.

Die Frau (50) war im Januar nachts blutend auf die Mühlenstraße gelaufen, verfolgt von ihrem Mann. Später lagen beide verletzt auf der Straße, und die Fahrgäste eines stoppenden Nachtbusses, die die Polizei alarmierten, waren zu unfreiwilligen Zeugen eines Ehedramas geworden. Rettungskräfte brachten die Verletzten in verschiedene Krankenhäuser. Die Frau war aus der gemeinsamen Wohnung ins Freie gelaufen. Dort soll ihr Mann sie angegriffen haben.

Alkoholisiert soll er nach Hause gekommen sein, um kurz darauf in der Küche ein Messer zu holen. Damit soll der Solinger mit irakischer Staatsangehörigkeit unvermittelt auf seine im Bett liegende Frau eingestochen haben. Die dort schlafenden Kinder soll er zuvor aus dem Zimmer geschickt haben. Einer der Söhne soll dem Vater das Messer aus der Hand gerissen haben. Noch ist nicht klar, ob der 54-Jährige sich die Verletzungen selbst zugefügt hat, oder ob sie bei der Rangelei mit dem Sohn entstanden sind, der seine Mutter vor dem Angriff hatte schützen wollen.

Was genau in der Nacht zum 31. Januar abgelaufen ist, wird das Gericht von den Angehörigen nicht mehr hören können. Die ehemals als Nebenklägerin aufgetretene Ehefrau hat die Nebenklage zurückgezogen. Sie möchte nicht nur nichts zur Tat sagen, sondern sie hofft auch darauf, das ihr Mann aus der Untersuchungshaft entlassen und nicht bestraft wird. Ähnlich verhält es sich bei den zwei ältesten der acht Kinder, die am ersten Verhandlungstag von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch gemacht haben. Sie wollen nicht über ihren Vater und auch nicht über die Tat sprechen – und auch sie hoffen auf seine Entlassung.

Warum der Angeklagte seine Ehefrau attackiert hat? Dazu war am Rande des ersten Verhandlungstages nur zu hören, dass es schon vor der Gewalttat immer wieder Streit gegeben haben soll. Dabei soll es um Geld und auch um den Alkoholkonsum des Mannes gegangen sein. Die Eheleute stammen aus dem Irak. Angedeutet wurde, dass der Angeklagte nicht über die Tat sprechen will, wohl aber noch über das Leben im Irak und die Flucht nach Deutschland.

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